Matthäus legt in Favre-Causa nach - und bringt Niko Kovac in Stellung!

Der neue und der alte BVB-Trainer? Lothar Matthäus hält's für möglich
Der neue und der alte BVB-Trainer? Lothar Matthäus hält's für möglich / CHRISTOF STACHE/Getty Images
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Für Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus wird die Zukunft von Borussia Dortmund ohne ihren jetzigen Trainer Lucien Favre stattfinden. In seiner Sky-Kolumne benennt der frühere Weltfußballer dabei vor allem zwei Gründe, die in gewisser Weise miteinander verknüpft sind: den (ausgebliebenen) sportlichen Erfolg der letzten Jahre - und den langen Schatten des Jürgen Klopp.

Denn - und auch das gehört zu einer seriösen Analyse der Situation des Lucien Favre bei den Westfalen - seit Klopps Abgang im Jahr 2015 haben sich mittlerweile vier verschiedene Übungsleiter an der Aufgabe versucht: Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger - und eben Lucien Favre.

Einen Titel zu holen, und somit die von Jürgen Klopp begonnene Erfolgsstory (zweimal Meister, einmal Pokalsieger, ein Finale der Champions League - jeweils gegen den FC Bayern als direkten Kontrahenten) weiterzuschreiben, schaffte - mit Abstrichen - nur dessen unmittelbarer Nachfolger Thomas Tuchel (DFB-Pokalsieg 2017). Doch der wiederum passte mit seiner verkopften Art einfach menschlich nicht zum Klub - und auch nicht zu seinem Vorgesetzten Hans-Joachim Watzke.

Favres Aufstellung gegen den FC Bayern zu ängstlich

Und so stützt Matthäus seine Prognose, dass Favre in der kommenden Saison nicht mehr auf der BVB-Bank sitzen werde, vor allem auch auf sportliche Aspekte. Ein konkret sportaktuelles Element in seiner argumentativen Kette ist die überraschende Aufstellung, die der Schweizer im Spitzenspiel gegen den FC Bayern vor eineinhalb Wochen wählte.

"Ich hätte gerade in dieser Partie mit Jadon Sancho und Emre Can begonnen", kommentiert Matthäus Favres Ausrichtung kritisch. "Nicht dass Thomas Delaney und Mahmoud Dahoud kein gutes Spiel gemacht hätten, im Gegenteil. Am Ende wurde das Match ja auch durch einen Geniestreich gepaart mit einem Torwart-Fehler entscheiden. Aber im wichtigsten Spiel des Jahres, vor über 200 Ländern an den Bildschirmen, hätte ich an Favres Stelle den Mentalitätsspieler Can und einen der besten Spieler und Top-Scorer der Liga, nämlich Sancho aufgestellt. Zum einen hat es eine ganz andere Wirkung auf den Gegner, wenn ich mit diesen beiden beginne. Und zum anderen hat Favre sie ja dann in der 46. Minute gebracht. Also hätten sie genauso gut starten können. In so einem Spiel wären sie womöglich über sich hinausgewachsen."

Doch bekanntlich entschied sich Favre anders - und der BVB verlor am Ende durch Kimmichs Traumtor mit 0:1. Für Matthäus wurde an diesem Tag die Meisterschaft entschieden - und somit wohl auch Favres Zukunft im Signal-Iduna-Park. "Das muss diskutiert werden", fordert der Weltmeister von 1990, "denn das hat am Ende vielleicht den Titel gekostet. Mir geht es hier rein um sportliche Inhalte und nicht darum, Recht zu haben. Es gibt schließlich nicht die eine, einzig richtige Aufstellung. Aber ich glaube, Favre hätte mutiger sein sollen und viel mehr riskieren können. Vor allem in den alles entscheidenden 90 Minuten."

Zögerndes oder zauderndes Verhalten - nicht das erste Mal, dass Favre dies vorgeworfen wird. Tatsächlich kann der Schweizer auf eine hervorragende persönliche Statistik verweisen: mit 2,11 Punkten im Durchschnitt liegt Favre in dieser Kategorie vor allen anderen BVB-Trainern auf dem ersten Rang. Vor Tuchel - und vor Klopp! Doch Statistiken spiegeln halt nicht immer die vollständige und allumfassende Realität wider. Denn Trophäen zu feiern gab es für die BVB-Fans seit Favres Ankunft eben auch nicht. Und Titel sind am Ende dann doch die solideste und aussagekräftigste Maßeinheit, um sportlichen Erfolg zu messen.

Matthäus bringt Kovac ins Gespräch

Übrigens bringt Matthäus in seinen Reflexionen über den BVB und dessen Trainer auch gleich eine Alternative ins Spiel: und zwar den bis vergangenen November als Bayern-Trainer tätigen Niko Kovac.
"Niko hat der Hertha abgesagt und dürfte weiterhin bei vielen Klubs hoch im Kurs stehen. Er ist zwar erst 48 Jahre alt, hat aber bereits eine Menge Erfahrung als Trainer. Er hat Kroatien, Frankfurt und die Bayern trainiert. Und er hat jetzt schon einiges vorzuweisen. Die Eintracht hat er erst vor dem Abstieg gerettet, dann den DFB-Pokal mit ihnen gegen die Bayern gewonnen und mit den Münchnern hat er das Double geholt. Er ist emotional, empathisch, akribisch und ein großartiger Typ. Ich kann ihn mir sehr gut als Trainer von Borussia Dortmund vorstellen."