Mourinhos ewige Litanei von der Schuld der Anderen!
Von Guido Müller
Im November 2019 landeten die Tottenham Hotspurs einen scheinbaren Coup auf dem Trainer-Markt und verpflichteten Star-Coach José Mourinho, der zuvor bei Manchester United gearbeitet hatte. Etwas mehr als ein Jahr später jedoch hat sich Ernüchterung rund um das New White Hart Lane breit gemacht.
Dabei steht in der aktuellen Tabelle ein Team aus London auf einem der begehrten Champions-League-Plätze. Es handelt sich dabei aber um die Hammers von West Ham. Die Spurs rangieren mit weitem Abstand (neun Punkte) dahinter auf Platz neun (freilich mit einem Spieler weniger als die Clarets).
Was genau ist also geschehen mit der Mannschaft, die mit ihrem begeisternden Offensivfußball noch im Jahr 2019 das Finale der Champions League erreicht und die Fans europaweit in Entzücken versetzt hat?
Oder anders gefragt: was macht Mourinho offensichtlich schlechter als sein Vorgänger Mauricio Pochettino, der mittlerweile die PSG befehligt? Nach eigenen Angaben des Special One: nichts. Und deshalb komme ein Rücktritt für ihn auch gar nicht in Frage.
Zweifel an seiner Arbeit oder an der seines Stabes hat Mourinho sowieso keine. "Überhaupt nicht. Null!", wie er nach der Niederlage gegen West Ham am gestrigen Sonntag gegenüber der BBC verlauten ließ.
Selbstkritik?- Fehlanzeige!
Denn die Ergebnisse seien die "Folgen vielerlei Dinge während eines Spiels". Und überhaupt seien seine Trainingsmethoden (und die seiner Assistenten) "so gut wie keine anderen auf der Welt!"
Den offensichtlichen Widerspruch kann (oder will) Mourinho anscheinend nicht erkennen. Und verweist viel lieber auf Probleme, die er seinerseits von seinen Vorgängern im Amt des Cheftrainers geerbt habe. Der Verein habe schon seit "sehr, sehr, sehr langer Zeit" Probleme - und er allein, als Trainer, könne sie nicht lösen. "Kein Trainer" könne das.
Eine Krise seiner Mannschaft, die in den letzten acht Pflichtspielen fünf Niederlagen kassiert hat, will der 58-Jährige auch nirgendwo sehen - und flüchtet sich statt dessen in terminologische Umschreibungen. Er würde es eher einen "schlechten Lauf" nennen. Wo genau der Unterschied liegen soll, weiß er wahrscheinlich selbst nicht.
Ein Bewerbungsschreiben für eine Ausweitung seines bis 2023 laufenden Vertrags ist eine solche "Selbstanalyse" eher nicht. Man darf gespannt sein, wie Klub-Chef Daniel Levy auf Mourinhos offenkundige Ratlosigkeit reagieren wird.