"Mehr als ein 1:0 im WM-Finale von Rom" - Fußballwelt trauert um Andi Brehme

Andreas Brehme mit Sepp Maier (l.) und Franz Beckenbauer (r.)
Andreas Brehme mit Sepp Maier (l.) und Franz Beckenbauer (r.) / Andreas Rentz/GettyImages
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Fußball-Deutschland hat in diesem noch jungen Jahr 2024 den zweiten Weltmeister verloren. In der Nacht von Montag auf Dienstag ging Andreas Brehme von uns. Der 63-Jährige erlitt einen plötzlichen Herzstillstand und konnte nicht mehr reanimiert werden.

"In tiefer Trauer teile ich im Namen der Familie mit, dass mein Lebensgefährte Andreas Brehme heute Nacht infolge eines Herzstillstandes plötzlich und unerwartet verstorben ist. Wir bitten, in dieser schweren Zeit unsere Privatsphäre zu wahren und von Fragen abzusehen", teilte Brehmes Lebensgefährtin Susanne Schaefer der dpa mit. Brehme hinterlässt aus früherer Ehe zwei erwachsene Kinder.

Nach dem Tod von Kaiser Franz Beckenbauer der zweite große Verlust 2024. Beide waren eng miteinander verbunden. Brehme bezeichnete seinen früheren Mentor und Trainer als guten Freund und betrauerte erst kürzlich Beckenbauers Tod, der ihn hart getroffen hatte.

Jetzt ist auch Brehme von uns gegangen. Die Trauer in der Fußball-Gemeinde ist groß:

"Ich bin unfassbar traurig über diese schockierende Nachricht. Niemand von uns wird Andreas Brehme jemals vergessen - weil er mehr ist als ein 1:0 im WM-Finale von Rom. Wir haben einen großartigen Menschen und einen treuen Freund verloren", so Uli Hoeneß.

Brehmes verwandelter Elfmeter im WM-Finale 1990 gegen Argentinien zum dritten Weltmeistertitel Deutschlands war der größte Moment seiner Karriere. Eigentlich war Lothar Matthäus als Elfmeterschütze geplant gewesen. Doch weil dessen Schuh in der ersten Halbzeit kaputt ging und Matthäus im zweiten Durchgang ein anderes, etwas zu großes Paar tragen musste, schickte er Brehme vor. Der dann gegen "Elfmetertöter" Sergio Goycochea eiskalt verwandelte.

Brehme ist seit detaillierter Datenerfassung 1966 der einzige Spieler der WM-Geschichte, der Elfmeter mit dem rechten und dem linken Fuß verwandeln konnte.

"Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein!"

"Es ist supertraurig und für die Weltmeister von 1990 der zweite Schicksalsschlag in so kurzer Zeit. Wir haben zwei absolut liebe Menschen verloren. Wir haben zusammen und gegeneinander Fußball gespielt, da gibt es natürlich eine tiefe Verbundenheit", äußerte sich Pierre Littbarski, der 1990 gemeinsam mit Brehme den WM-Titel holte.

Bodo Illgner, Torwart der Weltmeister-Elf, ist fassungslos: "Ich bin total geschockt. In so kurzer Zeit erst der Franz und jetzt der Andy. Das ist Wahnsinn. Mir fehlen die Worte. 63 ist doch kein Alter. Der Andy war immer gut gelaunt, immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Ich habe ihn nur einmal etwas sauer erlebt: Während der WM 1990 hatte sich der Litti mal sein Auto ausgeliehen, um mit uns von Erba nach Mailand zum Essen zu fahren - aber ohne den Andy zu fragen. Das war sein neuer Mercedes SL, den er wohl er gerade bekommen hatte."

So ergeht es auch Thomas Häßler, ebenfalls Mitglied der 1990er Weltmeister: "Ich bin total geschockt und völlig fertig, habe noch vor zwei Wochen mit ihm telefoniert. Ich trauere mit allen Angehörigen und Freunden. Tragisch, dass er mit 63 Jahren schon von uns gegangen ist. Andy war ein super Mensch und der weltbeste Linksverteidiger im Fußball, beidfüßig so unglaublich stark. Mein schönster Moment mit ihm wird immer sein Elfmeter-Tor im Finale gegen Argentinien sein, dass ihn zur Legende und uns zum Weltmeister machte. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein!"

Auch Brehmes Ex-Klubs kondolierten nach der Nachricht seines Todes. Brehme hatte in seiner Laufbahn für Saarbrücken, den 1. FC Kaiserslautern, Bayern München, Inter und Saragossa gespielt. Auch als Cheftrainer war er beim FCK und später Assistent beim VfB Stuttgart.

"Der FCK trauert um Andreas Brehme. Er trug insgesamt zehn Jahre das Trikot der Roten Teufel, wurde mit dem FCK Deutscher Meister und Pokalsieger. 1990 schoss er die Deutsche Nationalmannschaft mit seinem Elfmeter zum WM-Titel und wurde endgültig zur Fußball-Legende", twitterte Lautern.

Auf den Sozialen Kanälen schrieb der FC Bayern: "Der FC Bayern ist zutiefst erschüttert vom plötzlichen Tod von Andreas Brehme. Der deutsche Rekordmeister ist in Trauer vereint mit den Angehörigen und Freunden. Wir werden Andreas Brehme immer in unseren Herzen behalten – als Weltmeister und mehr noch als einen ganz besonderen Menschen. Er wird immer ein Teil der FC-Bayern-Familie sein. Ruhe in Frieden, lieber Andi!"

"Ein großartiger Spieler. Ciao, ewige Legende", schrieben die Nerazzurri.

Vielmehr bleibt nicht hinzuzufügen. Außer, dass Andi Brehme nicht nur ein toller Fußballer war, sondern auch ein Mensch, der von vielen sehr geschätzt wurde. Jetzt ist er viel zu früh von uns gegangen. Eine Etage weiter oben kickt er nun mit dem Kaiser, seinem guten Freund und Mentor. Mit rechts oder links - das war Brehme schon immer egal.