Mourinho lästert über Portugals Spielmacher: Was ist los mit Bruno Fernandes?
Von Simon Zimmermann
Eine Offensive zum Zungeschnalzen - und dennoch stottert der Motor gewaltig. Titelverteidiger Portugal ist mehr schlecht las recht in die EM gestartet. Ein (Haupt-)Grund dafür: das Rätsel um Spielmacher Bruno Fernandes.
Trotz des am Ende deutlichen 3:0-Auftaktsieges gegen Ungarn ist die Stimmung beim Europameister angespannt. Während das Ergebnis gegen den Außenseiter am ersten Spieltag trügerisch war, sorgte vor allem die Pleite gegen Deutschland für Zweifel.
Offensiv läuft bei den Portugiesen trotz namhafter Spieler wie Cristiano Ronaldo, Diogo Jota, Bernardo Silva oder Joao Felix noch nicht all zu viel zusammen. Ein Hauptgrund dafür könnten die mäßigen Auftritte von Spielmacher Bruno Fernandes sein. Während der 28-Jährige in der abgelaufenen Premier-League-Saison mit 18 Treffern und elf Torvorlagen brillierte, wartet er bei der EM noch auf eine Torbeteiligung. Schlimmer noch für das portugiesische Spiel: Fernandes wirkt müde, ausgelaugt und wenig inspiriert.
Fernandes spielt ohne Kraft und Kreativität
Mehr als Sicherheits- und Querpässe hat man vom 28-Jährigen bei dieser EURO noch nicht gesehen. Auch seine Wege in die Tiefe bekommt man in diesem EM-Sommer nicht zu Gesicht. Eigentlich völlig untypisch für Fernandes. Ist er nach 83 Pflichtspielen 2020/21 (kein Spieler in den Top-5-Ligen hat mehr) schlicht zu kaputt, um bei der EM an sein Topniveau heranzukommen?
Es dürfte zumindest ein Teil der tristen Fernandes-Realität dieser Tage sein. Ein Blick in die Statistiken der ersten zwei Spiele liefert weitere Aufschlüsse: 87 Ballkontakte und zwei Schüsse aufs Tor verteilt auf 153 Spielminuten. Werte, die Fernandes im United-Trikot locker in einer Partie übertrifft. Bei den Red Devils kommt der Portugiese deutlich häufiger in Abschlusssituationen oder bereitet diese für die Mitspieler vor.
Mourinho mosert über Fernandes: "Portugal sollte mit elf Spielern spielen"
Bei der EM ist von dessen Laufstärke und Torgefahr aber wenig bis nichts zu sehen. José Mourinho fällte vor dem Duell mit Frankreich ein vernichtendes Urteil. Fernandes habe zwar "unglaubliches Potenzial", habe davon aber bislang noch nichts gezeigt. "Portugal sollte mit elf Spielern spielen. In den zwei Partien war Bruno Fernandes zwar auf dem Feld, hat aber nicht gespielt", so die knallharte Aussage des portugiesischen Star-Trainers gegenüber Talksport.
Portugals Trainer Fernando Santos muss am Mittwochabend (ab 18 Uhr) gegen Frankreich nun eine schwere Entscheidung treffen. Lässt er einen der besten Spieler der Premier League und den eigentlichen Spielmacher seines Teams draußen - oder darf Fernandes in der Startelf bleiben?
Die kraftlosen Auftritte bislang lassen die Vermutung zu, dass Fernandes einfach nicht fit und frisch genug ist, um dem Europameister in dem Maße zu helfen, die es braucht. Alternativen im Kader gäbe es. Gegen Deutschland kam Routinier Joao Moutinho nach gut einer Stunde für Fernandes. Noch überhaupt nicht zum Einsatz kam bislang ein gewisser Joao Felix. Supertalent, Edeltechniker und frisch gekürter spanischer Meister mit Atletico Madrid. Vielleicht sollte sich Santos die Worte seinen Trainerkollegen noch einmal genauer anschauen...