Eine Saison Montagsspiele in der Frauen-Bundesliga: Ein zweischneidiges Schwert
Von Helene Altgelt
Die Montagsspiele in der Frauen-Bundesliga sind ein voller Erfolg - zumindest, wenn es nach dem Sender Sport1 geht. Vor der Saison hatte Sport1 die Rechte für die Montagsspiele übernommen und war damit auch ein gewisses Risiko eingegangen.
Ein neongelbes Risiko, vielleicht - bei "Montagsspiel" ist die erste Assoziation weiter der große Fan-Protest mit Tennisbällen, Boykotten und Rauch, der auf die Einführung dieses Spieltags in der Männer-Bundesliga folgte. 2018 lenkte die DFL ein und beendete das Experiment, aber die wechselhafte Karriere des Montagsspiels war da noch nicht vorbei.
Starke Quoten für die Montagsspiele in dieser Saison
Zur Saison 2023/24 wurde die Idee für die Frauen-Bundesliga wieder aufgewärmt, und der große Protest blieb - abgesehen von einigen Bannern - aus. Sport1 konnte nach Ende der Saison eine Erfolgsmeldung senden: Die Quoten für die Montagsspiele waren stark.
Primus war die Partie zwischen Bayern München und dem 1. FC Köln, die im Schnitt 320.000 Zuschauer erreichte und in der Spitze sogar 430.000 Fans. Insgesamt schalteten durchschnittlich 180.000 Zuschauer bei den Montagsspielen ein - eine ordentliche Zahl.
Annika Rody, Director Media Rights bei Sport1, zieht auf Anfrage ein positives Fazit: " Die Reichweiten während unserem Flutlichtspiel am Montagabend sprechen bereits in der ersten Saison für ein großes Faninteresse und unterstreichen den neuen Sendeplatz", sagt sie. Sport1 wolle sich nun weiter im Frauenfußball einen Namen machen - etwa mit dem Projekt #FrauenFuerFussball, bei dem gemeinnützige Projekte im Mädchen- und Frauenfußball gefördert werden.
Mehr Sichtbarkeit - Spielerinnen mit gemischten Gefühlen
In der Liga bleibt das Echo gemischt. Die Klubs unterstützen die Montagsspiele - die unorthodoxe Anstoßzeit bietet schließlich eine Chance für mehr Aufmerksamkeit. Am Montagabend buhlt keine andere deutsche Profiliga um die Zuschauer.
Bianca Rech, die bei Bayern die Strippen im Frauenfußball zieht, begrüßte die Einführung vor der Saison: "Mit den Montagsspielen bekommen wir noch mehr Sichtbarkeit. Auf einen Versuch kommt es an." Das Kalkül ist aufgegangen - die Montagsspiele wurden fast doppelt so häufig gesehen wie die Begegnungen am Freitagabend in der letzten Saison.
Bei den Spielerinnen gab es dagegen einige kritische Stimmen. Alexandra Popp sagte, sie sei "nicht so ein Freund“ der Neuerung, "weil unsere Liga immer noch keine Profi-Liga ist und Spielerinnen zum Teil auch noch arbeiten oder zur Schule gehen. Für die wird es schwer", so die DFB-Kapitänin. Tabea Kemme schlug in eine ähnliche Kerbe: "Im Fußball der Frauen können wir in Deutschland nicht von Profitum reden, setzen aber Montagsspiele an?", kritisierte die Ex-Nationalspielerin.
Janina Hechler zeigte sich hin- und hergerissen: "Als Spielerin spielt man natürlich gerne am Wochenende, da dann auch Freunde und Verwandte leichter zu den Spielen kommen können, die weiter weg wohnen. Montags ist das schwer. Andererseits ist es toll, dass diese Partien im Free-TV übertragen werden. So können mehr Menschen zuschauen."
Die Kölnerin sah die Montagsspiele aber in der Praxis nicht als das große Problem an: "Für uns ändert sich im Prinzip nicht viel, der Trainingsplan wird halt angepasst." Auch Sophie Weidauer von Werder Bremen bezeichnete die Begegnungen diplomatisch als "schwieriges Thema".
Bei den Zuschauerzahlen fielen die Montagsspiele nicht aus der Reihe: Sie zogen in etwa gleich viele Fans an wie die Begegnungen an den anderen Tagen. Einige Spiele, etwa in Duisburg oder Hoffenheim, waren mit unter 1.000 Zuschauern unterdurchschnittlich besucht - das scheint aber mehr an den beiden Standorten zu liegen, die auch insgesamt einen niedrigeren Schnitt aufweisen, als an den Montagsspielen.
Montagsspiele zeigen größeren Konflikt im Frauenfußball
So kann nach einer Saison ein gemischtes Fazit gezogen werden: Die Quoten sind gut, die Zuschauerzahlen stimmen auch. Das Ziel, mehr Interesse zu generieren, wird damit wohl erreicht, und auch die Verantwortlichen der Klubs der Frauen-Bundesliga unterstützen die Idee. Die Spielerinnen zeigen sich dagegen eher gemischter Meinung bis skeptisch, da die Montagsspiele mit dem Alltag derjenigen, die arbeiten gehen, schwer vereinbar ist.
So hängt die Beurteilung der Montagsspiele vor allem von der Perspektive ab - was zählt am meisten? Die umstrittene Anstoßzeit zeigt damit vor allem eine größere Trennungslinie bei Fans und Verantwortlichen.
Diese Trennungslinie verläuft zwischen denen, die das Marketing-Potenzial und die Einnahmen steigern wollen, um zu gleicheren Zuständen wie im Männerfußball zu kommen; und denen, die betonen, dass nicht alle dieser Maßnahmen mit dem Status Quo vereinbar sind und das Tempo angepasst werden sollte oder einige Ideen grundsätzlich hinterfragt werden müssen.