Mit der Entwicklung am Ende? Darum wird Musiala die KI-Prognose zerstören
Von Dominik Hager
Wenige Tage nach der Nichtberücksichtigung für die Kandidatenliste des Ballon d’Or muss Jamal Musiala den nächsten Dämpfer hinnehmen. Laut Prognose einer künstlichen Intelligenz wird der Bayern-Star nicht mehr besser und befindet sich bereits auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Diese These stellte Jan Wendt, Geschäftsführer und Mitbegründer der KI-Plattform 'PLAIER', im 'Doppelpass' bei Sport1 auf.
"Musiala ist schon auf einem extrem hohen Niveau - ein Weltklassespieler. Aber er wird aus unserer Sicht nicht mehr besser werden", behauptete Wendt. Der Bayern-Star zählt zu insgesamt 350 Spielern der Top-Kategorie, besitze aber kein wesentliches Steigerungspotenzial mehr. Mit Verweis auf die Statistik ist sich Wendt relativ sicher, dass seine Prognose auch im Falle des erst 21 Jahre alten Musiala zutreffend ist. "Bei einem 16-Jährigen liegt unsere Quote bei 60 bis 70 Prozent. Im optimalen Alter von 22 bis 26 Jahren erreichen wir eine Trefferquote von 80 bis 90 Prozent", schilderte er. Die Prognosen werden anhand von Wahrscheinlichkeiten festgelegt, die auf Daten der letzten vier bis sechs Jahre basieren.
Doch hat die KI auch den Gala-Auftritt von Musiala gegen Ungarn vorhergesehen? Zweifel sind erlaubt und auch Mario Basler monierte im 'Doppelpass', dass die Entwicklung von Musiala keineswegs am Ende sei. Tatsächlich gibt es auch gute Gründe dafür, dass in diesem konkreten Fall die KI versagt und Basler Recht behält. Wir sehen uns die besten drei Gründe dafür an, warum die Computer-Systeme falsch liegen und sich Musiala noch steigert.
1. Musiala hat noch in zahlreichen Kategorien Luft nach oben
Musiala ist bereits jetzt ein großartiger Spieler, allerdings bei Weitem nicht in jeder Kategorie auf Top-Niveau. Zunächst sei hier die Entscheidungsfindung anzumerken. Immer wieder lässt der 21-Jährige seine Gegenspieler stehen, spielt dann jedoch nicht den richtigen Pass oder entscheidet sich in den falschen Momenten für den Abschluss. Dies sind Dinge, die im Laufe der Karriere mit zunehmender Erfahrung ganz automatisch besser werden sollten. Auch andere Weltklasse-Zehner wie Kevin De Bruyne oder Bernardo Silva haben diesbezüglich in den mittleren und späten 20er-Jahren noch einen gehörigen Sprung nach vorne gemacht.
Ein weiterer Punkt ist das Kopfballspiel. Mit seiner Größe von 1,84 Metern und einer laut seinen Aussagen guten Sprungkraft dürfte hier noch ordentlich Optimierungsraum bestehen. Als Kopfballspieler ist Musiala schließlich noch nicht in Erscheinung getreten. Ein gewisser Cristiano Ronaldo hat allerdings auch ein paar Jahre gebraucht, um seinen Kopf als Waffe im Strafraum ideal einzusetzen. Ein paar Stunden Kopfballpendel und auch Musiala könnte noch einiges dazulernen - auch wenn er natürlich nie ein Kopfballspieler wie CR7 werden dürfte.
Grundsätzlich wirkt Musiala psychisch und physisch noch nicht komplett ausgereift, was in dem Alter normal ist. Die ein oder andere Einheit im Kraftraum dürfte ihm nicht schaden und auch mit der Erwartungshaltung in ganz großen Spielen wird er sich noch besser zurechtfinden.
2. Musiala befindet sich mitten im Enwicklungsprozess
Es wirkt ein wenig schräg, zu prophezeien, dass sich ein Spieler nicht mehr entwickeln kann, wenn sich dieser doch genau in einem solchen Prozess befindet. Ein Beispiel hierfür liefert Bundestrainer Julian Nagelsmann.
"Jamal hat im letzten Jahr bereits eine große Entwicklung durchgemacht, was seine Präsenz im Strafraum angeht. Er ist außergewöhnlich gut geworden. Vor der Europameisterschaft war die Strafraumbesetzung ein kleiner Kritikpunkt an diesem Ausnahmespieler. Während des Turniers war er sehr gut, heute war er phänomenal", schwärmte der 37-Jährige nach dem Ungarn-Spiel.
Dieses Beispiel zeigt, dass Musiala gerade in einer Phase ist, in der er viel lernt. Warum sollte dies also urplötzlich nicht mehr der Fall sein? Vor allem in puncto Torgefährlichkeit dürfte Musiala noch ein, zwei Gänge hochschalten können.
3. Musiala ist unberechenbar
Jamal Musiala ist ein Instinkt-Fußballer. Der Offensiv-Star ist für seine Gegenspieler auf dem Platz quasi unberechenbar. Warum sollte ihn also ausgerechnet ein Computer-System berechnen können?
Musiala gehört nicht zu den Spielern, die man in eine Schablone stecken kann und in fast jedem Spiel nahezu das gleiche machen. Der Youngster ist immer für einen überraschenden Moment gut, spielt unkonventionell und hat technisch Dinge drauf, für die es schlichtweg keine Erklärung gibt.
Einen solchen Spielertypen zu entschlüsseln, bedarf mehr als Daten, Statistiken und Wahrscheinlichkeiten. Gewissermaßen gibt es extrem viele Einflussfaktoren, die sich negativ oder positiv auf die weitere Laufbahn von Musiala auswirken können. Letztlich handelt es sich beim Fußball ohnehin um Menschen und nicht um Maschinen, die so spielen, wie es im Vorfeld berechnet wurde. Das Zitat "Sport ist keine Mathematik" ist in diesem Fall absolut zutreffend.
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