Lionel Messi meldet sich ausführlich zu Wort: "Fühle mich endgültig angekommen!"

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Anlässlich der Verleihung der spanischen Torjäger-Kanone (Trofeo Pichichi) bekam Superstar Lionel Messi Besuch von der Marca-Redaktion. In seiner neuen Wahlheimat Paris sprach der Argentinier, unter anderem, über seine ersten Monate bei PSG, über seinen früheren Liga-Konkurrenten Cristiano Ronaldo und über die kommende WM in Katar.


Doch zunächst war die letzte individuelle Auszeichnung aus seiner Zeit im spanischen Fußball das Thema der Konversation. Immerhin konnte sich la pulga in der vergangenen Saison die Trophäe des besten Torschützen in LaLiga bereits zum achten Mal sichern.

Über seine achte Pichichi-Trophäe

"Das ist echt verrückt, die Pichichi-Trophäe achtmal gewonnen zu haben. Es schien schon unmöglich, die sechs Titel von Zarra einzustellen. Geschweige denn, sie zu toppen. Das ist echt spektakulär."

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Achtmal konnte Lionel Messi die Pichichi-Trophäe gewinnen / LLUIS GENE/GettyImages

Nach den anfänglichen Startproblemen in seinem neuen Lebensmittelpunkt, längere Wohnungssuche inbegriffen, scheint sich der Superstar immer besser in der Stadt der Liebe einzugewöhnen.

"Zur Zeit geht es mir blendend. Ich fühle mich endgültig angekommen, jetzt wo wir unser neues Heim bezogen haben und die Kinder zur Schule gehen und ihrem Alltag nachgehen."

Sogar Französisch spricht der Messi-Nachwuchs schon. "Es lief am Ende viel besser, als wir zunächst befürchtet hatten. Wir haben uns lange den Kopf zerbrochen und dachten, dass es viel schwieriger für sie werden würde. Doch am Ende waren sie die schnellsten, die sich eingelebt und eingewöhnt haben. Sie gehen schon zur Schule und werden sicherlich viel schneller Französisch lernen, weil Kinder in diesem Alter einfach alles aufsaugen. Das hat Antonela und mich natürlich sehr beruhigt."

Über die Favoriten-Rolle von PSG

Nach dem kleinen (und seltenen) Einblick in sein Privatleben, kommt die Konversation dann auch schnell auf die tagesaktuellen Dinge im Weltfußball zu sprechen. Wie die große Favoritenrolle seines neuen Arbeitgebers. Ein Team mit Spielern wie Neymar, Mbappé und eben Lionel Messi ist quasi in allen Wettbewerben der große Favorit. Auch in der Champions League.

"Jeder sagt, dass wir die großen Favoriten seien. Und ich will auch gar nicht verneinen, dass wir vom Namen her einer der großen Kandidaten sind. Doch uns fehlen immer noch ein paar Dinge, um ein wirklich starkes Team zu sein. Wir müssen uns als Einheit noch finden. Der Vorteil dabei ist, dass wir großartige Spieler in unseren Reihen haben. Aber wir sind nicht die einzigen. Es gibt andere große Mannschaften, die Aussichten haben."

In der Folge benennt Messi mit dem FC Liverpool, Manchester City, Bayern München, Atlético und Real Madrid die üblichen Verdächtigen. "Es gibt viele Teams, die um die Champions mitspielen. Es ist eines der ausgeglichensten Turniere der letzten Jahre."

Und natürlich vergisst er dabei auch nicht seinen langjährigen Dauerrivalen aus Madrid und dessen Stadtrivalen, zeigt sich aber bezüglich seines Ex-Klubs eher skeptisch.

"Real Madrid ist immer konkurrenzfähig. Genau so wie Atlético Madrid. Beide werden sie ein Wörtchen mitreden. Es sind zwei Gegner, die vor allem im direkten Duell, in zwei Spielen, sehr schwer zu bespielen sind. Beide kennen den Wettbewerb zur Genüge und wissen, wie man ihn spielen muss. Deshalb gehören sie zu den Mit-Favoriten."

