Guardiola schwärmt von Supertalent Palmer: "Dann ist der Ball meistens drin!"
Von Guido Müller
Unablässig produziert die Nachwuchsabteilung von Manchester City neue Juwelen für die Profi-Mannschaft. Die neueste Perle aus der Talentschmiede am Etihad Stadium ist 19 Jahre alt und heißt Cole Palmer. Und Pep Guardiola bittet - wie schon bei Foden - wieder einmal um Geduld.
Doch dürfte es für den Katalanen schwierig werden, mit dieser Forderung zu den Fans der Skyblues durchzudringen. Denn die wollen bereits jetzt schon mehr Einsatzzeiten des Teenagers sehen, als ihm sein Coach bislang zugestehen will.
In seiner bekannten, bisweilen ins Lyrische abdriftenden Art, kommentierte Guardiola den jüngsten Hype um eines seiner vielversprechendsten Talente mit einem kulinarischen Vergleich: "Du kannst keine leckere Mahlzeit zaubern, ohne eine Weile in der Küche zu stehen." (via as.com)
Mit "in der Küche stehen" bezog sich der 50-Jährige natürlich auf den für jeden jungen Spieler notwendigen Lern- und Reifungsprozess. Über Kurzeinsätze, auch schon in der Königsklasse, soll Palmer behutsam an das Anforderungsprofil im Spitzenbereich des Herrenfußballs herangeführt werden.
Vergleiche mit Phil Foden, einem weiteren Ausnahmetalent aus der City-Akademie, liegen da natürlich nicht fern. Entsprechend bezieht sich Guardiola, wenn er über Palmer spricht, auch auf dessen Vorgänger als "next hottest shit" unter dem Skyblue-Himmel.
"Wir bleiben weiterhin geduldig!"
"In dieser Welt", so Guardiola", "wollen alle immer alles sofort. Aber jedes Ding braucht seine Zeit. Ich weiß schon, wie das mit den jungen Spielern funktioniert. Wir bleiben deshalb weiterhin geduldig. So wie wir es auch mit Phil Foden waren."
Doch muss man natürlich auch die Fans verstehen. Die am Dienstag, beim Champions-League-Spiel der Cityzens in Brügge (1:5), Augenzeugen wurden, wie ein Teenager in der 64. Minute für Kevin de Bruyne in die Partie kam und nur drei Minuten brauchte, um sein allererstes Tor in der Königsklasse zu erzielen.
Natürlich hilft einem debütierenden Jungspund wie Palmer auch der Umstand, dass die Partie zum Zeitpunkt seiner Einwechslung (beim Stande von 3:0 für die Gäste) bereits entschieden war. Den Druck, noch irgendwas rumreißen zu müssen, hatte Palmer somit nicht.
"Ein Talent, das nur schwer zu finden ist!"
Und dennoch konnte die Abgeklärtheit bei seinem Treffer nur erstaunen. Außer seinen Trainer natürlich: "Cole hat einige ganz spezielle Qualitäten. Im Strafraum verfügt er über ein Talent, das nur schwer zu finden ist. Wenn er dort an den Ball kommt, landet dieser in den meisten Fällen im Tor."
Und genau deshalb wollen die City-Fans natürlich mehr von ihm sehen. So wie sie sich jetzt auch an regelmäßigen und ausgiebigen Einsatzzeiten eines Phil Foden erfreuen dürfen, der für viele etwas zu sehr von Guardiola protegiert worden war.
Doch am Ende geben die Tatsachen Guardiola recht. Über stetig steigende Einsatzzeiten den Spieler peu a peu auf das Niveau der erfahrenen Teamkollegen zu hieven, scheint der einzig gangbare Weg zu sein, um Phänomenen wie dem vorzeitigen Verheizen eines Talentes vorzubeugen.
Dass er mit Palmer einen Jungen unter seinen Fittichen hat, der diesen Weg auch bedingungslos mitgehen wird, weiß Guardiola schon seit Längerem. Eine kleine Anekdote illustriert es sehr anschaulich.
Erst mit den Profis, dann mit dem Nachwuchs - Palmer machte zwei Spiele an einem Tag
Beim letzten Liga-Spiel der Guardiola-Elf (2:0 gegen Burnley) schenkte der Coach dem Youngster ein paar Sekunden Einsatzzeit, die ohne besondere Vorkommnisse verstrichen.
Doch statt sich für den Dreier feiern zu lassen und den Rest des Tages den eigenen Instagram-Account mit triumphierenden Statements zu feedern, nutzte Palmer den Umstand, nicht völlig ausgelaugt zu sein, dafür, für die Nachwuchsmannschaft einfach noch ein Spiel dranzuhängen. Nur kurze Zeit nach dem Spiel mit den Profis! Beim 5:0 gegen die Zweite von Leicester City schoss er dann mal eben drei Tore - und machte erst dann Feierabend.
Genau diese Bereitschaft, mehr als nur das strikt Vorgegebene zu tun und sich auch mal aus der eigenen Komfortzone zu wagen, vermisst man bei vielen Talenten hierzulande leider viel zu oft.