Luxusproblem für Favre: Warum Delaney und Dahoud gegen Bayern die beste Wahl sind
Von Florian Bajus

Akribisch wird sich Lucien Favre auf das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern vorbereiten. Die wohl größte Baustelle ist das zentrale Mittelfeld, in dem Axel Witsel und Emre Can theoretisch spielen könnten, im Vergleich zu Thomas Delaney, Mahmoud Dahoud und Julian Brandt aber einen gewissen Rückstand haben. Welche Doppelsechs ist die beste Wahl?
Am 28. Spieltag könnte eine Vorentscheidung in der Meisterschaft fallen. Der BVB hat vier Zähler Rückstand auf die Bayern, wäre bei einer Niederlage also sieben Punkte hinter dem Rekordmeister. Schwarz-Gelb benötigt daher einen Sieg, um den Druck zu erhöhen und dem Tabellenführer dicht auf den Fersen zu bleiben.
Umso wichtiger wird nicht nur die spieltaktische Ausrichtung sein, sondern auch die Wahl der Startaufstellung. Nach zwei Monaten ohne Wettbewerb brauchen die Spieler Zeit und Spielpraxis, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Doch ausgerechnet das etablierte Mittelfeld-Duo Axel Witsel und Emre Can konnte beim Re-Start nur zusehen. Witsel verpasste die Partien gegen Schalke (4:0) und Wolfsburg (2:0) aufgrund muskulärer Probleme, Can fehlte ebenfalls im Revier-Derby, konnte in Wolfsburg aber immerhin 45 Minuten spielen.
In der Startelf standen derweil Thomas Delaney und Mahmoud Dahoud. Beide spielten aus unterschiedlichen Gründen nur eine untergeordnete Rolle im bisherigen Saisonverlauf. Delaney fehlte nach einem Bänderriss im Sprunggelenk und aufgrund von anhaltenden Knieproblemen, Dahoud konnte derweil einfach nicht überzeugen. Der Spielmacher wirkt auch in seinem dritten Jahr nicht reif genug für den BVB, die Leistungen stimmen nicht mit den Erwartungen überein.
Beim Re-Start zeigte Dahoud jedoch ein völlig anderes Gesicht. Der 24-Jährige war in beiden Partien der Dreh- und Angelpunkt, verlagerte das Spiel immer wieder auf die Flügel und initiierte damit zahlreiche Angriffe. Von Delaney ist derweil Körperlichkeit und Emotionalität gefordert, im Gegensatz zu Dahoud ist er mehr Abräumer statt Spielgestalter.
Wer sollte gegen Bayern spielen?
Wenn beide in Form sind, sind Witsel und Can klar gesetzt; die fehlende Spielpraxis wirkt sich in Anbetracht der zweimonatigen Wettbewerbspause allerdings noch gravierender aus als sonst. Außerdem dürfte sich Favre an eine Situation aus dem Hinspiel erinnern: Jadon Sancho begann bei der 0:4-Klatsche in der Startelf, wirklich fit war er aber nicht, da er wenige Tage zuvor beim Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand (3:2) eine Oberschenkelzerrung erlitt. Nach nur 36 Minuten korrigierte Favre seinen Fehler und nahm Sancho raus.
Einen solchen Fauxpas darf sich der Schweizer in der aktuellen Situation nicht erlauben. Am Dienstag bietet sich für den BVB die vielleicht letzte Gelegenheit, Druck auf die Bayern auszuüben. Wenn die Meisterschaft zum ersten Mal seit 2013 nicht nach München gehen soll, braucht Favre alle Spieler, die bei 100 Prozent sind - davon sind Witsel und Can ein gutes Stück entfernt.
Während Julian Brandt wieder in offensiver Manier agieren dürfte, sollten daher Delaney und Dahoud beginnen. Mit seiner physischen Präsenz ist Delaney in der aktuellen Situation unverzichtbar, Dahoud würde derweil die Kontermaschine nach Balleroberungen anwerfen und das Angriffsspiel wieder auf die gefährlichen Flügel verlagern. Dank der neuen Auswechselregularien können Witsel und Can Einsatzminuten erhalten, für die Startelf wären beide Personalien aber eine zu riskante Wahl.