Müdigkeit und keine taktischen Anpassungen: Für den FC Bayern geht es nur noch darum, die Winterpause zu erreichen
Von Florian Bajus

Der FC Bayern hat die Tabellenführung nicht verloren, der Vorsprung auf RB Leipzig ist aufgrund des Remis gegen Union Berlin (1:1) allerdings geschmolzen. Drei Unentschieden aus den letzten vier Pflichtspielen verdeutlichen, wie groß die Belastung beim Rekordmeister ist - und wie wichtig die kurze Winterpause wird.
Die letzte große Pause hatten die Spieler des FC Bayern zwischen März und Mai, als der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie eine ganze Weile stillstand. Seither ging es Schlag auf Schlag in der Bundesliga, dem DFB-Pokal, der Champions League und den Länderspielen, die im Herbst nachgeholt wurden.
Seit dem 18. September haben die Münchner 20 Pflichtspiele absolviert. Dass das 1:4 gegen 1899 Hoffenheim die bislang einzige Saisonniederlage ist, ist fast schon ein Wunder. Die Spielweise unter Hansi Flick kostet viel Kraft und die Rotationsmöglichkeiten sind für den Trainer aufgrund von Verletzungen eingeschränkt, weshalb jedes Spiel mittlerweile auf der letzten Rille absolviert wird.
Die Bayern können zwar nicht verlieren, aber auch nicht gewinnen. Das 1:1 gegen Union Berlin war das dritte Remis aus den letzten vier Spielen - auch, weil die Mannschaft die Vorgaben des Trainers, tiefer zu stehen und durch längere Ballbesitzphasen Kräfte zu sparen, nicht umsetzt. Vogelwild verteidigen die Münchner, die nach Ballverlusten einfach nicht mehr hinterherkommen. Doch wie soll daran gearbeitet werden, wenn es nur noch darum geht, sich so gut wie möglich zu erholen, bis das nächste Spiel ansteht?
Hoffnung auf das Winterpäuschen
Immerhin sind bis zur Winterpause nur noch die Bundesligaspiele gegen den VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen zu absolvieren. Ein Spaziergang werden die Duelle gegen die ungeschlagenen Wölfe und ein stets gefährliches Bayer, das zwei der letzten vier Begegnungen gewinnen konnte und am Sonntag (18 Uhr) mit einem Sieg über Hoffenheim die Tabellenführung erobern könnte, aber ganz gewiss nicht.
Alles geben und dann ein paar Tage durchatmen - das muss die Devise der Bayern sein. Das gilt allerdings auch für Leverkusen, Hoffenheim, RB Leipzig, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Alle Europapokalteilnehmer gehen personell am Stock und hoffen darauf, endlich für knapp zwei Wochen mal kein Pflichtspiel absolvieren zu müssen - in der Gewissheit, dass es danach wieder Schlag auf Schlag geht.
Zwischen Weihnachten und Neujahr haben die Spieler die Gelegenheit, länger zu regenerieren. Und die Trainer haben zumindest ein paar Einheiten, um taktische Details zu erarbeiten. In dieser Phase könnte es Flick gelingen, den Grundstein für eine erfolgreiche Rückrunde zu legen, indem er die Spielweise an die hohe Belastung anpasst und seiner Mannschaft beibringt, den Fuß etwas vom Gas zu nehmen. Aktuell kann er jedenfalls so viel einfordern, wie er will - die Umsetzung fällt den Spielern schwer.