Messi zu Koeman: "Sehe mich momentan mehr draußen als drinnen!"
Von Guido Müller
Am Mittwoch wurde Ronald Koeman als Nachfolger des glücklosen Quique Setién beim FC Barcelona vorgestellt. Seine vorerst wichtigste Aufgabe hat der Niederländer auch schon hinter sich: in einem Vieraugengespräch mit Superstar Lionel Messi wollte Koeman klären, inwieweit er auf den Argentinier für die Zukunft bauen kann.
Und bei diesem Dialog soll der 32-Jährige zumindest Zweifel an seiner Kontinuität angedeutet haben. Messi sehe sich, so die katalanische Rundfunkstation RAC1 (via mundodeportivo.com), aktuell mehr außerhalb des Klubs als innerhalb. Das kann man jetzt als Ankündigung, den Verein definitiv verlassen zu wollen, interpretieren - oder schlichtweg als verständliche Frustreaktion auf das noch immer schmerzende 2:8 gegen die Bayern.
Frust von Messi nur allzu verständlich
Hatte denn irgendjemand wirklich geglaubt, dass diese Schmach schon nach einer Woche wieder vergessen sein würde? Zumal der Wettbewerb, um den es geht und aus welchem der spanische Gigant auf so schmerzvolle Weise wie noch nie seiner Vereinshistorie geschmissen wurde, ja immer noch andauert. Ich darf an dieser Stelle an die Reaktionen hierzulande nach dem peinlichen WM-Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft im Sommer 2018 erinnern. Da gingen die richtigen Kritiken und in die Tiefe gehenden Analysen erst nach einer Woche so richtig los. Am Ende war das vorzeitige Aus der DFB-Elf quasi das Sommerthema zwischen den Saisons, und ihre Effekte reichten bis in den Frühling 2019 (als Löw drei der für "schuldig" befundenen Spieler bis auf weiteres aussortierte).
Nein, diese Reaktion von Messi kommt alles andere als überraschend. Und gesagt ist mit ihr auch noch überhaupt nichts. Zumal Messi sich durchaus darüber bewusst sein dürfte, wie schwierig sich ein Transfer gestalten würde. Denn allzu viele Mannschaften, die sich den Crack leisten könnten, gibt es nicht auf der Welt.
Welche Klubs kämen überhaupt für Messi in Frage?
Da wäre Real Madrid zu nennen. Aus offensichtlichen Gründen keine wirkliche Option. Eher sehen wir Robert Lewandowski beim Hamburger SV, als dass Messi "sein" Barça derartig verraten würde. Blieben noch Klubs vom Kaliber eines PSG, Manchester City, Juventus oder Inter. Doch ob das katarische Kapital in Paris ausreicht, um Neymar, Mbappé UND Messi bezahlen zu können? Und ob Messi auch wirklich Lust hätte, den Großteil des Jahres gegen - im Vergleich zu Spanien - eher unbeschriebene Blätter zu spielen, um zwei, dreimal im Jahr, in den letzten Runden der Königsklasse, gefordert zu werden? Auch eher unwahrscheinlich.
Manchester City? Auch Messi wird mitbekommen haben, wie schwer sich die Skyblues seit Jahren auf den entscheidenden Metern in der Königsklasse tun. Zudem würde ihm England als Lebensmittelpunkt wohl schon vom Klima her nicht unbedingt reizen. Vom Essen ganz zu schweigen.
Und Italien? Da gäbe es mit Juventus Turin und Inter Mailand zwar zwei Klubs, die sich den Superstar wohl finanziell irgendwie leisten könnten - doch gerade Juventus hat mit dem Experiment Cristiano Ronaldo schon vorgeführt bekommen, wie hoch die Trauben in Europa hängen, auch mit einem absoluten Superstar in den Reihen.
Prognose: Messi wird bleiben
Deshalb ordne ich die Aussagen Messis unter der Rubrik: erst mal abwarten, was der Klub, also der FC Barcelona, in den kommenden Wochen so anstellt bezüglich des Kaderausmistens und in puncto Neuverpflichtungen. Gut möglich, dass Messi in diesem Jahr mehr denn je in die personellen Planungen der Azulgrana einbezogen wird. Für mich hat sich an der Wahrscheinlichkeit eines Abgangs des Argentiniers trotz seiner Worte gegenüber Koeman nichts geändert. Ich sehe sie weiterhin im unteren einstelligen Prozentbereich. Wenn überhaupt!