Löw bleibt bei 'Nein' für Hummels, Boateng & Müller - und sieht andere Lösungen für Defensiv-Probleme
Von Yannik Möller
Die weiterhin ausbleibenden Nationalmannschafts-Nominierungen für Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller bleiben ein Thema - nicht jedoch für Bundestrainer Joachim Löw. Gegen die "Abwehrprobleme" möchte er "variabel" vorgehen.
Es war, ist und bleibt ein großes Streitthema: Sollten Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller wieder in die deutsche Nationalmannschaft eingeladen werden, nachdem Joachim Löw sie vor einiger Zeit aussortiert hatte? Was durchaus viele Fußball-Fans mit einem klaren 'Ja' und dem Leistungsprinzip beantworten würden, wird vom Bundestrainer regelmäßig abgelehnt - oftmals mit dem Verweis auf den gewählten Neustart.
"Daran hat sich auch nichts geändert": Bundestrainer Löw bleibt bei 'Nein' für Hummels, Boateng und Müller
Je schwerer sich die Nationalelf aber schon in den derzeitigen Freundschafts- und Nations-League-Spielen tut, desto größer wird diese Diskussion, gerade im Hinblick auf die nahende Europameisterschaft. Im Interview mit Sportbuzzer verteidigte Löw diese Entscheidung erneut: "Wir haben uns 2018 dazu entschieden, die beiden [Müller und Hummels] und Jerome Boateng nicht mehr zu nominieren und daran hat sich bislang auch nichts geändert. Wir wollten den Verjüngungsprozess ganz bewusst." Spieler wie etwa Serge Gnabry, Leroy Sané, Joshua Kimmich oder auch Timo Werner bräuchten diese "Räume, um sich weiterzuentwickeln", erklärte er.
"Ich weiß aber, dass dies drei tolle Persönlichkeiten sind mit individueller Extra-Klasse", wusste er zudem zu betonen. Dennoch: Für sie ist das Tor nach wie vor geschlossen. Ihre Anfangszeit in der Nationalmannschaft verglich Löw mit der Zeit, die nun die Werners, Kimmichs, Goretzkas und Co. bräuchten: "Sie brauchen Einsatzzeit und müssen Erfahrungen machen." So sei es schließlich auch bei "Thomas, Mats, Jerome" gewesen, "bevor sie zu Säulen bei der WM in Brasilien wurden".
So geschlossen die Tür seit geraumer Zeit auch sein mag, den Schlüssel um sie zu öffnen, hält der Bundestrainer in der Hand. Das weiß er selbst auch, weshalb er noch eine theoretische, wenn auch sehr kleine Aussicht auf ein Nationalelf-Comeback gab (via kicker): "Wenn sich im nächsten Jahr durch Ausfälle von Schlüsselspielern bei uns eine völlig neue Situation ergibt, werde ich das entsprechend bewerten und über alternative Szenarien nachdenken."
Inwiefern eine "völlig neue Situation" dann von ihm bewertet und eingeschätzt, oder in erster Linie ausgerufen wird, ist natürlich ein weiteres Thema. Bislang, so weiterhin der klare Eindruck, wird sich nichts an diesen Personalien im Bezug auf die deutsche Auswahl ändern - das hat Löw ein ums andere Mal deutlich gemacht.
Löw spricht von "Abwehrproblemen": Variable Systeme und Fortschritte als Alternative zu Hummels und Boateng
Dabei wären Hummels und Boateng potenzielle Bausteine, wenn es um die "Abwehrprobleme" geht, wie der Bundestrainer es nannte. Über die letzten Spiele, sowohl in der Nations League, als auch in Testspielen, hat die DFB-Elf stets einige Gegentore kassiert - gegen die Schweiz und die Türkei sogar jeweils drei. "Wir müssen schauen, dass wir eben da den Hebel ansetzen", so Löw (via kicker), der die Frage "Was können wir besser machen?" in den Vordergrund stellt.
Das Umstellen von der üblichen Vierer- auf eine Fünferkette war ein Versuch, den das Trainerteam gewagt hatte. Zuletzt, als es gegen die Schweiz ging, wurde wieder die Viererkette erprobt. Ein eindeutiger Weg wurde bisher noch nicht gefunden. "Bei der Viererkette wollen wir, dass unsere Außenverteidiger extrem in die Offensive gehen, damit wir außen gut besetzt sind, manchmal auch doppelt", erklärte Löw. Was wiederum "manchmal Räume zwischen Innen- und Außenverteidigern" verursacht.
Ein Konzept, das bei der Weltmeisterschaft 2014 sehr gut funktionierte: "Da waren wir extrem ballsicher, so konnten wir viel Risiko eingehen." Zu viele Ballverluste, gerade im Umschaltspiel, erwiesen sich zuletzt als sehr gefährlich. Deshalb der Schwenk zur Fünferkette mit einem zusätzlichen Mann im Zentrum beziehungsweise im Halbraum. "Jedes System ist variabel", gab Löw zu bedenken und betonte zugleich, man müsse "nicht so viel über Systeme reden" - viel mehr komme es auf die Interpretation dessen an.
Vor allem angesichts dieses defensiven Hintergrunds, mit verschiedenen Herangehensweisen, sei die aktuelle Generation "noch verbesserungsfähig". Was Hummels und Boateng natürlich schon können, habe jedoch auch Zeit in Anspruch genommen, "bis wir diese Qualität und Sicherheit hatten", so Löw weiter. "Süle kann es", Matthias Ginter sehe er als "sehr ruhig und sicher am Ball", Antonio Rüder habe "extreme Fortschritte gemacht" - anstatt über neue-alte Nominierungen nachzudenken, spricht sich der Bundestrainer für die aktuellen Spieler und deren Entwicklung aus.