Liverpool-Krise verschärft sich: Kann Jürgen Klopp die Reds noch retten?
Von Dominik Hager
Nach dem 0:1 gegen den FC Fulham befindet sich der FC Liverpool weiter in einer schweren Krise. Nach vier Niederlagen aus den letzten fünf Ligaspielen, befinden sich die Reds nur noch auf Rang sieben der Tabelle. Aufgrund dieser enttäuschenden Ausgangslage droht dass Eis, das für Jürgen Klopp ohnehin immer dünner wird, langsam aber sicher zu brechen.
In seiner Karriere als Trainer hat Jürgen Klopp bislang viele Höhen und nur wenige Tiefen durchlebt. So hat dieser erst Mainz 05 als völliger Underdog in die Bundesliga geführt, anschließend den Trümmerhaufen Borussia Dortmund zu zwei Meistertitel gecoacht und zuletzt mit Liverpool die Champions-League und die Meisterschaft gewonnen. Trotz allem war jedoch auch in der Laufbahn von "Kloppo" nicht immer alles perfekt. So wäre da der Abstieg mit Mainz 05 im Jahre 2007, woraufhin der den Aufstieg ein Jahr später verpasste. Auch Borussia Dortmund fand sich nach den überragenden Jahren Anfang der 2010er, zur Winterpause 2014/15 plötzlich auf einem Abstiegsplatz wieder. Zwar konnte sich der BVB immerhin noch auf den siebten Tabellenplatz führen, so entschieden Klopp und Watzke in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Zu dieser Zeit kam auch zum ersten Mal so etwas wie Kritik am Wundertrainer auf. So lauteten die Vorwürfe, dass die Spieler irgendwann zu müde seien, um den anstrengenden Fußball unter dem Coach für viele Jahre standzuhalten.
Klopp und das verflixte siebte Jahr: Deutet sich ein Muster an?
Schaut man sich Klopps Karriere an, deutet sich gewissermaßen ein Muster an. So dauerte es in Mainz sechs Jahre lang, bis es mit dem Erfolg des Teams dahinging. Nachdem er dann im Jahre 2008 beim BVB debütierte, vergingen abermals sechs Jahre, bis der Klopp-Klub zu kriseln begann. Liegt auf dem Trainer also ein Fluch des siebten Jahres? In dem Fall wäre das, was derzeit in Liverpool abläuft, gewissermaßen ein Frühstart. So befindet sich Klopp, der seit 2015 an der Anfield Road coacht, erst in seiner sechsten Spielzeit. Eine Saison, die jedoch die letzte für den als "The Normal One" gefeierten Trainer herausstellen könnte.
So nimmt die Krise in Liverpool immer mehr an Fahrt auf. In den letzten acht Partien gelang den Team lediglich ein Sieg gegen Leipzig und ein weiterer gegen Sheffield United. Zudem wurden sechs Heimspiele in Folge verloren. Demnach beträgt der Abstand auf Tabellenführer Manchester City mittlerweile 23 Punkte. Brisanter ist jedoch die Tatsache, dass auch der Tabellenvierte, FC Chelsea, langsam aber sicher davon läuft. So scheint die Qualifikation auf die Champions League beinahe aussichtslos, was in Liverpool einer Katastrophe gleichkäme. Das Stichwort Champions League ist jedoch vielleicht auch das Einzige, was Klopp jetzt noch retten kann. So steht man nach dem 2:0 gegen Leipzig unmittelbar vor dem Einzug ins Viertelfinale. Jeder weiß, dass von da an alles möglich ist, selbst für eine taumelnde Klopp-Elf.
Van Dijk fehlt verletzt: Sind die Abwehrprobleme Grund für den Liverpooler Absturz?
Die Frage ist jedoch, ob Klopp diese Chance überhaupt noch bekommt. Für die Bosse gilt es nun zu bewerten, ob dieser überhaupt Schuld an der Misere hat. So gibt es eben noch weitere Punkte, die das schwache Auftreten der Reds erklären. Schwerwiegend ist mit Sicherheit die Tatsache, dass mit Virgil van Dijk, Joel Matip und Joe Gomez die drei mit Abstand stärksten Innenverteidiger seit langer Zeit fehlen. Insbesondere der Holländer ist dabei auch als Führungsspieler unersetzlich. Wenn das Spiel hinten schon krankt, wird es eben auch in der Offensive nicht leichter. So bringt das Fehlen der Verteidiger Probleme im Spielaufbau mit, die das ganze System ein Stück weit lahmlegen. Dass Klopp im Winter dann lediglich Kabak vom Krisenklub Schalke dazu bekam, macht die Personalnot dann auch nicht unbedingt besser. Eben so wenig hilft die Tatsache, dass nun auch noch Kapitän Henderson bis Anfang April ausfällt.
Liverpool-Stars überfordert: Klopp muss einen Plan B finden
Die ganze Schuld auf Klopp zu schieben wäre also definitiv der falsche Weg. So ist die Premier League auch einfach stark genug, um Problemstellen im Kader der Gegner eiskalt ausnutzen zu können. So ganz erklärt das die ernüchternde Bilanz der letzten Wochen allerdings auch nicht. So könnte durchaus am Vorwurf etwas dran sein, dass Klopp seine Spieler über die Jahre hinweg überfordere. Derzeit wirken auch Topstars, wie Salah oder Mané, nicht so frisch wie in früheren Jahren. Der frühere Dortmund-Coach verlangt von seinen Spielern sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler Ebene alles ab. Gewissermaßen muss er dies natürlich, um erfolgreich zu sein, auf der anderen Seite sind dem auch Grenzen gesetzt. Gerade in einer Zeit, in der die Spieler aufgrund der Pandemie keine richtige Vorbereitung absolvieren konnten, fällt dies nochmal extra ins Gewicht. Ähnlich wie bei den Bayern und Hansi Flick, funktioniert Klopps Art Fußball zu spielen nur, wenn die Spieler zu 100 Prozent bereit sind. Während die Bayern die Kurve bekommen haben, tragen in Liverpool vermutlich auch die Verletzten dazu bei, dass sie derzeit scheitern. Somit ist nun vor allem Klopp selbst gefragt, einen funktionierenden Plan B zu entwickeln und seinen Stil an die Situation anzupassen. Gelingt ihm das, könnte er die Saison der Liverpooler und seinen eigenen Job retten. Abschließend sei jedoch gesagt, dass eine Amtszeit von sechs, sieben Jahren ohnehin extrem lang ist. Nutzen sich Spieler und Trainer erst nach dieser Zeitspanne ab, ist das nichts, was gegen den Trainer Jürgen Klopp spricht.