Michael Lang: Einstellung und Charakter verdienen größten Respekt
Von Stefan Janssen

Michael Lang kam 2018 als international erfahrener Rechtsverteidiger zu Borussia Mönchengladbach, um hinten rechts eine neue Ära einzuläuten. Daraus wurde nichts, nach nur einem Jahr hatte der Schweizer keine Perspektive mehr bei den Fohlen - und das gilt bis heute. Trotzdem präsentiert sich Lang vorbildlich und charakterlich einwandfrei, was großen Respekt verdient.
Nico Elvedi wird oft und gerne übersehen, doch der Schweizer gehört heute sicher zu den besseren Innenverteidigern in der Bundesliga. Doch bevor er dies wurde, spielte er bei Borussia Mönchengladbach in aller Regel hinten rechts. Dort wurde er ein solider Stammspieler, der defensiv seine Seite im Griff hatte. Offensiv ging aber recht wenig, Elvedi war halt eigentlich immer schon einer fürs Abwehrzentrum.
? #DieFohlen haben Rechtsverteidiger Michael Lang vom @FCBasel1893 verpflichtet. Der 27 Jahre alte Schweizer Nationalspieler erhält einen Vierjahresvertrag. Herzlich Willkommen, Michael! ? pic.twitter.com/FQ695LrpT3
— Borussia (@borussia) June 29, 2018
Auch deshalb holten die Fohlen im Sommer 2018 Michael Lang vom FC Basel als neuen Rechtsverteidiger. Elvedi konnte fortan in der Innenverteidigung eingesetzt werden, wo er nochmal einen riesigen Schritt nach vorne machte. Nach einer frühen Verletzung und den ersten Profi-Einsätzen für Jordan Beyer als Vertretung gab Lang Ende September in Wolfsburg schließlich sein Debüt im Dress der Gladbacher. Der Offensivdrang des Schweizers war etwas, das man vom rechten Verteidiger in Mönchengladbach lange nicht mehr gesehen hatte; Elvedi, Tony Jantschke, Julian Korb - sie alle waren eher defensiv orientiert.
"Macht es als rechter Verteidiger ordentlich, hat offenkundig das Zeug zum Stammspieler", bewertete die WZ damals Langs ersten Einsatz recht nüchtern. Was bei dem 2:2 damals aber auffiel, waren die Kilometer, die Lang abspulte und wie der immer mal wieder im gegnerischen Strafraum auftauchte und eben im Angriffsspiel mitwirkte. Defensiv machte er es wie beschrieben "ordentlich", an beiden Toren trug er keine Schuld.
Nach nur einem Jahr in Gladbach aussortiert
Eine neue Ära startete damit aber bekanntlich nicht: Lang verlor in der Rückrunde seinen Stammplatz, zudem bremste ihn eine erneute Verletzung nochmal vier Wochen aus. Nach seinem ersten Jahr in Gladbach kam schließlich Marco Rose, brachte Stefan Lainer mit und erklärte Lang, dass er sportlich keine Perspektive habe. Der 29-Jährige nahm die Situation professionell, betonte stets den offenen und ehrlichem Umgang und ging schließlich leihweise zu Werder Bremen, um dort insgesamt und persönlich ein Seuchenjahr zu erleben.
Mittlerweile ist Lang wieder in Mönchengladbach und wird es auch mindestens bis Januar bleiben, soviel steht fest. An seinen Einsatzchancen hat sich nichts verändert, doch wie Lang weiterhin damit umgeht, ist schlicht beeindruckend. Seine Aussagen im Interview mit der Gladbacher Homepage zeugen davon, dass Lang ein absoluter Musterprofi ist: "Wenn mich der Trainer braucht, werde ich bereit sein", oder "in der Mannschaft und auch mit dem Trainerteam fühle ich mich sehr wohl", oder "trotzdem werde ich weiter versuchen aus der Position des Herausforderers anzugreifen und im Training immer Gas zu geben".
Der 31-fache Nationalspieler nimmt die Situation, wie sie ist, und versucht, das Beste daraus zu machen. Er integriert sich voll in die Mannschaft, hilft jüngeren Spielern mit seiner Erfahrung weiter und schmollt nicht oder sorgt irgendwie sonst für Unruhe. Solch einer Einstellung gebührt der größte Respekt und Langs vorbildlicher Charakter hat jedes Lob verdient.
Damit so etwas möglich ist, braucht es aber auch immer zwei Parteien. Es benötigt nicht nur den Spieler, der trotz seiner schlechten Perspektive Willens ist, alles zu geben. Es braucht auch einen Verein, der ihn lässt. "Die Kommunikation mit mir war sehr ehrlich, trotzdem habe ich mich hier nie ausgeschlossen gefühlt", betonte Lang. Dass es nicht selbstverständlich ist, dass Vereine Spieler, die sportlich keine Rolle mehr spielen, voll integrieren, sieht man leider immer wieder, zuletzt natürlich beim FSV Mainz und Adam Szalai. Aber das ist eine andere Geschichte.