"Der FC Barcelona durchläuft gerade einen Erneuerungsprozess mit einer Mannschaft, in der sehr viele junge Spieler spielen. Zur Zeit gibt es, glaube ich, bessere Mannschaften. Aber das soll nicht heißen, dass sie später nicht doch um die Titel mitspielen werden. Denn man muss sehen, dass Xavi gekommen ist, und dass die Illusionen aufgefrischt wurden und zudem noch einige Spieler zurückkehren werden, die zur Zeit nicht zur Verfügung stehen."

Über Cristiano Ronaldo

Lobende Worte hatte Messi dann für seinen früheren Dauerrivalen auf dem Platz, Cristiano Ronaldo, nach dessen Rückkehr zu Manchester United.

"United ist ein sehr starkes Team mit großartigen Spielern. Cristiano kannte den Verein, aber das war zu einer anderen Zeit. Jetzt aber hat er sich in beeindruckender Manier wieder angepasst. Von Beginn an hat er Tore geschossen wie früher und brauchte dabei praktisch keine Eingewöhnungszeit. Zwar läuft es in der Premier nicht ganz so gut, wie wir alle gedacht haben, aber in dieser starken Liga können sich die Dinge auch ganz schnell ändern."

Ob er denn nicht ein wenig Nostalgie verspüre, wenn er an die vielen Duelle gegen den Portugiesen denkt?

"Es ist mittlerweile viel Zeit vergangen, seitdem wir beide in derselben Liga gespielt haben. Wir haben sowohl auf individueller Ebene als auch mit unseren Teams um dieselben Trophäen gekämpft. Es war eine wunderbare Zeit für uns beide, aber auch für die Fans, die es genossen haben. Was bleibt, sind wunderschöne Erinnerungen an eine Zeit, die in die Geschichte des Fußballs eingehen wird."

Barcelona - Real Madrid : La Liga
Prägten eine Ära: Lionel Messi und Cristiano Ronaldo / Anadolu Agency/GettyImages

Gefragt, ob die spanische Liga mit den vielen prominenten Abgängen in den vergangenen Jahren (Neymar, Messi, CR7) etwas an Protagonismus eingebüßt habe, gibt sich der Argentinier diplomatisch.

"Hoffentlich kann die Liga bald wieder Superstars anlocken. So wie sie es in den letzten zehn oder fünfzehn Jahren, und eigentlich auch schon immer getan hat. Die spanische Liga war immer eine der stärksten, und ich hoffe, dass sie diesen Status zurückerobern kann."

Einer der dafür sorgen könnte, ist natürlich sein (Noch-) Teamkollege Kylian Mbappé, der bekanntlich ganz oben auf der Wunschliste von Real Madrid steht. Doch beim Versuch, etwas Neues bezüglich des Transferpokers des 22-Jährigen rauszufinden, beißen die spanischen Journalisten auf Granit.

Über Mbappé

"Ich weiß nicht [ob er zu Real wechseln wird, Anm. d. Red.]. Nur er weiß, was in seinem Kopf vorgeht und was er machen wird. Ich kann nur sagen, dass ich glücklich bin, dass er diese Saison hier geblieben ist. Er ist superwichtig für uns, um alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, zu erreichen. Er ist hundertprozentig fokussiert. Doch was am Ende geschehen wird, weiß ich nicht."

Lionel Messi, Kylian Mbappe
Zwei der absoluten Superstars bei PSG: Messi und Mbappé / Jonathan Moscrop/GettyImages

Spanisch jedenfalls, so Messi, spreche Mbappé. "Aber auch andere Sprachen, wie Englisch. Und natürlich Französisch", fügt er schmunzelnd hinzu.

