"Man steht jetzt da mit dem Scherbenhaufen" - Die Stimmen zum Pokal-Aus der Bayern gegen Freiburg
Von Simon Zimmermann
Der FC Bayern verliert das DFB-Pokalviertelfinale in letzter Minute gegen den SC Freiburg mit 1:2. Nach der FCB-Führung durch Dayot Upamecano konnte Nicolas Höfler die Partie mit einem sehenswerten Fernschuss noch vor der Pause ausgleichen. In Durchgang zwei versuchten die Bayern zwar Druck gegen kompakt stehende Freiburger aufzubauen, bis auf einen Latten-Kopfball von Benjamin Pavard gelang jedoch wenig.
In der Nachspielzeit blockte der eingewechselte Jamal Musiala dann einen Schuss mit der Hand ab - den fälligen Strafstoß verwandelte Lucas Höler souverän zum Freiburger Einzug ins Halbfinale.
Während der Sport-Club vom zweiten Finale in Folge träumen darf, war der Frust auf Münchner Seite nach dem Schlusspfiff natürlich groß.
Die Stimmen zum Spiel
Thomas Tuchel
Über das Spiel: "Ich bin mega enttäuscht, aber warum soll ich sauer sein? Wir haben mit zwei Fernschüssen zwei Tore bekommen, ansonsten kann ich mich an keine Chancen erinnern. Am Ende sind wir selber Schuld, das wissen wir auch. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen."
"Es ist eine riesengroße Enttäuschung. Ich hatte schon das Gefühl, dass wir mit zwei Fernschüssen zwei Gegentore bekommen haben. Es sollte dann heute so sein. Ich weiß nicht, ob es richtig verdient ist. Das spielt am Ende dann aber auch keine Rolle. Wir waren in Phasen gut, in Phasen sehr gut, aber der allerletzte Hunger, die allerletzte Gier, das Spiel zu zwingen, wenn es eng ist, wenn der Gegner tief verteidigt, hat gefehlt."
Über das Handspiel von Musiala: "Heutzutage darfst du so nicht mehr reinspringen. Das darfst du einfach nicht machen. Du nimmst da ein wahnsinniges Risiko. Wir verlieren vorher zwei Kopfballduelle im Sechzehner, in der letzten Minute. Da musst du den Körper reinstellen, stabiler sein, tougher sein."
Ob Freiburg leidenschaftlicher war: "Nein. Das sieht nur so aus, wenn man viel den Ball hat. Die Verteidigungsaktionen schauen leidenschaftlicher aus, als die Offensivaktionen. An Leidenschaft mangelt es gar nicht. Jeder gibt alles. Leidenschaft ist nicht das Problem. Eine Gier, eine Wucht dauerhaft zu halten, ist ein bisschen das Thema. Im letzten Drittel waren wir zu unsauber."
Über das umstrittene 1:0 (Upamecano hatte sich aufgestützt): "Für mich ist das keine krasse Fehlentscheidung."
Über das Bundesliga-Duell gegen Freiburg am Wochenende: "Erst einmal durchatmen. Ein Heimspiel und K.o.-Spiel zu verlieren, ist nicht gut. Das wird uns eine Weile beschäftigen, das zu verdauen. Wir müssen es aber verdauen, weil es am Samstag in Freiburg weitergeht. Wir haben in der Meisterschaft ein enges Rennen."
"Es kotzt mich brutal an, dass wir den Titel verspielt haben."
- Joshua Kimmich
Joshua Kimmich
Über das Spiel: "Wir scheiden aus, obwohl es meiner Ansicht nach nicht möglich war, auszuscheiden. Freiburg hatte eigentlich gar nichts. Einen Fernschuss und einen Elfmeter. Es kotzt mich brutal an, dass wir den Titel verspielt haben."
"Generell verlieren wir zu viele Spiele nach Führung. Unser Ziel war ganz klar Berlin. Man hat bei uns das Gefühl, dass es ein Tick zu wenig Leidenschaft ist."
"Man steht jetzt da mit dem Scherbenhaufen."
- Thomas Müller
Thomas Müller
Über das Spiel: "Eine gewisse Bitterness, Leere auch. Wir sind ausgeschieden, man kann nichts mehr wiedergutmachen. Man steht jetzt da mit dem Scherbenhaufen. Wieder ist es vorbei im DFB-Pokal. Das kratzt natürlich schon am Ehrgefühl."
Über Jamal Musiala: "Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. So eine Aktion kann einen beschäftigen. Wir werden als Mannschaft ganz klar für ihn da sein."
Über die aktuelle Situation: "Wir hatten jetzt mit einer neuen Trainerkonstellation zwei Spiele. Am Samstag hatten wir emotional ein richtiges Hurra. Jetzt sind wir emotional auf den Boden der Tatsachen oder noch ein Stück tiefer angekommen. Das müssen wir als Gruppe managen. Der Spielplan gibt sowieso keine Pause zum Nachdenken her. Heute und morgen wird es aber keinem von uns richtig gut gehen."
