Kinds klare Forderung an seine Spieler: "Müssen jetzt hoch!"
Von Guido Müller
Jetzt, da sich immer mehr Stimmen melden, die dem "großen" HSV dazu raten, vielleicht mal seine eigenen Ansprüche runterzuschrauben, um die Spieler nicht über Gebühr unter Druck zu setzen, prescht der Vorstandsvorsitzende des anderen HSV vor - und fordert nicht mehr und nicht weniger als den Aufstieg in Liga 1.
Eigentlich war die Rückkehr der Roten in die Beletage des deutschen Fußballs schon für diesen Sommer angestrebt worden. Doch nach der Hälfte der Saison fand sich Hannover 96 plötzlich im Tabellenkeller wieder, vier Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Nach einer Steigerung, vor allem im letzten Drittel der Saison, liefen die Niedersachsen am Ende auf Rang sechs ein. Doch wirklich freuen kann sich darüber in Niedersachsens Landeshauptstadt keiner.
Kind fordert den Aufstieg
Und so fordert Martin Kind gegenüber der Neue Presse nun auch unmissverständlich: "Wir müssen jetzt hoch!" Und: "Wir werden alle Entscheidungen an diesem Ziel orientieren." Kinds Forderung ist mit Blick auf die statistische Wahrheit nicht unbegründet: denn der Wiederaufstieg wird für jeden Absteiger jährlich schwieriger. Von allen Absteigern aus dem Oberhaus schafften 32,4 Prozent die sofortige Rückkehr. Also knapp ein Drittel. Nach dem zweiten Jahr im Unterhaus sinkt diese Zahl schon erheblich: nur noch 12,7 Prozent der Absteiger schafften es, dann wieder aufzusteigen. Und noch dramatischer ist der Rückgang der Wahrscheinlichkeit einer Wiederkehr, wenn der betreffende Klub in sein drittes Jahr Zweitklassigkeit geht. Unter diesen Bedingungen gelangen nur 4,9 Prozent aller Absteiger die Rückkehr in Liga 1.
Damit es gar nicht erst zum zweit- oder letztgenannten Szenario kommt, mahnt der Klubchef schon jetzt volle Fokussierung auf das große Ziel ein.
Einer, der dabei aber vielleicht gar nicht mehr helfen kann, ist Waldemar Anton. Der U21-Nationalspieler steht nach Angaben der Bild-Zeitung beim VfB Stuttgart auf der Liste. Sportchef Gerry Zuber bestätigte gegenüber dem Boulevard-Blatt: "Ja, es stimmt, uns liegt eine Anfrage aus Stuttgart vor. Wir sind im Austausch."
Aber wohl noch längst nicht vor einer Einigung. "Wir würden Waldi gerne behalten", schiebt Zuber noch hinterher. Doch das dürfte schwierig werden. Denn zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nur zwei Optionen: entweder verlängert der 23-jährige Abwehrspieler seinen im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag - oder er wird in diesem Sommer zu Geld gemacht.
Preis von Anton durch Corona um fünfzig Prozent gesunken
Und genau das, das schnöde Geld, ist die Crux. Wie fast immer bei Transfers in der Fußball-Welt. Wir erinnern uns: vor gut einem Jahr wollte der FSV Mainz 05 Anton verpflichten. Die Rheinhessen waren sogar bereit, einen zweistelligen Millionenbetrag zu bezahlen. Aber die 96-Verantwortlichen lehnten ab. Ein Jahr und eine (noch immer nicht ausgestandene) Pandemie später wäre man an der Leine vermutlich froh, noch fünf Millionen Euro für den Abwehrspieler zu bekommen. Den Stuttgarter Nachrichten zufolge sollen sich der VfB und Anton bereits einig sein, die Verhandlungen zwischen den Klubs sich "auf einem guten Weg" befinden.
Für Waldemar Anton könnte es also demnächst ganz schnell in Richtung Stuttgart gehen. Für den Rest des Hannover-Kaders soll es, der Forderung des Präsidenten gemäß, in dieser Spielzeit nur eine Richtung geben: nach oben.