Natürlich konnte auch die Frage nicht fehlen, wie er sich mit Sergio Ramos versteht, mit dem er ebenfalls eine langjährige Rivalität in Spanien gepflegt hat.

Über Sergio Ramos

"Am Anfang war das tatsächlich etwas seltsam. Nach so vielen Jahren der Rivalität, wir waren ja die beiden Kapitäne unserer Teams, nach so vielen Clásicos, nach so vielen Duellen. Aber das blieb immer draußen - und wir haben uns stets respektiert. Ihn jetzt als Mitspieler zu haben ist ein echtes Spektakel. Er findet sich immer besser ein, und ich hoffe, dass er bald spielen wird, weil er ein fundamentaler Spieler für unsere Ziele ist."

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Spielten unzählige Clásicos gegeneinander: Messi und Ramos / JOSEP LAGO/GettyImages

Über Xavi - und dessen Vorgänger auf der Barça-Bank

Mit Blick auf seinen Ex-Klub glaubt Messi diesen mit dem neuen Trainer Xavi Hernández auf einem guten Weg. "Er kann der Mannschaft unglaublich viel geben. Er ist ein Trainer, der sehr viel weiß. Den Klub kennt er aus dem eff-eff und ist in Barcelona groß geworden. Er hat die Illusion zurück nach Barcelona geholt. Er ist ein Trainer, der vor allem den jungen Spieler gut tun wird. Mit ihm wird die Mannschaft wachsen. Davon bin ich überzeugt."

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Messi und Xavi feiern den Champions League-Triumph 2015 / PATRIK STOLLARZ/GettyImages

Über das Aus von Xavis Vorgänger, beschränkte sich Messi auf diplomatische Äußerungen. "Mit Trainern wird immer unfair umgegangen. Man war unfair mit Koeman, vorher mit Valverde. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, ist es immer leichter, den Trainer zu feuern als die ganze Mannschaft. Doch die Trainer wissen das natürlich auch schon vorher."

Über die Umstände seines Weggangs vom FC Barcelona wollte Messi indes nicht mehr viele Worte verlieren. "Sie sagten mir, dass sie mich nicht bezahlen konnten und ich deshalb nicht bleiben konnte. Man braucht jetzt nicht mehr nach irgendwelchen Schuldigen suchen."

Über eine mögliche Rückkehr zum FC Barcelona

Sein früherer Präsident, Joan Laporta, sprach kürzlich von seinem Traum, dass Messi und Iniesta eines Tages zurückkehren könnten. Wenn auch nicht mehr als Spieler. Grundsätzlich scheint auch der Argentinier sich dies vorstellen zu können.

"Ich habe immer gesagt, dass ich eines Tages zurück nach Barcelona kehren werde, weil dies meine Heimat ist. Und wenn ich dabei dem Klub irgendwie helfen kann - um so besser."

Zum Schluss gab es noch einen Ausblick auf die WM in Katar, die in weniger als einem Jahr beginnen wird. Messi sieht durchaus Chancen, mit der Albiceleste endlich den langverfolgten WM-Triumph zu landen.

"Wir sind zur Zeit gut drauf. Die Copa America gewonnen zu haben, hat uns enorm geholfen, weil die Mannschaft dadurch an Selbstvertrauen gewonnen hat. Wir wissen aber auch, dass uns noch einiges fehlt, um zu den Top-Favoriten gezählt zu werden. Wir werden versuchen, in der bestmöglichen Form zum Turnier zu kommen."

Argentina v Bolivia - FIFA World Cup 2022 Qatar Qualifier
Messi nach dem Triumph in der Copa America im Sommer dieses Jahres / Pool/GettyImages

Ein Finale Spanien - Argentinien würde Messi jedenfalls unterschreiben. "Natürlich. Aber auch gegen jeden anderen Gegner. Ich würde gerne wieder in einem weiteren Finale stehen und eine neue Trophäe gewinnen. Diese Hoffnung und dieser Traum bleiben immer."