Max Eberl begründet Auszeit und seinen Wechsel zu RB Leipzig
Von Jan Kupitz
Max Eberl bricht sein Schweigen. Der ehemalige Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach wird Mitte Dezember ins Fußballgeschäft zurückkehren und sich RB Leipzig anschließen. Nun erzählt er, warum er sich zu Beginn dieses Jahres für eine Auszeit entschieden hat und wie es ihm währenddessen ergangen ist.
Unter Tränen und sichtbar entkräftet hatte Max Eberl im Januar dieses Jahres seinen Rücktritt bei Borussia Mönchengladbach bekannt gegeben. Nach vielen, vielen Jahren im Geschäft - gepaart mit immenser Verantwortung - musste der 49-Jährige "raus", wie er damals sagte. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört, doch nun meldet er sich erstmals wieder zu Wort.
"23 Jahre war ich insgesamt in Mönchengladbach; ohne Pause, ohne Zeit, mal etwas zu reflektieren und zu verarbeiten. Dazu gehört zum Beispiel auch Privates, wie die Trennung vor knapp dreieinhalb Jahren von meiner Frau nach knapp 25 Jahren", offenbarte Eberl im Interview mit der Bild.
"Wir Fußballer neigen aufgrund des dichten Zeitplans dazu, Dinge schnell abzuhaken, zu verdrängen und weiterzumachen. Das nächste Spiel steht ja an. Aber irgendwann wird der Berg immer größer mit all dem, was sich so angehäuft hat. (...) Max Eberl ist immer marschiert. Ich wollte den größtmöglichen Erfolg für den Klub und habe mich komplett hingegeben", erläuterte er.
Am Ende sei der Berg, der er erklomm, aber "zu groß" gewesen. "Ich war in einer Sackgasse", unterstrich der langjährige Gladbacher. "Inzwischen weiß ich das. Doch es hat gedauert, bis ich das gemerkt habe und akzeptieren konnte, dass der Fußball mal nicht der Mittelpunkt in meinem Leben ist."
Eberls wichtigste Erfahrung: "Eine Reise zu mir selbst"
Die Zeit, in der der Fußball als Mittelpunkt abgelöst wurde, hat Eberl für Reisen genutzt. Dabei ist aber nicht nur der Urlaub gemeint, an den man bei diesem Begriff zuerst denken würde - sondern auch eine Reise zu sich selbst.
"Eigentlich reden wir von zwei Reisen", erklärte Eberl. "Eine physische Reise, auf der ich verschiedene tolle Orte besucht habe. (...) Die größere Reise aber war die psychische - eine Reise zu mir selbst. Eine Reise, um das, was passiert ist, zu reflektieren. Um über Dinge nachzudenken. Für diese Reise habe ich mir auch professionelle Hilfe gesucht, denn es war eine sehr intensive Reise. Sie hat am ersten Tag nach der Pressekonferenz angefangen und lief dann mehr oder weniger an jedem Tag."
Inzwischen, so beteuerte er, gehe es ihm wieder "sehr gut". Nach seinem Abschied von der Borussia habe er die Zeit genutzt und sich um sich selbst gekümmert. Der 49-Jährige habe "auf den Menschen Max Eberl geschaut, auf ihn geachtet und mich um ihn gekümmert".
"Als ich aus Argentinien zurückgekommen bin, habe ich mir professionelle Hilfe genommen und professionell reflektiert. Ich habe mir Fragen stellen lassen und mich auf sie eingelassen. Das war aufschlussreich, aber auch sehr schmerzhaft und hart. Ich war mit mir beschäftigt und kann offen sagen: Ich habe auch viel geweint. Inzwischen bin ich an einem Punkt, an dem ich Dinge viel bewusster mache", teilte Eberl mit.
Dass er ab Dezember wieder ins Fußballgeschäft einsteigt - und dann ausgerechnet bei RB Leipzig - hat bei vielen Fans der Bundesliga für Verwunderung, aber auch Enttäuschung und sogar Wut gesorgt. "Natürlich war diese Debatte in meinen Gedanken ein Thema", gab Eberl zu.
"Als ich mich damit auseinandergesetzt habe, habe ich gemerkt, wie wichtig es mir jahrelang war, den Menschen zu gefallen – dass die Fans und die Leute um mich herum zufrieden sind mit dem, was ich mache", teilte Eberl mit. Inzwischen bewertet er die Dinge aber anders: "Heute aber sage ich: Am Ende gibt es nur einen, dem du wirklich Rechenschaft ablegen musst, und das bist du selbst. Und ich habe einfach Bock, für Leipzig zu arbeiten."