Mané bei den Bayern: Große Verantwortung auf schmalen Schultern
Von Martin Bytomski
Mit Sadio Mané hat der FC Bayern München einen Kracher vom englischen Spitzenklub FC Liverpool verpflichtet. Und dennoch: Dass das Kapitel Mané in München eine Erfolgsstory wird, ist nicht so sicher, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussehen mag. Eine Analyse.
Der FC Bayern München hat es geschafft: Ein Star wechselt von einem Spitzenklub aus der besten Liga der Welt nach Deutschland. Sadio Mané ist ein Transfer mit Signalwirkung – zunächst unabhängig von einer Entscheidung in der Causa Lewandowski. Mané wird die Bundesliga bereichern und der FCB bekommt einen herausragenden Spieler.
Doch bei aller berechtigten Euphorie: Die Verpflichtung des abschlussstarken Offensivspielers birgt auch gehörige Risiken. Bei Liverpool war Mané Teil eines herausragenden Angriffs. Im Kollektiv wirbelten sich Roberto Firmino, Mohamed Salah und eben Mané über Jahre durch die Defensivketten und hatten so maßgeblichen Anteil an dem Meister- und Champions-League-Titel des Klopp-Klubs.
Schwieriges neues Umfeld für Mané
Bei den Bayern findet der Senegalese dagegen ein durchaus schwierigeres Gefüge vor. Bei Serge Gnabry wächst die Unzufriedenheit mit Blick auf die stockenden Vertragsverhandlungen, Leroy Sané ist seit Monaten ein sportliches Rätsel und Kingsley Coman schwankt zwischen Weltklasse und uninspirierten Auftritten. Dazu ist die Zukunft von Robert Lewandowski weiter unklar. Sollte der Pole die Bayern verlassen, wäre Mané im Angriffszentrum gesetzt. Eine Position, die er durchaus auch bei den Reds erfolgreich bekleidet hat.
Doch im Gegensatz zu Liverpool herrscht im Münchner Angriff eben nicht ein funktionierendes Miteinander vor. Julian Nagelsmann hat für seine durchaus fähigen Einzelkönner bislang noch kein nachhaltiges Spielkonzept auf den Platz gebracht. Mit seiner Klasse wird sich Mané zwar fraglos auch im fragilen Bayern-Gebilde zurechtfinden und liefern, doch ob er der riesigen Verantwortung als Königstransfer gerecht werden kann, bleibt abzuwarten.
Lewandowski als Schlüssel
Vieles wird von Lewandowski abhängen. Bleibt er, könnte Mané um ihn herum oder mit ihm zusammen im Zentrum wirbeln. Das Duo würde sich perfekt ergänzen: Lewandowski bringt physische Präsenz und Mané eine enorme Geschwindigkeit auf den Platz. Doch sollte der Pole tatsächlich seinen Wechselwunsch erfüllt bekommen, würde eine große Verantwortung auf den schmalen Schultern von Mané liegen. Es würde dann an dem mehr als 30 Millionen Euro teuren Angreifer liegen, den Unterschied auszumachen. Denn selbst wenn die Bayern noch einen Ersatz für Lewandowski verpflichten würden – es ist nahezu ausgeschlossen, dass dieser ebenfalls das Format von Mané hätte.
Zwar soll es Bayerns neuen Edeltechniker reizen, aus dem Schatten seiner kongenialen LFC-Partner zu treten, doch als lautstarker Kommunikator trat Mané bislang nicht auf. Und dazu dürfte sich die Leistungskurve des immerhin schon 30-Jährigen allmählich senken. Schließlich lebt der 1,74 Meter große Dribbler enorm von seiner Geschwindigkeit. Büßt er diese ein, verliert er eine seiner herausragenden Fähigkeiten.
Das sind viele Risiken für eine stolze Summe. Es liegt jetzt an den Kaderplanern und anschließend an Nagelsmann, für Mané die besten Bedingungen zu schaffen. Damit die Euphorie nicht allzu schnell der Katerstimmung weicht.