Ex-Profi Harnik hat in der Oberliga die Liebe zum Fußball neu entdeckt

Kommentiert jetzt für sport1 die Live-Spiele der Zweiten Liga: Martin Harnik
Kommentiert jetzt für sport1 die Live-Spiele der Zweiten Liga: Martin Harnik / Martin Rose/GettyImages
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Seit gut einem Jahr weilt der frühere Bundesliga-Profi Martin Harnik in den Niederungen der Oberliga Hamburg - und hat bei der TuS Dassendorf die ursprüngliche Liebe zum Fußballsport wiedergefunden.


Seine Profi-Karriere beendete Martin Harnik (34) im vergangenen Jahr auf recht unspektakuläre Weise. Nach dem 1:5 des HSV am letzten Spieltag der Saison 2019/20 gegen den SV Sandhausen war Harniks Plan eigentlich, zum SV Werder Bremen (von dem er an die Hamburger ausgeliehen war) zurückzukehren.

Werder wollte Harnik nicht mehr

Doch schon bald merkte er, dass die Grün-Weißen, die sich damals erst über die Relegation gegen den 1. FC Heidenheim (vorerst) in der Bundesliga halten konnten, nicht wirklich mit ihm planten.

Martin Harnik
Für die Profis des SVW bestritt Harnik insgesamt 47 Pflichtspiele / Boris Streubel/GettyImages

"Es war ja nicht mein Wunsch, diesen Vertrag aufzulösen, sondern erst dann, als ich gemerkt habe, da werde ich im nächsten Jahr keine Rolle spielen. Den ersten Schritt zu meinem Karriereende hat Werder Bremen gemacht, indem sie gesagt haben: Du kannst dich zuhause fithalten, wir planen nicht mit dir." (via kicker.de)

Weil auch der HSV kein großes Interesse zeigte, den gebürtigen Hamburger fest zu verpflichten, machte Harnik den radikalen Schnitt. "Alternativlos", so Harnik gegenüber dem Fachblatt kicker, sei dieser gewesen.

Martin Harnik
23 Spiele absolvierte der gebürtige Hamburger für den HSV / Pool/GettyImages

Statt in riesigen Arenen vor großer Kulisse gegen namhafte Klubs zu spielen, kickt Harnik nun in der fünften Liga gegen die TSV Sasel, SV Curslack-Neuengamme oder VfL Lohbrügge. Vor meist nur ein paar Hundert Fans.

"Ganz, ganz viel Spaß, ganz, ganz viel Fußball und ganz, ganz wenig Stress!"

Doch genau hier, im Biotop des Amateur-Fußballs, hat er die Liebe zum Fußball wiedergefunden. "Es geht wieder mehr um die Sache an sich", sagte Harnik gegenüber NDR Sport. "Nicht um diese ganzen Nebengeräusche, es geht nicht um so viele finanzielle Dinge oder persönliche Karrieren. Ich habe ganz, ganz viel Spaß und ganz, ganz viel Fußball und ganz, ganz wenig Stress und Verantwortung. Dieses Verhältnis weiß man halt zu schätzen, wenn man auch die andere Seite der Waage kannte."

Vorbei die Zeiten des enormen Leistungsdruck im bezahlten Fußball. Ein Leistungsdruck, der ihn zeit seiner Profi-Karriere verfolgte.

"Die schlimmste Phase war immer so eine Stunde vor dem Aufwärmen, in der man noch ungefähr 40, 50 Minuten Zeit hat, sich vorzubereiten und dann gemeinsam rausgeht. Ich war immer relativ schnell fertig und wusste, ich könnte jetzt eigentlich loslegen. Und dann muss man warten und hat unglaublich viel Zeit, nachzudenken und sich dem Druck zu ergeben. Das war immer sehr kräfteraubend."

Nach insgesamt 240 Bundesliga-Spielen, 83 Partien im Unterhaus und 68 Länderspielen für Österreich (sein Vater ist Österreicher) wollte sich Harnik diesen Stress offenbar nicht mehr antun.

"Dafür liebe ich den Sport zu sehr!"

Doch die Liebe zum Spiel blieb, weshalb ein kompletter Rückzug vom Fußball ebenfalls nicht in Frage kam. "Dafür liebe ich den Sport zu sehr. Hier komme ich zum Training, ziehe meine Schuhe an und dann geht es los. Solange ich gesund bin, wird das auch immer so sein. Egal, ob in der Oberliga oder später bei den Alten Herren. Dafür bin ich dem Sport zu sehr verfallen."

Und seiner Lieblingsbeschäftigung auf dem Rasen: nämlich Tore zu erzielen. In elf Pflichtspielen für die TuS Dassendorf gelangen dem Angreifer schon überragende 19 Tore.