"Leer, müde, kaputt" - Martina Voss-Tecklenburg spricht über mentale Probleme nach WM
Von Helene Altgelt
Anfang November hatten der DFB und Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach der verpatzten WM und monatelanger Unsicherheit den Vertrag aufgelöst. Nun sprach Voss-Tecklenburg mit dem ZDF zum ersten Mal darüber, wie sie diese Zeit erlebt hat.
25 Minuten spricht Voss-Tecklenburg mit der ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein über das WM-Aus mit den DFB-Frauen und die Zeit danach. Die 55-Jährige blickt zurück auf das Ausscheiden in der Gruppenphase und auf ihre darauffolgende Krankheit.
Selbstzweifel nach dem WM-Aus
Voss-Tecklenburg habe nach dem überraschenden Aus viel an sich gezweifelt, sagt sie: "Mit meinen Ansprüchen, meinen Werten stell ich mir dann die Frage. Bist du die Richtige? Schaffst du es, dass man eine Basis hat für erfolgreiches Zusammenarbeiten?"
Ob sie die Richtige gewesen sei, habe sich Voss-Tecklenburg als Trainerin gefragt - aber auch "als Person, als Mensch". Nach dem Turnier sei die Stimmung im Team extrem bedrückend gewesen, auch wenn Voss-Tecklenburg für die Spielerinnen da sein wollte.
Mental Health: Voss-Tecklenburg spricht von Panikattacken und Schlaflosigkeit
Das WM-Aus sei für sie persönlich sehr belastend gewesen. Schon vor der WM sei es ihr nicht gut gegangen, so Voss-Tecklenburg. "Es war alles anstrengend die letzten Jahre." Die Selbstzweifel und der Druck durch die Medien haben das dann noch mehr verstärkt.
Nach einer ersten Analyse in Frankfurt habe Voss-Teckenburg gemerkt, dass es bei ihr so nicht weitergehe. Sie habe sich gefühlt, "als ob mir jemand den Stecker zieht". Voss-Tecklenburg berichtet von ihren mentalen Problemen. "In dem Gespräch mit meinem Mann bin ich dann quasi komplett zusammengebrochen, hatte vorher schon schlaflose Nächte, habe vorher schon in der Nacht, bevor ich mich entschieden habe weiterzumachen, nicht geschlafen und musste mich erbrechen."
Auch ein ständiges Gefühl von Druck auf der Brust und Panikattacken habe Voss-Tecklenburg in dieser Zeit erlitten. Sie habe gemerkt: "Der Kopf ist leer. Ich bin nur am Weinen. Ich bin nicht in der Lage, konstruktiv zu denken." Auf den Rat ihres Arztes habe sie sich daraufhin krankschreiben lassen.
Das Interview von Voss-Tecklenburg wirft auch nochmal ein neues Licht auf die Kommunikation des DFB. Wochenlang war nach ihrer Krankschreibung nicht klar, wie es mit der Bundestrainerin weitergeht. Der DFB stärkte ihr zunächst den Rücken, entschloss sich dann aber doch zur Trennung.
Voss-Tecklenburg: Öffentliche Auftritte ein Fehler gewesen
Allerdings sieht Voss-Tecklenburg einen Teil der Verantwortung für das wochenlange Chaos auch bei sich. Nach Ende der Krankschreibung hatte sie sich Erholungsurlaub genommen. Das war öffentlich so aber zunächst nicht bekannt. Voss-Tecklenburg sagte, sie habe darum gebeten, eine gemeinsame Presseerklärung mit dem DFB zu verfassen, "was aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt hat".
Heute bereut sie den Auftritt beim bayerischen Zahnärzte-Tag - obwohl das mit dem DFB abgesprochen war, war die Verwunderung in der Öffentlichkeit groß. "Im Nachhinein kann man sagen: Wie dumm - Fehler", sagt Voss-Tecklenburg.