Kommando zurück: Zidane will Ödegaard jetzt schon im Kader haben!
Von Guido Müller

Eigentlich hatten sie in dieser Woche auf einen Anruf aus Madrid gewartet, die Verantwortlichen der Real Sociedad San Sebastián. Dabei sollte die Leihe des norwegischen Supertalents Martin Ödegaard für ein weiteres Jahr vonseiten der Königlichen bestätigt werden. Doch Zinédine Zidane hat seine ursprünglichen Pläne geändert.
Im vergangenen Jahr einigten sich die Hauptstädter und die Basken auf eine Leihe von Martin Ödegaard. Im Starensemble der Madrilenen, die zu dieser Zeit gerade die Verpflichtung von Eden Hazard finalisierten, war zu dieser Zeit kein Platz für ihn.
Zwar galt der Norweger schon vor seiner Zeit bei Real als eines der größten Offensivtalente Europas, was die Verantwortlichen auch letzten Endes dazu trieb, den Spieler 2015 zu verpflichten. Zuvor hatte der Vielbegehrte Probetrainings auch bei Bayern München und Manchester United absolviert. Doch Talente haben es bei Real Madrid nicht immer leicht. Der Anspruch des Klubs, jedes Jahr um alle Titel zu spielen, lässt so manchen Trainer sich mehr auf das Scheckheft des Klubs verlassen, als auf die Entwicklung eines Talents.
Kehrtwende bei Real Madrid
Und so wurde Ödegaard zum Spielball. Einer Leihe zum SC Heerenveen (2017) schloss sich eine weitere zum Eredivisie-Konkurrenten Vitesse Arnheim an. Auf beiden Stationen lieferte Ödegaard den Nachweis seiner Klasse. Doch immer noch war er "nur" ein großes Talent.
Diese Real-interne Betrachtung kriegten auch die Verantwortlichen der Real Sociedad irgendwann spitz und wagten deshalb im vergangenen Jahr einen Vorstoß. Schnell einigten sich die Parteien auf ein zweijähriges Leihgeschäft, dessen zweites Jahr allerdings revidierbar bleiben sollte. Hieß: Real könne im Sommer 2020 selbst entscheiden, ob sie Ödegaard für ein zweites Jahr in der baskischen Küstenstadt lassen - oder ihn zurückbeordern würden. Letzteres ist nun passiert. Einem Bericht der Real-affinen as soll Reals Präsident Florentino Pérez bereits seinen Amtskollegen in San Sebastián, Jokin Aperribay, kontaktiert und über die neuen Pläne seines Trainers informiert haben.
Corona-Krise zwingt auch Real zum Umdenken
Über die Motive des Geisteswandels des Klubs und seines Trainers kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Fakt ist: die Corona-Krise hat auch Real Madrid getroffen. So sehr, dass der Klub bereits vor einigen Monaten in Aussicht gestellt hat, in diesem Sommer keine spektakulären Transfers zu tätigen. Viele sahen darin nur ein Scheingefecht, doch bislang weisen viele Aktivitäten (oder eben Nicht-Aktivitäten) darauf hin, dass der Klub es durchaus ernst damit meint. Fakt ist weiterhin, dass Ödegaard eine starke Saison hinter sich hat. Das haben auch Real und dessen Trainer im Februar im Pokal am eigenen Leib erfahren müssen. Beim 4:3-Sieg der Blauweißen im Bernabéu-Stadion war der Norweger einer der stärksten Akteure auf dem Platz.
Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe ist? Und warum erneut Millionen und Abermillionen zum Fenster rauswerfen, wenn man die gesuchte Qualität doch schon in den eigenen Reihen weiß? Zumal es auch aus rein moralischen Gründen in diesem speziellen Corona-Sommer schwierig für den Klub geworden wäre, inmitten der der Gesellschaft aufoktroyierten Austerität teure Transfers zu erklären. Glaubwürdigkeit scheint sich in diesen Monaten zu einer soliden Währung zu entwickeln. Hinzu kommt ferner, dass Real im vergangenen Jahr mit über 300 Millionen Euro an Transferausgaben sich auch für seine Verhältnisse ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hat. Der Ertrag (eine Meisterschaft, Nr. 34 in der Geschichte) nimmt sich dagegen fast mickrig aus. Und es waren vor allem die teueren Stars wie Eden Hazard (115 Millionen) oder Luka Jovic (60 Millionen), die krass enttäuschten.
Jetzt muss Ödegaard auch in Madrid liefern
Somit macht dieser Schachzug der Blancos durchaus Sinn. Für die Real Sociedad ist der Weggang des Norwegers natürlich ein Schlag ins Kontor. Zehn Scorerpunkte (4 Tore, 6 Vorlagen) in der Liga, dazu noch 6 im Pokal (3/3) wollen erstmal ersetzt werden. Doch nicht nur die zählbaren Daten sind es, die Ödegaard zu einer Säule im Spiel der Basken haben werden lassen. Sein assoziatives Spiel, seine Übersicht, seine ausgefeilte Technik, sein Blick für den freien Raum machen Ödegaard mit zunehmendem Alter immer wertvoller. Zudem ist er mit 21 Jahren dem Baby-Schutz mittlerweile endgültig entwachsen. Kuriosum am Rande: Der Spieler selbst wäre gern noch ein zweites Jahr im Baskenland geblieben. Offensichtlich muss man manchmal jemanden zu seinem Glück zwingen.