Nach Blamage gegen Osasuna: Messi holt zum Rundumschlag aus
Von Florian Bajus
National ist der FC Barcelona in dieser Saison leer ausgegangen. In der Copa del Rey verabschiedeten sich die Katalanen bereits im Viertelfinale, in der Liga feierte Real Madrid am Donnerstagabend die 34. Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Der verpasste Titel hat Lionel Messi dazu veranlasst, klare Worte für die aktuellen Zustände zu wählen. Der Kapitän ließ dabei kein gutes Haar an seinem Verein.
Aus und vorbei. Dass die Meisterschaft in diesem Jahr nicht an den FC Barcelona gehen würde, wusste Lionel Messi schon, als er gegen Osasuna sein 23. Saisontor erzielte. Der Argentinier schweißte in der 62. Minute einen direkten Freistoß in die Maschen des leeren Camp Nou, doch statt in Führung zu gehen oder diese auszubauen, war es nur der Treffer zum 1:1.
Seine Reaktion spricht Bände. Statt sich zu freuen oder seine Mitspieler noch einmal zu pushen, war Messi verärgert - weil es gegen den Tabellenelften der Liga einen Freistoß brauchte, um ein Tor zu erzielen. Doch nicht einmal dieser Treffer war nach dem Schlusspfiff etwas wert, weil Roberto Torres in der vierten Minute der Nachspielzeit das Siegtor für den Außenseiter erzielte. Und weil Real Madrid den FC Villareal mit 2:1 in die Knie zwang.
Messis holt zum Rundumschlag aus
Neun Punkte hat Barça seit dem Re-Start liegen lassen. Lagen Quique Setien und die Seinen nach 28 Spieltagen mit zwei Punkten Vorsprung noch an der Tabellenspitze, so ist daraus nach dem 37. Spieltag ein uneinholbarer Rückstand von sieben Punkten geworden. Im Endspurt wurden die Katalanen düpiert von souveränen Madrilenen, die ihrerseits keinen einzigen Zähler hergeschenkt haben. Vielmehr noch ist vor allem die Defensive sattelfest. Seit dem Re-Start kassierte Real nur vier Gegentore, Barça hingegen sieben. Ein nicht allzu großer, aber entscheidender Unterschied.
"Wir waren ein inkonstantes und sehr schwaches Team."
- Lionel Messi
Der verspielte Titel regte Lionel Messi noch am Abend zum Nachdenken an. Der Argentinier ist mehr denn je der Dreh- und Angelpunkt des in dieser Saison statischen und trägen Offensivspiels. Findet er keine Lücken, bleiben seine Mannschaftskollegen hilf- und ratlos stehen. Doch Messi, mittlerweile 33 Jahre alt, kann die Last nicht allein auf seinen Schultern tragen. Ohne funktionierende Mannschaft ist er wirkungslos.
"Wir wollten die Saison nicht auf diese Weise beenden, aber es ist ein Spiegelbild unserer Saison", monierte er nach dem Schlusspfiff bei Movistar+ (via ESPN und Evening Standard). "Wir waren ein inkonstantes und sehr schwaches Team. Andere Teams haben uns in Sachen Intensität und Entschlossenheit geschlagen. Es war leicht, Tore gegen uns zu schießen."
Messi: Barça "nicht gut genug für Europa"
Kritik, die den Verein ins Mark trifft - und die Messi, um dessen Zukunft wieder einmal zahlreiche Gerüchte kursieren, vielleicht dazu anregt, genau zu überlegen, ob er seinen Vertrag noch einmal verlängern will. Denn auch in der Champions League werde die Mannschaft keine Chance auf den Titel haben, wenn sich nicht grundlegende Dinge ändern würden.
"Wenn wir nicht gut genug für LaLiga sind, wie sollen wir dann gut genug für die Champions League sein?", fragte sich Messi, der seine Sorgen vor dem Achtelfinal-Rückspiel gegen die SSC Neapel noch deutlicher formulierte: "Wenn wir so weitermachen, werden wir das Spiel gegen Napoli verlieren."
Barça, kritisierte der Kapitän, sei "nicht gut genug für Europa. Wenn wir um die Champions League kämpfen wollen, wird sich eine Menge ändern müssen." Selbstkritisch müsse man werden, "angefangen bei den Spielern", sagte Messi. Die Mannschaft sei dazu "verpflichtet, alle Spiele zu gewinnen." Doch genau dieses Selbstverständnis fehlt mehr denn je. Und solange es nicht wiederkehrt, wird der FC Barcelona auch in der kommenden Spielzeit nicht der große Favorit auf alle Titel sein.