Matips besondere Verbindung zu Königsblau: "Habe mit den Schalkern gelitten"
Von Yannik Möller

Joel Matip hat mit dem FC Liverpool unglaubliche Erfolge erzielt und sich selbst spürbar weiterentwickeln können. Zuvor auf Schalke standen zumindest die Titel nicht auf der Tagesordnung. Der ehemalige S04-Spieler erklärte nun, dass er auch mit seinem Ex-Klub in der Krise gelitten habe.
Vom bei Schalke 04 oftmals unterschätzten und kritisierten Youngster zum Champions-League- und Premier-League-Sieger mit dem FC Liverpool. Die Schritte, die Joel Matip über die letzten Jahre gegangen ist, sind groß. Vom S04 entfernt hat er sich aber keineswegs.
"Für mich als Schalke-Fan ist das nicht schön", erklärte Matip im Interview mit der Funke Mediengruppe bezüglich der nun abgelaufenen Rückrunde. Wenn er die Zeit dazu habe, so der Kameruner weiter, schaue er die Spiele seines Ex-Klubs noch immer - auch wenn das Kalenderjahr 2020 bislang keine Erfolgsgeschichte war: "In den vergangenen Monaten habe ich mit den Schalkern gelitten - mehr als es jedem Fan lieb ist."
Matip verbittet sich Urteil über Schalke-Krise - Knappenschmiede als "Alleinstellungsmerkmal"
Für die Zukunft, so der 28-Jährige weiter, hoffe er, dass "es schon bald wieder besser wird" und es möglich ist, "an die guten Leistungen aus der Hinrunde" anzuknüpfen. Als "anmaßend" bezeichnete er allerdings die etwaige Vorstellung, dass er dem Verein Ratschläge geben oder Gründe für die verschiedenen Krisen seit seinem Abgang 2016 benennen könnte: "Ich bin inzwischen nur noch Außenstehender und mir steht es nicht zu, eine Ferndiagnose zu stellen."
Matip selbst wechselte bereits 2000 in die Jugend von Schalke, die berühmte Knappenschmiede. Im Alter von gerade einmal neun Jahren war er vom VfL Bochum, also aus seiner Geburtsstadt, gekommen. Die Jugendabteilung des S04 ist "ein Alleinstellungsmerkmal des Vereins", weiß der Innenverteidiger. Schon als 18-Jähriger durfte er sein Profi-Debüt feiern, erspielte sich anschließend schnell einen Stammplatz.
Trotz des Stammplatzes war Matip bei Königsblau jedoch stets ein unterschätzter und teilweise auch gar nicht anerkannter Spieler. Manchmal gab es sogar Pfiffe nach Fehlpässen, was allerdings immer von großen Teilen der Zuschauer kritisiert wurde. "Von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden, tut weh - keine Frage. Das ist ein Gefühl, dass ich niemandem wünsche", so der Defensivspieler. Aber er sei stets sehr selbstkritisch gewesen, weshalb er die Fehler bei sich selbst gesucht habe.
Aufgeben oder sich etwaigem Druck beugen war für ihn nie eine Option, da er auch immer auf die Wertschätzung seiner Trainer hat zählen können: "Ich wollte nicht zurückstecken und den Leuten recht geben, sondern zeigen, dass ich diese Pfiffe nicht verdient habe."
Erfolgreiche Entwicklung in Liverpool - Matip schließt Schalke-Engagement nicht aus
In den Jahren vor seinem Abschied war bereits zu erkennen, welche Schritte Matip in seiner Entwicklung hat machen können. Auch in Liverpool ist er bekannt für seine mutigen Dribblings nach vorne, durch die er oft eine Überzahlsituation herstellen oder mit einem entscheidenden Pass gegnerische Linien überspielen kann - schon auf Schalke ein Markenzeichen.
Auch wenn er bei den Reds vor allem mit Virgil van Dijk und Joe Gomez zwei Kontrahenten auf seiner Position hat, die in der Regel vor ihm zu Startelf-Einsätzen kommen, so gehört er doch zur Stamm-Brigade von Trainer Jürgen Klopp. Er wisse zwar nicht, wie Klopp mit seinen Spielern "eine ganz besondere Atmosphäre" herstellen könne, aber eins sei klar: "Dass seine Mannschaften für ihn durchs Feuer gehen."
? | Joel Matip on Jürgen Klopp:
— The Anfield Buzz (@TheAnfieldBuzz) July 9, 2020
“He manages to create a very special atmosphere and makes it clear that you can only be successful if you submit to the big picture.”
“He’s an extraordinary coach, unrivalled anywhere in the world.” pic.twitter.com/MmMfvHeI9n
Abgehakt ist das Thema Schalke für Matip aber ganz und gar nicht: "Aktuell bin ich aber sehr glücklich in Liverpool. Doch wer weiß, was passiert: Sag niemals nie." Wenn er innerhalb seiner aktiven Spieler-Karriere nicht nochmal wiederkommt, dann spätestens danach - dann geht es "zurück ins Ruhrgebiet". Ein Amt beim S04 schloss er auch nicht aus: "Ich fühle mich Schalke verbunden, dieser Verein wird den Rest meines Lebens ein Teil von mir bleiben."