Über die zweite Halbzeit: "Wir haben die Freiburger schon gut eingeschnürt. Freiburg ist eine Mannschaft, die auch eine Wettkampfhärte bietet, die in den Zweikämpfen gallig sind. Sie wissen als Team, was sie zu tun haben. Dementsprechend ist es nicht so einfach, eine Großchance nach der anderen zu bekommen. Wir haben es trotzdem in der zweiten Halbzeit über weite Strecken gut gemacht, aber in den letzten Aktionen, die letzte Präzision, die letzte Ballan- und mitnahme, da müssen wir uns vorwerfen, dass wir da etwas auf der Strecke haben liegenlassen. Das grundsätzliche Bemühen, die Dinge richtig zu machen, habe ich schon gefühlt. Freiburg hat kaum eine Torchance gehabt. Wenn du am Ende aber verlierst, musst du dir Fragen gefallen lassen."
Über das nächste Duell gegen Freiburg: "Wir werden ab Donnerstag wieder zusammenackern, werden versuchen die Details zu verbessern. Wir können jetzt aber viel reden über Samstag. Heute steht erstmal die Ernüchterung und die brutale Enttäuschung."
Matthijs de Ligt
Über das Spiel: "Es war nicht gut genug. Wir haben unsere Chancen gehabt, aber nicht verwertet. Viele Chancen haben wir aber nicht kreiert. Wenn du kein Tor machst, bekommst du immer eins. Wir sind sehr sauer, dass das jetzt so gelaufen ist mit dem Elfmeter am Ende."
Über Musialas Handspiel: "Ich stand direkt dahinter. Ich habe gleich gedacht, dass das ein Elfmeter ist."
Über das geplatzte Triple: "Wir müssen immer um alle Titel spielen. Jetzt geht das nicht mehr. Das ist schade. Wir müssen es im nächsten Spiel gegen Freiburg viel besser spielen."
Was besser werden muss: "Manchmal hatten wir nicht das Gefühl, dass wir gewinnen wollen, dass wir unsere Zweikämpfe gewinnen wollen. Heute waren wir mit allem nicht bei 100 Prozent. Dann verlierst du."
"Es war ein schöner Abend, aber man braucht es auch nicht überbewerten."
- Christian Streich
Christian Streich
Über das Spiel und was in ihm vorgeht: "Nicht so viel. Ich habe gehofft, dass es nicht mehr so lange geht. Bayern kann in jeder Sekunde im Spiel ein Tor machen. Das war's eigentlich. Mehr war nicht. Ich bin oft nach den Spielen relativ ruhig. Ich bin zufrieden, aber nicht wahnsinnig euphorisch. Ich freue mich, dass ich jetzt mal in München gewinnen konnte. Die Jungs haben alles gegeben, sind gelaufen, haben gekämpft, auch taktisch war es gut mit dem Verteidigen. In der zweiten Halbzeit war es ein bisschen Handball. Dann kann man mal im Fußball so ein Spiel gewinnen. Das ist schön."
"Natürlich freue ich mich, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Wir haben leidenschaftlich verteidigt, und wir haben auch gut verteidigt. Wir hatten immer wieder Befreiungen über die rechte Seite. Es war ein schöner Abend, aber man braucht es auch nicht überbewerten."
Über den Rückstand: "Du kannst im Fußball immer in Rückstand geraten. Da kommt es darauf an, wie man sich verhält. Chicco [Höfler] macht nicht so oft so ein Tor. Das war sensationell. Das hat uns Kraft gegeben. Taktisch war es gut. Dann hatten wir noch das nötige Glück."
Über das 1:0 der Bayern: "Es ist so, wenn ein Spieler sich mit beiden Händen aufstützt, dann kommt er hoch. Der andere Spieler kann nichts mehr machen, wenn er auf deinen Schultern ist. Das ist ein klares Foul. Das Tor ist nicht regulär."
Über den Elfmeter von Lucas Höler: "Luci ist heute schätzungsweise zwölfeinhalb Kilometer gelaufen. Dann macht er den Elfmeter. Vor ein, zwei Saisons hat er in der Bundesliga einen verschossen. Dass er dann so hingeht und ihn reinmacht, super."
Matthias Ginter
Über das Spiel: "Ich habe keine Stimme mehr. Wir kommen super zurück mit einem super Tor vor der Halbzeit. Dieser Teamgeist, diese Geschlossenheit in dieser Mannschaft ist einfach unglaublich."
"Es ist ein sehr schöner Tag in der Vereinsgeschichte. Wenn man hier noch nie als Verein gewonnen hat, geht es in die Geschichte ein. Wir sind überglücklich. Wir wissen aber auch, dass sich niemand mehr an einen Halbfinalisten erinnert. Wir wollen ins Finale kommen."
Maximilian Eggestein
Über das Spiel: "Ein Viertelfinale in der 94. Minute zu gewinnen, ist schon geil."
"Bayern hat eine brutale Spielanlage. Manchmal drücken sie dich, aber diese Phasen musst du aushalten. Wenn du diese Phasen aushältst, kommst du normalerweise in die Verlängerung. Dieses Mal hat es dann mit ein bisschen Glück noch für einen Treffer gereicht."
Über das 1:0, als Upamecano sich bei ihm aufstützte: "Bayern hat eine brutale Spielanlage. Manchmal drücken sie dich, aber diese Phasen musst du aushalten. Wenn du diese Phasen aushältst, kommst du normalerweise in die Verlängerung. Dieses Mal hat es dann mit ein bisschen Glück noch für einen Treffer gereicht."
Stimmen via ARD, Sky & Mixed Zone