Liverpool-Formkrise: Klopp erklärt, was falsch gelaufen ist
Von Yannik Möller
Vom Meister-Favoriten in der Premier League zum Bangen um die Qualifikation für das internationale Geschäft: Jürgen Klopp erlebt mit Liverpool eine alles andere als perfekte Saison. Nun erklärte der Coach, wo seiner Meinung nach die Probleme lagen und liegen.
Schon das ein oder andere Mal wurde ein Vergleich zur Absturz-Saison beim BVB gezogen: Jürgen Klopp erreicht mit dem FC Liverpool außergewöhnliches, gewinnt nicht nur die Champions League, sondern in der letzten Saison auch noch den lang ersehnten Meistertitel der Premier League. Auf den vermeintlichen Höhepunkt folgt dann eine Krise.
Mit Dortmund stand Klopp in der Saison 2014/15 zwischendurch sogar auf dem 18. Tabellenplatz. Jetzt, mit den Reds, ist es eher eine Formkrise als ein großer Absturz. "Vor der Saison wussten wir, dass wir gut waren. Das heißt nicht, dass wir automatisch wieder gewinnen, aber es erhöht die Verantwortung, etwas zu erreichen", erklärte er das Mindset vor dem ersten Spieltag gegenüber Sky Sports.
Liverpool befindet sich nicht mehr im Rennen um die Titelverteidigung, sondern auf dem sechsten Platz - den FC Everton, der Stadtrivale des Klubs, punktgleich im Nacken. "Wir sind noch immer ein gutes Team aber in dieser Saison sind viele Dinge passiert, und wenn man die Liga in England gewinnen möchte, muss man eine nahezu perfekte Saison spielen", so Klopp.
Das konnte sein Team nicht leisten, dafür verweist er auf Manchester City: "Sie sind nicht perfekt gestartet aber sind nun in einer Form, wo es nach Perfektion aussieht. Ergebnismäßig, 100 Prozent. Leistungsmäßig, nicht weit davon entfernt. Das ist eine Saison die man spielen muss, um Champions in England zu werden."
Klopp musste sich "ganz neuen Problemen stellen": Verletzungspech nagt an Liverpooler Form
Eigentlich war es der Plan, den Titel zu verteidigen. Möglich schien diese Mission auch zu sein, haben die Scousers doch weiterhin einen enorm starken Kader. "Wir sind ziemlich gut in die Saison gestartet", erinnerte sich Klopp, "wir waren längere Zeit an der Spitze oder zumindest in der Nähe".
Wenig später kam eine Art Einbruch, unter anderem mit der ersten Heimniederlage in fast vier Jahren. Drei weitere folgten in den folgenden 30 Tagen - ein Negativ-Lauf an der Anfield Road, den es etwa ein Jahrzehnt lang nicht gegeben hatte.
"Die Probleme, die wir hatten - da war es klar, dass sie einflussreicher werden wenn wir es nicht schaffen, die Spieler zurückzukriegen. Das ist das, was passiert ist", betonte der Coach, womit er selbstredend die teils sehr langwierigen Verletzungen meint. Alleine das Abwehrzentrum fiel komplett aus, zahlreiche verschiedene Kombinationen mussten ausprobiert und Spieler von anderen Positionen in der Innenverteidigung versucht werden.
"In diesem Jahr mussten wir uns ganz neuen Problemen stellen. Ich habe noch nie in meinem Leben - und ich mache diesen Job seit 20 Jahren - jede Woche die Abwehr umstellen müssen. Ich bin jetzt ein viel besserer Trainer, weil man sich über solche Aspekte sonst kaum Gedanken macht, doch jetzt musste ich mich dauerhaft mit ihnen beschäftigen", so seine Einschätzung.
Von außen wird das Verletzungspech oftmals als nur einer von mehreren Gründen für die Formkrise angesehen. Klopp interessiert das jedoch kaum: "Manch einer mag sagen das wäre eine Ausrede. Das könnte mich nicht weniger interessieren, um ehrlich zu sein. Wir nutzen es nicht als Ausrede, aber wenn man mich fragt, dann ist das die Erklärung dafür, weshalb sich Sachen veränderten."
Im weiteren Verlauf der Liga möchte man sich wieder in die Top vier setzen, mit einem Sieg gegen den FC Chelsea am Donnerstagabend wäre das möglich. "Wir werden sehen, was passiert," so das Abwarten des Trainers. Klopp weiter: "Wir wissen, wir sind noch immer in der Champions League. Wir wissen, da draußen gibt es noch Dinge die wir erreichen können. Aber wir wissen - und das haben wir dieses Jahr gelernt - dass wir nichts für gegeben hinnehmen dürfen."