Lukas Podolski spricht über ein mögliches Engagement beim 1. FC Köln
Von Franz Krafczyk
Die sportliche Zukunft des 1. FC Köln ist nach dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte ungewiss. In der 2. Liga benötigen die Geißböcke ein neues Trainerteam und müssen die Sommerpause aufgrund der Transfersperre ohne externe Verstärkungen überbrücken. Zudem fordern viele Fans, dass es in der Führungsetage zu Veränderungen kommt.
Bei der Suche nach möglichen Kandidaten fällt immer wieder der Name Lukas Podolski. Die Spielerlegende der Geißböcke ist dem Verein bis heute eng verbunden, zudem kursieren seit Jahren Gerüchte über ein mögliches Engagement von 'Prinz Poldi' in seiner Heimat.
"Ich weiß, dass mein Name zuletzt oft gefallen ist, habe auch selbst viele Anrufe bekommen. Aber ich spiele noch Fußball, habe noch Spaß daran und will noch ein Jahr spielen. Alles andere ist aktuell kein Thema", schließt Podolski ein Engagement beim Effzeh im Bild-Interview zunächst aus. "Ich hatte einige Anrufe, habe mich aber keinem Vorstandsteam angeschlossen. Es gibt auch kein konkretes Angebot für irgendeine Position vom FC. Ich bin aktuell also weit davon entfernt, kurzfristig eine Position beim FC zu übernehmen."
Keine Rücksicht auf Legenden: Podolski wirft Verantwortlichen Blauäugigkeit vor
Langfristig sei Podolski jedoch "immer offen, dem Verein zu helfen. Aber dann müssen auch konkrete Gespräche geführt werden. Nicht wie jetzt, wo man absteigt, die Stimmung im Keller ist, die Euphorie weg und dann fällt ihnen ein, dass es ja noch den Poldi gibt. Das ist mir zu wenig", erklärt der 38-Jährige, der noch mindestens ein weiteres Jahr bei seinem polnischen Heimatklub Górnik Zabrze kicken will.
Der Effzeh hat es womöglich verpasst, Podolski schon ein wenig früher einzubauen. Dass man in den vergangenen Jahren stets vom Ex-Nationalspieler absah, erweist sich nun womöglich als Fehler. "Velleicht waren einige blauäugig und dachten: Bei uns läuft es. Wir brauchen keinen Poldi. Oder andere haben mich als Risikofaktor gesehen, was ihre eigene Person betrifft, waren neidisch oder dachten, der Poldi ist vielleicht zu groß", mutmaßt Podolski.
Dass die Kölner selten dazu bereit waren, ihre viele Vereinslegenden am Geschehen des Vereins teilhaben zu lassen, ist für Podolski unverständlich: "Da muss man sich fragen, warum das so ist. Warum hat ein Verein wie der 1. FC Köln seine großartigen Spieler nie genutzt? Warum sind die nicht im Verein? Warum machen sie da nichts in verschiedenen Abteilungen? Ich habe da keine Antwort drauf."
Nach Abstieg: Effzeh muss "Schalter umlegen" und "neue Euphorie entwickeln"
Podolski hofft nach dem Abstieg nun darauf, dass sein Effzeh auch ohne ihn schnellstmöglich die Kurve bekommt. "Wenn ein Traditionsverein wie der FC absteigt, macht sich jeder große Sorgen - vor allem am Anfang tut es weh. Da gibt es viele Tränen, viel Geschrei. Aber jetzt ist es dann auch an der Zeit und ganz, ganz wichtig, den Schalter umzulegen, Personalentscheidungen zu treffen, eine Mannschaft zu bauen, die eine neue Euphorie entwickeln kann und Leute zu finden, die den Wiederaufstieg anpeilen."
"So schwer der auch wird durch die Transfersperre. Da kann es auch sein, dass man ein paar Jahre in der 2. Liga bleibt. Trotzdem: der Verein und der Sport leben weiter. Und man kann nicht den ganzen Verein auswechseln und bei null starten", blickt Podolski in die Zukunft.
Wer in Köln für welche Fehler verantwortlich war, müsse man "selbst analysieren und dann ihre Entscheidungen treffen", für eine Bewertung einzelner Funktionäre sei Podolski "zu weit entfernt". Doch auch Podolski weiß: "Konsequenzen müssen her. Es reicht nicht, einfach zu sagen: Wir haben alles analysiert und kommen zu dem Punkt, dass eigentlich alles gut ist und wir nichts falsch gemacht haben. So blauäugig wird man nicht sein."