McKennie-Abschied perfekt: Drei positive Folgen für Schalke
Von Yannik Möller

Über das vergangene Wochenende wurde der Abschied von Weston McKennie perfekt: Sein (zunächst Leih-)Wechsel zu Juventus Turin eröffnet auf Schalke zwar vor allem finanzielle Möglichkeiten, aber auch für andere Spieler im Mittelfeld.
Ein Jahr per Leihe, bei anschließender Qualifikation für die Champions League die feste Verpflichtung, anschließend weitere Boni möglich: Der Rahmen des Deals um Weston McKennie und Juventus Turin spricht schlussendlich, nach etwas hin und her, doch für Schalke 04 und somit auch für die Arbeit von Sportvorstand Jochen Schneider.
Im besten Szenario kann der Klub bis zu 30 Millionen Euro einnehmen, das eingesparte Gehalt ist noch nicht mit eingerechnet. Etwa 4,5 Millionen Euro als Leihgebühr an sich und eine sehr wahrscheinlich zur Pflicht werdende Kaufoption von weiteren 18,5 Millionen Euro. Selbst ohne die weiteren Bonus-Zahlungen, die bis zu sieben Millionen Euro einbringen können, hat S04 mit 23 Millionen Euro die erhoffte Ablöse von 20 bis 25 Millionen Euro erreicht - wenn auch etwas zeitversetzt und nicht in einem Rutsch.
BLESSINGS!!! Excited to start this new journey! Couldn’t have done it without the massive support from my family, friends, and agents??. Time to Work #forzajuve pic.twitter.com/97NdnOikRT
— Weston McKennie (@WMckennie) August 29, 2020
Für Schalke hat das drei große Folgen, die sich zudem noch etwas unterteilen lassen. Drei Folgen, die angesichts des McKennie-Abgangs positiv zu verstehen und auch zu nutzen sind.
Entlastung bei zwingend notwendigen Verkäufen: Harit und Kabak könnten gehalten werden
Bislang war die finanzielle Abhängigkeit von einem größeren Verkauf beim S04 klar: Ohne diesen war es nicht möglich, bei selbst aktiv zu werden, außer es handelt sich um eine günstige Leihe oder einen ablösefreien Deal. Für dieses Szenario wurden immer wieder die vier Namen genannt, die durch ihren Abschied eine derartige Tür öffnen würden: Amine Harit, Ozan Kabak, Suat Serdar und Weston McKennie. Auch viele Fans waren sich einig: Ein McKennie-Abgang würde genug Geld bringen und gleichzeitig die vergleichsweise kleinste Lücke in die Mannschaft reißen.
Somit könnten Harit und Kabak, die immer mal wieder mit einem Wechsel noch in diesem Sommer in Verbindung gebracht wurden, rein aus S04-Sicht wohl zumindest für die anstehende Saison eingeplant werden. Ein zweiter großer Verkauf wird wohl weder nötig sein, noch anvisiert werden. Neben dem einzuplanenden Juventus-Einnahmen wird der eigene Spielraum vermutlich noch durch ein, zwei kleinere und ohnehin geplante Abgänge (bspw. Nabil Bentaleb, Hamza Mendyl oder Sebastian Rudy) und die damit einhergehenden Gehaltseinsparungen etwas vergrößert.
Kader-Baustellen können und müssen angegangen werden: Offensive und Rechtsverteidiger im Fokus
Die größten Baustellen, die auf Schalke angegangen werden müssen, sind im Sturm und auf der Position des Rechtsverteidigers zu finden. Trotz der sehr bald bevorstehenden Verpflichtung von Vedad Ibisevic soll laut kicker noch ein weiterer Stürmer gesucht werden, der über "großes Stammplatz-Potenzial" verfügt. Eine Suche, die auch durch die Einnahmen und Einsparungen im Falle McKennie ermöglicht, oder zumindest erleichtert wird.
Oberste Priorität sollte eigentlich die Suche nach einem Rechtsverteidiger genießen, womöglich hat sie dies intern auch. Zurzeit gibt es nämlich nicht einen einzigen rechten Außenverteidiger im Kader von Königsblau. Bei bisherigen Testspielen mussten verschiedene Spieler aushelfen, zuletzt auch Rudy.
Es ist wichtig anzumerken, dass größere Sprünge weiterhin keine Möglichkeit für den S04 sind. Auch mittlere Sprünge, wie zum Beispiel eine etwaige Leih-Rückkehr von Sead Kolasinac, benötigt große Eingeständnisse und großen Verzicht seitens der Spieler. Dass das Geld aus Turin nicht auf einmal, sondern in Schüben kommen wird, ist dabei aber kein direkter Nachteil. Derartige Transfersummen werden im Fußball eigentlich grundsätzlich in unterteilten Raten gezahlt.
Mehr Spielraum im Schalker Mittelfeld: Bozdogan könnte zum jungen Gewinner werden
Durch den Abgang von McKennie entsteht unweigerlich eine Lücke im Mittelfeld. Der oftmals als Pressingspieler bezeichnete US-Amerikaner war über die Jahre zwar nicht der Stammspieler schlechthin, hat aber trotzdem eine ordentliche Menge an Einsätzen und Spielminuten sammeln können.
Im Mittelfeld gesetzt dürften vor allem Omar Mascarell, Suat Serdar und Amine Harit sein, sollten sie fit und auf ihrem gewöhnlichen Leistungsniveau spielen. Auch Mark Uth ist eine Option für die Rolle des offensiven Spielmachers, ebenso könnte ein nun doch womöglich (für ein Jahr) re-integrierter Nabil Bentaleb aufspielen. Zwei Szenarien, die allerdings weder feststehen, noch den offenbar tatsächlichen Plänen von David Wagner und Jochen Schneider entsprechen: Uth läuft derzeit eher im Sturm auf und bei Bentaleb wäre der Abschied noch immer die bevorzugte Variante.
Somit tun sich vor allem für Can Bozdogan Chancen auf, frühzeitig eine größere Rolle im Profifußball einzunehmen. Erst im Endspurt der vergangenen Saison durfte er zum Bundesliga-Debüt auflaufen, hinterließ durch seine Kreativität und seinen Spielwitz jedoch einen sehr guten und auch technisch feinen Eindruck. Als Achter oder auch Zehner wäre er einsetzbar. Der 19-Jährige dürfte auch größere Chancen haben als Nassim Boujellab, auch wenn dieser schon über ein Jahr mehr Erfahrung verfügt.