Leonardo erklärt Tuchel-Rauswurf: "Wenn nicht, ändern wir die Person!"

Leonardo und Thomas Tuchel werden keine Freunde mehr
Leonardo und Thomas Tuchel werden keine Freunde mehr / GABRIEL BOUYS/Getty Images
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Nachdem Paris Saint-Germain sich im Dezember von Thomas Tuchel trennte, wurde viel über das zerrüttete Verhältnis des Trainers zum Sportlichen Leiter der Franzosen, Leonardo, spekuliert. Der Brasilianer räumt nun indirekt mit diesen Gerüchten auf, denn seine Aussagen zum Ex-Trainer machen deutlich, wie tief die Gräben zwischen den beiden waren.

Tuchel musste zum Ende des Jahres 2020 in Paris seinen Hut nehmen, obwohl er wenige Monate zuvor noch mit den Franzosen im Finale der Champions League stand. Doch die Eigner wollen nicht weniger als den Henkelpott, bestenfalls jedes Jahr. Zudem galt Tuchel als "schwieriger Charakter", dessen Spielstil so gar nicht zum gewünschten Spektakel passte.

Besonders Leonardo, der seit dem Sommer 2019 - wieder - als Sportlicher Leiter des Scheich-Klubs fungiert, galt nie als ausgewiesener Tuchel-Fan. Nun installierte man mit Mauricio Pochettino einen Trainer, der bislang eher als Entwickler, denn als Titelsammler überzeugen konnte. Für Leonardo gab es jedoch keine andere Möglichkeit, denn Tuchel musste weg und Pochettino war einer der wenigen Trainer, die zu dieser Zeit verfügbar waren.

"Sein Zyklus war zu Ende" - Leonardo tritt nach

"Es geht nur um den Zyklus und seiner näherte sich dem Ende. Wir hatten das Gefühl, dass es jetzt an der Zeit war, uns zu verändern, um unserer Saison einen neuen Schub zu geben. Wir wussten, und er wusste, dass es schwierig sein würde, seinen Vertrag zu verlängern. Ein Coach ist ein bisschen wie ein Arzt, der ihnen je nach den Bedürfnissen des Teams verschiedene Medikamente gibt. Aber was er vorschlug, passte nicht so richtig", äußerte sich Leonardo gegenüber France Football (via SportBild).

Dieses Statement lässt sich auch wunderbar auf Leonardo selbst anwenden, der mit seinem Abgang bei Milan dafür sorgte, dass die Rossoneri derzeit auf Titelkurs sind. Doch der 51-Jährige war noch nicht fertig, seinen ehemaligen Trainer als Problem der verpassten Königsklassen-Trophäen auszumachen.

Leonardo will Paris nach oben bringen
Leonardo will Paris nach oben bringen / FRANCK FIFE/Getty Images

Denn Tuchels Nachfolger Pochettino sei in vielen Belangen seinem Vorgänger überlegen. "Pochettino hat Eigenschaften und eine Persönlichkeit, die vielleicht besser zu dem passen, was wir im Moment tun wollen. Im Fußball muss man manchmal schnell reagieren. Das haben wir gemacht. Wir haben einen sehr klaren und geraden Kurs verfolgt. Und wenn ein Mann von dieser Linie abweicht, ist es unsere Pflicht, schnell zu unserer Linie zurückzukehren. Entweder passt sich die Person an oder wir ändern die Person. Sonst hätten wir Probleme gehabt", wird Leonardo zitiert.

Jedoch passen objektiv betrachtet weder Pochettinos Titellosigkeit, noch dessen Qualitäten als Förderer von Talenten zur hungrigen Philosophie der Pariser Eigner. Vielmehr scheint es, dass man sich mit dem ruhigen und genügsamen Pochettino viel weniger Meinung und Eigenständigkeit erhofft, als es mit Tuchel der Fall gewesen wäre.

So weit, so gut. Doch Leonardos Nachtreten gegenüber Tuchel, was einer Beschädigung der Reputation eines auf Job-Suche befindlichen ehemaligen Angestellten gleichkommt, zeugt nicht nur von einer Person, die sich selbst als ein wenig zu wichtig erachtet, es ist schlicht ein miserabler Stil - in der Modestadt Paris eigentlich ein Frevel.