Machtkampf zur Unzeit: So will der VfB wieder Ruhe in den Klub bringen
Von Daniel Holfelder
Machtkampf beim VfB Stuttgart: Am Dienstag wurde Präsident Claus Voigt auf Betreiben von Anteilseigner Porsche als Vorsitzender des Aufsichtsrates abgewählt. Voigt, nun nur noch einfaches Aufsichtsratsmitglied, reagierte am Donnerstag mit einem Schreiben, in dem es unter anderem heißt: "Gehört der VfB wirklich noch seinen Mitgliedern? Die Ereignisse des Dienstags und die nicht mit dem Verein abgestimmte Pressemitteilung zeichnen leider ein anderes Bild."
Das Schreiben veranlasste wiederum Voigts Präsidiumskollegen Rainer Adrion und Christian Riethmüller dazu, sich von ihm zu distanzieren. Beide machten am Freitag deutlich, dass sie Voigts Erklärung "in dieser Form nicht zustimmen" können.
Vorstand fordert Geschlossenheit
Große Unruhe also bei den Schwaben, die im Saisonendspurt gerne auf die Störgeräusche verzichten würden. Zum ersten Mal seit 15 Jahren könnte sich der Klub wieder für die Champions League qualifizieren. Kein Wunder, dass sich nun der Vorstand in Form einer offiziellen Stellungnahme zu Wort meldet und alle Beteiligten zur Ordnung ruft.
"Die aktuelle Situation auf vereinspolitischer Ebene ist für den gesamten Klub eine besondere Belastung auf praktisch allen Ebenen und kommt zur Unzeit: Geschlossenheit und Diskursbereitschaft sind bei aller notwendigen Meinungspluralität in einem Traditionsverein unerlässlich. Gerade im Saisonendspurt, kurz vor der Fertigstellung der neuen MHP-Arena und mitten in der Hauptvertriebsphase des Jahres", so das Gremium um Vorstandschef Alexander Wehrle, Dr. Thomas Ignatzi (Vorstand Finanzen, Verwaltung und Operations) und Rouven Kasper (Vorstand Marketing und Vertrieb).
Langfristige Lösung gesucht
Damit der Klub wieder in ruhigeres Fahrwasser gerät, schlägt das Trio die Einrichtung einer Arbeitsgruppe vor. "Konstruktiv und lösungsorientiert über alle Rollen, Funktionen und Instanzen hinweg" solle dort "aktiv an der formalen Klärung bestehender Problemstellungen zu zukunftsgerichteten Strukturfragen, insbesondere auch zum Aufsichtsratsvorsitz" gearbeitet werden.
Der Vorschlag sei dem Aufsichtsrat, dem Präsidium und dem Vereinsbeirat bereits übermittelt worden, heißt es weiter. Als langfristige Lösung wünscht sich das Gremium um Alexander Wehrle, "dass die VfB-Mitglieder auf der nächsten Mitgliederversammlung nicht nur über die Thematik des Aufsichtsratsvorsitzes und den damit verbundenen Themen diskutieren sollen, sondern verbindliche, zukunftssichere Regelungen für den VfB Stuttgart herbeiführen und verabschieden können. Diese können daraufhin – je nach Ausprägung und im rechtlich möglichen Rahmen – im Grundlagenvertrag zwischen e.V. und AG und/ oder Geschäftsordnungen der Organe verankert werden."