Kein Titel, kein Sieg gegen die Großen: Was bleibt von Nagelsmanns Zeit in Leipzig?
Von Stefan Janssen
RB Leipzig hat zum dritten Mal in dieser Saison gegen Borussia Dortmund und damit das DFB-Pokalfinale verloren. Julian Nagelsmann ist es in seiner gesamten Amtszeit in Leipzig nicht gelungen, die großen Teams zu schlagen. Was bleibt von seinen zwei Jahren bei RB?
Zuerst stinkwütend und am Ende dann konsterniert: Julian Nagelsmann hatte sich seinen Abschied von RB Leipzig im Pokalfinale sicher ganz anders vorgestellt. Denn trotz seiner überwiegend guten Arbeit wird seine Zeit in Leipzig nicht mit einem schillernden Pokalsieg und dem ersten Titel der Vereinsgeschichte zu Ende gehen, sondern mit einer krassen Enttäuschung.
Aus den Reihen der RB-Fans machte sich schon vor dem Anpfiff in Berlin Unmut über die Aufstellung breit und die sollte sich letztlich bestätigen: 0:3 lag Leipzig zur Pause zurück, Nagelsmanns Plan ging überhaupt nicht auf. Der seines Gegenübers Edin Terzic dagegen voll, am Ende fielen alle vier Tore nach Kontern oder Umschaltmomenten. Terzic hat Nagelsmann ausgecoacht - bereits zum dritten Mal in dieser Saison.
Generell wird in Erinnerung bleiben, dass Leipzig die großen Spiele unter Nagelsmann nicht gewinnen konnte. In der Bundesliga gab es gegen die anderen drei Klubs aus der aktuellen Top vier nicht einen Sieg (was sich am Sonntag gegen Wolfsburg noch ändern könnte) und auch die Bilanzen gegen stärkere Teams wie Leverkusen oder Frankfurt sind nicht gerade gut.
Das alles darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nagelsmann Leipzig durchaus besser gemacht hat. Die Mannschaft als Ganzes, die Spieler als Einzelnes. Letztere schwärmen nicht selten von ihm, wie zuletzt Dayot Upamecano bei The Athletic: "Er ist ein unglaublicher Trainer. (...) Er bringt dich wirklich auf ein neues Level."
Doch was bleibt unter dem Strich? Ein Champions-League-Halbfinale und ein DFB-Pokalfinale, allerdings nichts Greifbares, nichts für den Briefkopf. Vielleicht sogar nichts Nachhaltiges, wenn mit Jesse Marsch nun ein neuer Trainer mit anderen Vorstellungen kommt und einen kleinen Umbruch einleiten könnte.
Hängen bleibt bei den Leipzig-Fans eben vor allem, dass Nagelsmann gegen die großen Gegner und in großen Spielen nicht gewinnen konnte. Und dass er sich am Donnerstagabend dann hinstellte und doch tatsächlich behauptete, man sei nicht die schlechtere Mannschaft gewesen. Übliches Gerede nach Niederlagen, wie auch am 27. Spieltag bei der Pleite gegen Bayern (via bundesliga.com): "Wir haben trotzdem ein sehr gutes Spiel gemacht. (...) Wir waren heute in allen statistischen Werten besser als der Gegner", oder erst am vergangenen Samstag: "Über die gesamten 90 Minuten gesehen sind wir aber nicht viel schlechter als der BVB gewesen."
Ab der kommenden Saison steht Nagelsmann dann an der Seitenlinie des FC Bayern. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er dort nicht schon bald auch endlich seinen ersten Titel gewinnt. Doch klar ist auch: Der 33-Jährige muss liefern. Für so eine hohe Ablöse wechselte noch kein Trainer - und so ganz ohne vorherigen Titel verpflichten die Bayern auch nur selten einen.
Selbstredend wird Nagelsmann jetzt erst einmal an vielen Stellen zerrissen. Wie das denn bei den Bayern gut gehen soll? Seine taktischen Finessen braucht es doch eigentlich gar nicht, viel mehr muss man den mit Stars besetzten Kader gut managen können. Einem Robert Lewandowski muss man nicht mehr sagen, wo er zu stehen hat. Und Nummern wie die mit Angelino vor dem Pokalfinale kann er sich in München nicht erlauben, da hat er die Kabine gleich verloren.
Doch das alles bleibt erst einmal abzuwarten. Dass Julian Nagelsmann sowohl in Hoffenheim als auch Leipzig insgesamt herausragende Arbeit geleistet hat, ist unbestritten. Schade ist, dass er das nie hat krönen können. Es macht seinen Start in München nicht einfacher.