Hat Manuel Neuer sogar Angst um seine Karriere?
Von Daniel Holfelder
Die Causa Manuel Neuer ist nach wie vor das bestimmende Thema beim FC Bayern. Für den Torwart geht es um seine Karriere.
Laut Sky-Reporter Florian Plettenberg ist der Unmut bei den Bayern-Verantwortlichen so groß wie lange nicht mehr. "Man merkt deutlich, dass die Bayern-Bosse angefasst sind. So habe ich die Bayern-Bosse selten erlebt. Sie sind von Neuer persönlich enttäuscht. Sie haben nie und nimmer damit gerechnet, dass Neuer diese Schärfe und diesen Zeitpunkt wählt", erklärte Plettenberg am Montag.
Neuer hatte am Freitag gegenüber der Süddeutschen Zeitung und The Athletic heftige Kritik an der Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic geübt. Mit den Klubverantwortlichen hatte er das Interview nicht abgesprochen - und so für große Unruhe an der Säbener Straße gesorgt.
Plettenberg glaubt sogar, dass der Bayern-Kapitän Angst um seine Karriere hat. Mit Yann Sommer hätten die Bayern bereits einen geeigneten Nachfolger verpflichtet. "Sommer ist viel zu gut, um im Sommer schon wieder zu wechseln oder sich auf die Bank zu setzen. Neuer hat schlichtweg Angst um die nächsten Monate und um seine Karriere", so Plettenberg.
Verhältnis zu Nagelsmann schon länger angespannt
Hinzu komme, dass Neuers Status als Führungsspieler schon länger wackelt. Plettenberg bestätigte einen Bericht des kicker, wonach Trainer Julian Nagelsmann primär mit Joshua Kimmich und nicht mit Neuer kommuniziere. "Neuer ist es gewohnt, der erste Ansprechpartner für den Trainer zu sein. Neuer ist das Sprachrohr des FC Bayern, das ist sein Selbstbild. Aber Nagelsmann macht da nicht mit, Nagelsmann forciert eher die Gespräche mit Joshua Kimmich. Das ist auch ein Thema in der Kabine, dass Nagelsmann viel mehr schreibt mit Kimmich als mit Neuer. Darüber reden die Spieler und das belastet einen Manuel Neuer. Es nervt Neuer, wenn da ein Problem ist und der Trainer erst den Kimmich anruft", machte der Sky-Reporter klar.
Das schlechte Verhältnis zwischen Neuer und Nagelsmann führe auch innerhalb der Mannschaft zu Spannungen. Intern sollen sich die meisten Kollegen hinter Neuer stellen. Das gelte sowohl für seinen grundsätzlichen Status als Führungsspieler als auch für seine kritische Haltung bei der Tapalovic-Entlassung.
Plettenberg deutlich: "Es geht auch um die Bayern-Familie. Neuer hat gesagt, was da passiert ist, ist nicht Bayern like. Das hören wir auch vereinzelt aus der Mannschaft und aus der Kabine. Aktuell findet eine Strömung statt, die findet nicht jeder Spieler toll. Es gibt Spieler, die berichten hinter vorgehaltener Hand, dass dieses Mia san Mia, dieses Familiengefühl, abhanden geht. Das geht nicht nur von Spielern aus, die frustriert sind, sondern auch von Spielern, die schon lange dabei sind. Es entsteht eine sehr negative Stimmung in der Kabine."
Nur ein Ausweg
Um die Wogen zu glätten, sieht der Sky-Reporter nur einen Ausweg: "Es gibt nur eine Lösung: Neuer muss in irgendeiner Form zurückrudern und das am besten öffentlich. Wenn Neuer noch einmal als Bayern-Kapitän zurückkommen möchte - und ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf das Spielfeld im Bayern-Trikot ohne Kapitänsbinde zurückkommen würde, denn das wäre die größte Kränkung für ihn überhaupt - dann muss er sagen, dass seine Äußerungen ein Fehler war."
Gegenwärtig sei eine Trennung von Neuer kein Thema beim Rekordmeister. Auch für Neuer sei ein Vereinswechsel aktuell keine Option. Fest stehe aber, dass die Bayern-Bosse ernsthafte Gespräche mit ihrem Kapitän führen werden.