Latza oder Kral: Schalke 04 vor wichtiger Entscheidung
Von Yannik Möller
Nach dem Startelf-Debüt von Alex Kral im Pokal, kehrt Danny Latza für den Bundesliga-Auftakt als Option für die erste Elf zurück. Schalke 04 steht damit vor einer für den weiteren Saisonverlauf wichtigen Entscheidung, schließlich geht es um die Stammbesetzung des Sechsers.
Wäre Danny Latza für das Pokal-Spiel am Sonntag nicht angeschlagen ausgefallen, hätte er ziemlich sicher in der Startelf gestanden. Während der Vorbereitung hat der wiedergewählte Kapitän einen guten Eindruck bei Frank Kramer hinterlassen. Der Coach setzte ihn, als einen der wenigen Spieler, relativ frühzeitig fest in seine Aufstellung.
Während auf der ein oder anderen Position noch ausprobiert wurde, durfte Latza in der Regel die meiste Zeit ran. Dabei gab er entweder den alleinigen Sechser, wenn im 4-2-3-1 agiert wurde, oder aber er spielte beispielsweise mit Tom Krauß zusammen, wenn es auf ein 4-2-2-2 hinauslief.
Latza-Ausfall gab Kral die Chance: Guter Eindruck vom Neuzugang
Alex Kral hingegen, von dem sich die Verantwortlichen und die Fans viel versprechen, hätte noch etwas warten müssen. Er kam inmitten der Vorbereitung und hatte bis zum Pflichtspiel-Auftakt gegen den Bremer SV nur wenig Spielpraxis innerhalb des Teams sammeln können. Es war abzusehen, dass er sich noch gedulden muss.
Nun kam es jedoch anders. Latza konnte nicht spielen, sodass Kral direkt in die erste Elf rückte. Der Tscheche hinterließ einen guten, souveränen und sehr soliden Eindruck. Er war stets anspielbar, forderte häufig den Ball und spielte diesen so gut wie immer auch direkt nach vorne. Zudem war er kaum unter Druck zu setzen. Auch die Verlagerungen über ihn gelangen mit einem guten Tempo.
Natürlich, das war ein Spiel gegen einen frisch aufgestiegenen Viertligisten. Nichts, woran man die S04-Akteure allzu ernsthaft messen sollte. Dennoch: Kral hat gut gespielt und seinen Job erledigt.
Zurück im Training: Steht Latza gegen Köln direkt in der Startelf?
Da Latza jedoch schon am Montag wieder ins Team-Training einsteigen konnte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er am Sonntag gegen den 1. FC Köln wieder vollends zur Verfügung steht, sehr hoch. Entsprechend groß und auch wichtig ist die Frage, die sich nun durch diese Trainings-Woche zieht: Wer spielt die ersten Spiele im defensiven Mittelfeld?
Latza, der als Kapitän eine wichtige Führungsrolle trägt und eine gute Vorbereitung gespielt hat, oder doch Kral, der für ihn eingerückt ist und sich behauptet hat?
Es ist eine bedeutsame Frage, die Kramer zum Wochenende hin beantworten muss. Die Sechser-Rolle ist nicht zu unterschätzen. Sie soll Stabilität verleihen, ein möglichst gutes Aufbauspiel ermöglichen, leiten und lenken, sowie für Balleroberungen und die Verbindung zur Offensive sorgen.
Es ist wichtig, dass Schalke diese Rolle passend und bestmöglich besetzt. Mit ihr wird viel stehen und fallen, so viel ist schon jetzt klar.
Zu Wochenbeginn scheint die Auslosung offen zu sein - vielleicht mit einem kleinen Vorteil für Latza, trotz seines Ausfalls. Dafür spricht das große Vertrauen, das der Coach ihm gegenüber bereits gezeigt hat. Somit ist es durchaus denkbar, dass Kral zumindest vorerst wieder in die zweite Reihe rücken muss. Und das, obwohl die Achse aus Kral, Krauß und Rodrigo Zalazar vielversprechend wirkt.
Sechser-Frage sollte zeitnah beantwortet werden - Kral mit Vorteilen gegenüber Latza
Ob es die richtige Entscheidung wäre, erst einmal wieder auf den Captain zu setzen? Womöglich. Früher oder später, so die gängige und definitiv nicht abwegige Vermutung, wird sich Kral ihm gegenüber aber durchsetzen können. Spielerisch kann er Königsblau schlichtweg mehr bieten, während Latza auch ohne Stammspieler-Rolle als Leader und Kapitän wirken kann. Das hat er in der Vorsaison bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Es wird wichtig sein für Schalke, dass der Sturm bedient wird. Also auch, dass der Ball in die Offensive kommt, dort gefährlich und vernünftig weitergeleitet und gespielt wird. Dazu interpretiert Kral diese Rolle ein wenig offensiver, da er sich auch als Box-to-box-Spieler sieht.
Das muss S04 als Vorteil begreifen und nutzen. Im Hinblick auf den anvisierten Klassenerhalt, der schon schwierig genug wird, wäre es gut, wenn ein solcher Spielertyp regelmäßig spielt. Eine eingespielte Mittelfeld-Achse wird in dieser Spielzeit ohnehin wichtiger, als sie es im letzten Jahr war.
Da scheint der Neuzugang gut mit Zalazar und Krauß harmonieren zu können. Die beiden werden aller Voraussicht nach die meisten Partien von Beginn an absolvieren.
Es wird spannend zu sehen sein, wie Kramer diese übergeordnete Frage am Sonntag beantworten wird. Vermutlich wird die Pressekonferenz einen ersten Aufschluss über seine Entscheidung geben.
Auch wenn sich Kral vermutlich später durchsetzen wird, so wäre ein Vertrauensvorschuss für Latza alles andere als unwahrscheinlich. Es würde nicht überraschen, wenn er Sonntag in die Startelf rückt. Damit wäre die Sechser-Frage aber eher vertagt, als mittel- oder gar langfristig beantwortet.