Max Eberl will den FC Bayern ärgern und schwärmt von der eigenen Konstanz
Von Christian Gaul

Vor dem Endspurt in der Bundesliga beginnt auch für die Borussia die Zeit der verordneten Quarantäne. Sportdirektor Max Eberl nutzte den gewonnenen Freiraum, um sich zur aktuellen Saison, dem kommenden Spiel gegen den FC Bayern und die Gladbacher Konstanz der letzten Jahre zu äußern.
In Absprache mit der DFL befinden sich die 36 deutschen Profiklubs und damit auch die Borussia nun in der Halb-Isolation, nur Aufenthalte im Stadion, auf dem Trainingsgelände und im häuslichen Umfeld sind dabei vorgesehen. Ab dem 12. Mai wird sich der komplette Tross nur noch auf dem Vereinsgelände aufhalten dürfen, untergebracht wird man im Hotel auf dem Gelände des Borussia Parks.
"Wir haben die Bundesliga-Saison bislang sehr gut über die Bühne gebracht. Vor zwei Wochen gab es dann mit Hertha BSC den ersten Bundesligaverein, der komplett in Quarantäne geschickt werden musste. Um einem solchen Szenario aus dem Weg zu gehen und eine größtmögliche Sicherheit zu erreichen, die Saison sportlich fair zu Ende zu bringen, halte ich die Quarantäne-Maßnahme für logisch und richtig. Hintenheraus sind auf Grund der EM keine Nachholtermine mehr möglich, daher ist es sinnvoll, jetzt die gesamten Mannschaftstrosse zu isolieren, um jegliche Ansteckungsrisiken zu reduzieren", gab sich Sportdirektor Max Eberl im Interview auf Borussia.de gewohnt rational.
"Die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb bedeutet, dass wir eine sehr gute Saison gespielt haben."
- Max Eberl
Eventuell bietet die Abschottung auch die Gelegenheit, sich noch intensiver auf die verbleibenden drei Spiel der Bundesliga vorzubereiten. Immerhin geht es für Gladbach um den Einzug in das internationale Geschäft.
"Wir sind noch komplett im Kampf um Europa dabei und wollen versuchen, das bestmögliche Ende zu schaffen. Bis Mitte Februar haben wir eine gute Saison gespielt, dann gab es leider eine Phase, in der wir in der Bundesliga über Wochen kaum gepunktet haben. Diese Schwächeperiode hat uns eine noch bessere Ausgangslage gekostet", rekapitulierte Eberl.
Dennoch sieht er noch Chancen, am Ende den sechsten Platz zu sichern, obwohl man dafür vier Punkte auf Bayer Leverkusen aufholen müsste. "Trotzdem stehen wir drei Spieltage vor Schluss auf Platz sieben und haben damit die Qualifikation für die Conference League in der eigenen Hand. Aber natürlich wollen wir mehr. Wir werden versuchen, in den letzten drei Spielen die optimale Punktausbeute zu erreichen, um uns am Ende vielleicht doch noch für die Europa League zu qualifizieren", hofft der 47-Jährige.
Gegen den FC Bayern "die eigene Leistung auf den Platz bringen" - Konstanz wird oft unterbewertet
Auch wenn es nur die Conference League werden sollte, wäre Eberl keinesfalls unzufrieden. "Auf europäischer Bühne zu spielen ist immer ein großes Ziel für Borussia Mönchengladbach und gleichzeitig auch immer ein Erfolg - ganz egal, ob Champions, Europa oder Conference League. Die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb bedeutet, dass wir eine sehr gute Saison gespielt haben. Die Conference League ist noch etwas unbekannt. Sie wurde von der UEFA vor allem deshalb geschaffen, um auch kleineren Nationen die Möglichkeit zu geben, international zu spielen. Trotzdem werden sich auch in diesem Wettbewerb namhafte Vereine wiederfinden. Daher wäre es für uns auf jeden Fall reizvoll, dort dabei zu sein", bestätigte der Gladbacher Sportdirektor.
Das erste "Endspiel" um die internationalen Plätze steigt am kommenden Samstagabend in der Allianz Arena. Der Gegner wird der FC Bayern sein, der gegen die Borussia die Meisterschaft feiern könnte.
"Auswärtsspiele in München sind immer kompliziert, da braucht man nicht drum herum reden. Aber wir waren in den vergangenen Jahren immer ein ebenbürtiger Gegner und haben die Bayern sehr häufig vor große Probleme gestellt. Das wollen wir auch diesmal wieder schaffen. Wir fahren dorthin, um ein positives Ergebnis zu erzielen, das wir auch brauchen, um unsere Chancen auf Europa zu wahren. Dass die Bayern an dem Abend Meister werden können, ist für mich eher eine Thematik am Rande. Wir müssen uns darauf konzentrieren, dort unsere Leistung auf den Platz bringen", will Eberl an die vergangenen Erfolge gegen die Münchner erinnern.
Wie zum Beispiel das 3:0 vom Oktober 2018, als die Borussia ein sensationelles Spiel ablieferte. Damals wie heute wurde Capitano Lars Stindl gerade rechtzeitig fit für die Partie, im Hinspiel der laufenden Saison drehte die Borussia ein 0:2 noch in einen Sieg.
"Wir sind damals recht früh mit 0:2 ins Hintertreffen geraten und haben das Ganze dann aber noch in ein 3:2 gedreht. Vor allem in der zweiten Hälfte haben wir damals sehr gut verteidigt. Aber jedes Spiel ist anders und hat seine eigene Geschichte, daher kann man nicht unbedingt Rückschlüsse daraus ziehen. Aber eins ist ohnehin klar: Um bei den Bayern eine Chance zu haben, müssen wir definitiv eine Top-Leistung abrufen", wollte Eberl klarstellen.
Doch nicht nur gegen den deutschen Rekordmeister sah man in den vergangenen Jahren gut aus. Die Borussia wird wohl zum zehnten Mal in Folge auf einem einstelligen Tabellenplatz ins Ziel kommen. Weil RB Leipzig erst seit der Saison 2016/17 vertreten ist, schafften dies ansonsten nur der FC Bayern und Borussia Dortmund.
"Ich habe ja in der Vergangenheit schon öfter betont, dass wir versuchen wollen, uns in der Bundesliga oben festzubeißen und zu etablieren. Das haben wir neunmal hintereinander geschafft und nun die Chance, dass es das zehnte Mal klappt. Dass uns das als einzigem Klub neben den Bayern und dem BVB gelingen kann, hat definitiv Aussagekraft über unsere positive Entwicklung und die große Qualität, die wir inzwischen haben. Auf der anderen Seite weiß ich aber auch, dass einigen Leuten die Einstelligkeit alleine nicht reicht. Trotzdem ist es ein Zeichen von Konstanz, das nicht von der Hand zu weisen ist", wollte Eberl darauf hinweisen, dass man als Anhänger der Borussia auch diesen Fakt gerne einmal würdigen könne.