Männer nur an der Seitenlinie: Schiedsrichterinnen für die Saison 2024/25 in der Frauen-Bundesliga festgelegt

Der Deutsche Fußball-Bund hat den Kader der Unparteiischen für die kommende Saison in der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga festgelegt. Männliche Offizielle dürfen nur von der Seitenlinie unterstützen. Auf die Kritik der Vereine wurde nur bedingt reagiert.
Dr. Riem Hussein gehört weiterhin zu den Schiedsrichterinnen der Bundesliga.
Dr. Riem Hussein gehört weiterhin zu den Schiedsrichterinnen der Bundesliga. / Angel Martinez/GettyImages
facebooktwitterreddit

Der Schiedsrichterausschuss des DFB, bestehend aus 16 Expertinnen und Experten, hat die Einteilung der Schiedsrichterinnen für die kommende Saison 2024/25 vorgestellt. In der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga leiten weiterhin ausschließlich weibliche Offizielle die Partien - an der Seitenlinie kommt es zu einer Neuerung.

Aufsteiger und Ausscheider

Personell kommt es zu ein paar wenigen Veränderungen für die neue Spielzeit der Bundesliga: Ines Appelmann und Christine Weigelt werden aus dem Kader ausscheiden. Weigelt beendet ihre Karriere nach 20 Jahren und blickt mit gemischten Gefühlen auf die Zeit zurück: "Es gab über die Jahre Höhen und Tiefen, viel privaten Verzicht, weil das Schiedsrichterinnendasein schon sehr zeitaufwendig ist. Aber es war eine sehr schöne Zeit, ich habe viel erlebt und viele tolle Leute kennengelernt. Insgesamt bin ich vor allem stolz und dankbar für die ganze Zeit", wie Weigelt in einem abschließenden Interview mit DFB.de erklärt.

Für die beiden Schiedsrichterinnen steigt Selina Menzel von der 2. Bundesliga dauerhaft in das Oberhaus auf. Vergangene Saison leitete die 26-Jährige bereits vier Spiele in der höchsten Spielklasse. Menzel komplementiert so den Kader an Schiedsrichterinnen, der in der Google Pixel Frauen-Bundesliga aus 17 Unparteiischen besteht.

Selina Menzel
Selina Menzel wird nun dauerhaft in der Bundesliga pfeifen. / Thomas Niedermueller/GettyImages

Mit Nora Dieckmann, Julia Dörr und Anja Klimm werden gleich drei Schiedsrichterinnen in Zukunft auf eigenen Wunsch nicht mehr in der 2. Frauen-Bundesliga pfeifen. Einen weiteren Karrieresprung nach oben schaffen Kerstin Holzmayer, Lena Krämling, Sophie Fabienne Olivie, Antonia Tucholski und Anna-Lena Weiss, die von der abgeschafften B-Juniorinnen-Bundesliga in die zweite Liga aufsteigen. Der Kader in Deutschlands zweithöchster Spielklasse umfasst 21 Schiedsrichterinnen.

International werden den DFB weiterhin die fünf FIFA-Schiedsrichterinnen Dr. Riem Hussein, Fabienne Michel, Angelika Söder, Karoline Wacker und Franziska Wildfeuer vertreten.

Die Neuerung an der Seitenlinie

Der DFB entschied sich, in der kommenden Saison nur "spezialisierte Assistentinnen und Assistenten" einzusetzen. War früher der Etat an Assistentinnen nur bei 14, wird dieser für die Saison 24/25 auf 27 erhöht. Christine Baitinger, Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen, sieht bei dieser Neuerung einen wichtigen Schritt: "Mit der Spezialisierung im Bereich der Assistentinnen und Assistenten werden wir uns weiter professionalisieren". Durch die "Fokussierung auf ein Aufgabengebiet" würden sich die Unparteiischen besser entwickeln und die Leistung steigern können.

Ralf Kellermann, der sportliche Leiter des VfL Wolfsburg, stellte in einem kicker-Interview Ende vergangenen Jahres fest, dass Deutschland "die einzige Top-Nation in Europa ist, die es sich leistet, die Schiedsrichterinnen-Teams nicht mit Männern aufzufüllen". Seiner Forderung wurde nun nachgekommen: Ab der kommenden Saison gehören auch vier männliche Assistenten zu dem Kader und unterstützen die Schiedsrichterinnen von der Seitenlinie.

Keine Reaktion auf Kritik der Vereine

Dennoch hätten sich manche weitere Veränderungen gewünscht: Vergangene Saison entbrannte in der Frauen-Bundesliga eine hitzige Debatte aufgrund umstrittener Leistungen und Entscheidungen der Schiedsrichterinnen. Osman Cankaya, sportlicher Leiter der Frauen des 1. FC Nürnberg, äußerte sich als einer der ersten öffentlich zu der Problematik. Die Unparteiischen würden zu viele Fehlentscheidungen treffen. Für Cankaya gibt es nur eine Lösung: "Indem sich die Verantwortlichen dazu entscheiden, von ihrer Linie abzuweichen, dass nur Frauen als Unparteiische in der 1. und 2. Frauen-Bundesliga eingesetzt werden". Der Fokus solle eher auf Qualität und Kompetenz liegend und das geschlechterübergreifend. Auch die Manager der Top-Vereine, Bianca Rech und Ralf Kellermann, warben für männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga.