Vom Mega-Talent zum fast schon vergessenen Dauerverletzten: Tanguy Nianzou will endlich in München durchstarten
Von Dominik Hager

Tanguy Nianzou kann endlich wieder Gas geben. Nach zwei schweren Verletzungen in dieser Saison durfte er gegen Union Berlin zumindest 20 Minuten bestreiten. Im Sommer kam der 18-jährige Innenverteidiger als gefeiertes Talent zu den Bayern. Ein knappes Jahr später ist er jedoch nach seiner langen Leidenszeit fast schon in Vergessenheit geraten. Da ist es also an der Zeit, dass wir uns genauer anschauen, wer der französische Youngster ist und wie die Bayern mit ihm planen könnten.
Lediglich zweimal durfte Tanguy Nianzou bisher sein rotes Trikot überstreifen. Ansonsten war seine Zeit geprägt von Verletzungen und langwierigen Reha-Programmen. Das Abwehrtalent nutzte seine spielfreie Zeit allerdings auch, um sein Deutsch zu verbessern. Wie gut er die fremde Sprache bereits beherrscht, bewies er nun im Rahmen eines Interviews auf der Bayern-Homepage. Hier erfahren wir einige spannende Informationen über den Mensch und Fußballer Tanguy Nianzou.
Der junge Franzose hegt neben dem Fußball eine große Leidenschaft für Basketball. Er selbst beschreibt sich zudem als ruhigen Charakter, der aber viel lacht und immer positiv ist. Diese Eigenschaften waren in den letzten Monaten auch besonders gefragt. "Die Zeit war sehr schwierig vom Kopf her, aber ich habe meine Reha gemacht und bleibe positiv. Ich werde besser zurückkommen", kündigt er an.
Nianzou schwärmt von Hansi Flick: "Ich lerne viel von seiner Erfahrung"
Seine bisherigen Erfahrungen im Training und mit Bayern-Coach Hansi Flick empfindet Nianzou als sehr positiv. „Der Trainer spricht viel mit den jungen Spielern, auch mit mir. Das ist sehr schön natürlich. Ich lerne viel von seiner Erfahrung. Er gibt mir viele gute Ratschläge, das ist schön", freut er sich. In seiner Eingewöhnungszeit haben ihm auch seine zahlreichen französischen Mitspieler gutgetan. "Es ist sehr schön, dass es hier viele Franzosen gibt. Für mich ist das einfacher, weil ich mich besser anpassen und oft französisch sprechen kann", erklärt er.
Aufgrund seiner vielen Verletzungen kann Nianzou seine Debüt-Saison als reines Lehrjahr abstempeln. Zumal er in den verbliebenen Saisonspielen wohl keine große Rolle mehr einnehmen wird, bereitet sich der Franzose bereits für die neue Spielzeit vor. Um noch stärker zu werden, fokussiert sich Nianzou auf die Kernkompetenzen des Verteidiger-Daseins. "Ich trainiere hauptsächlich meine Defensiv-Technik wie Ballkontrolle, Antizipation und Eins-gegen-eins-Situationen", verrät er.
Boateng-Abschied als Vertrauensbeweis für Nianzou?
Obwohl der Defensivspieler in den letzten Monaten ziemlich von der Bildfläche verschwunden war, glauben die Bayern weiter fest an das Abwehrtalent. Dies ist nicht weiter verwunderlich, zumal zahlreiche Experten dem Ex-Pariser eine Weltkarriere zutrauen. Vor der Saison prophezeite Ralf Rangnick, dass Nianzou innerhalb eines Jahres zum Stammspieler heranreifen kann. Aufgrund seines Verletzungspechs ist diese Prognose natürlich gescheitert, jedoch wird der französische U18-Nationalspieler das im nächsten Jahr ändern wollen.
Wie groß das Münchner Vertrauen in den Neuzugang ist, zeigt die Tatsache, dass man den Vertrag von Jerome Boateng nicht verlängert hat. Mit ein Grund hierfür dürfte sicherlich darin liegen, der Zukunftshoffnung den Weg frei zu machen. Dieser sieht sich nämlich genau auf der Position des 32-Jährigen. "Ich liebe die Innenverteidigung mehr als die Sechser-Position, weil ich einfach die Verantwortung als Verteidiger liebe", verrät der Defensiv-Allrounder.
Obwohl neben Jerome Boateng auch David Alaba und Javi Martinez die Münchner verlassen, steht Nianzou dennoch vor einer Herkules-Aufgabe. Mit Dayot Upamecano und Lucas Hernández wird er im kommenden Jahr nämlich zwei Landsleute vor sich haben, die beide noch jung sind, aber bereits zu den stärksten Abwehrspielern in Europa zählen. Niklas Süle gilt zwar ein wenig als Wackelkandidat, wird jedoch auch nicht so leicht zu verdrängen sein. Der 18-Jährige wird also zeigen müssen, dass sein Talent tatsächlich so groß ist, wie viele annehmen.
Zudem muss in der kommenden Saison auch endlich sein Körper mitspielen. Trotz seines unglücklichen Startes hat der Youngster nämlich noch so einiges vor. Langfristig will dieser nämlich mehr als nur ein Mitläufer sein. In Tanguy Nianzou steckt sogar ein kleiner Kapitän. In seiner Pariser-Zeit trug er sowohl in der U17 als auch in der U19 die Binde. Demnach verfolgt er auch das Ziel, in München zum Führungsspieler zu reifen. "Ich bin sehr laut auf dem Platz und gebe viele Kommandos. Ob ich ein Leader bin, weiß ich nicht, aber ich möchte einer sein", verrät er. Für sein Alter wirkt der Franzose definitiv schon sehr reif und geerdet. Bleibt zu Hoffen, dass sein Körper dem Sprung zum Top-Spieler nicht im Wege steht.