Lange Pausen für Klubs aus der Frauen-Bundesliga - Warum ist der Spielplan so zersplittert?
Von Helene Altgelt
Jeden Samstag ins Stadion und ein Spiel anschauen: Das ist das Grundprinzip der meisten Spielpläne im Fußball. In der Frauen-Bundesliga sieht das anders aus: Ständig schieben sich Länderspielpausen, Champions League oder die lange Winterpause in den Spielplan. Da ist es schon eine Ausnahme, wenn mal drei Wochenenden hintereinander gekickt wird.
Allein diese Saison gab es mehrere lange Lücken: Nach der Winterpause - mit mehr als einem Monat länger als in den meisten Ligen - ging es etwa nur kurz ohne Unterbrechung weiter. Bereits Mitte Februar pausierte die Liga wieder - und setzte erst drei Wochen später, im März, wieder ein. Kurz darauf folgte prompt die nächste Länderspielpause, und bald wird wieder wegen Champions League und DFB-Pokal ausgesetzt.
Das ist nervig: Für die Fans, die durch die Zersplitterung schlechter planen können. Vor allem aber auch für die Teams, gerade die mit wenigen Nationalspielerinnen. Ihnen fehlt durch die ständigen Länderspielpausen der Rhythmus, die Unterbrechungen müssen notdürftig durch Testspiele gegen unterklassige Gegner überbrückt werden.
"Wir haben keine Schlagzahl in der Liga", kritisierte etwa Köln-Trainer Daniel Weber dieses Jahr den Spielbetrieb. Auch wenn Pausen wichtig sind und das andere Extrem, eine komplette Überlastung, nicht wünschenswert ist - der aktuelle Spielplan sorgt für einige Problemchen.
Kleine Liga = Weniger Spieltage
Ein Grund für die Zersplitterung der Spieltage liegt auf der Hand: Die Frauen-Bundesliga hat nur zwölf Teams, bei den Männern sind es 18. Dadurch kann natürlich mehr Platz für die Länderspielpausen gemacht werden. 22 statt 36 Spieltage - das macht natürlich einen großen Unterschied. In den anderen europäischen Ligen ist die Zahl der Teams ähnlich, außer in Spanien, wo 16 Teams antreten.
Köln-Trainer Weber plädierte daher für eine Aufstockung der Liga. Darüber wurde bereits lange diskutiert. Inzwischen steht fest, dass die Aufstockung kommen soll - die Maßnahme ist nur ein Teil des neuen Plans des DFB, um die Spielklasse zu reformieren. Auch in anderen Ländern laufen ähnliche Projekte - ein Teil des Problems könnte sich dadurch lösen.
Möglich ist auch, dass sich mit mehr Spieltagen die Saison generell verschiebt. Die Frauen-Bundesliga startet relativ spät, dieses Jahr erst Mitte September - die Männer hatten da schon einen Monat lang gekickt. Das war allerdings auch der WM geschuldet, die Pause zwischen dem Turnier und dem Ligastart war ohnehin sehr kurz. Eine solche Verschiebung wäre wohl gut für das Zuschauerinteresse, aber weniger für die Belastung der Spielerinnen.
Interessenkonflikte und kurzfristige Terminierungen
Wohl eher würde es dann Verhandlungen mit der FIFA geben. Seit der Weltverband vor einigen Jahren in einer Studie festgestellt hat, dass die Belastung der Spielerinnen zu gering sei, haben die Länderspielpausen konstant mehr Platz im Kalender eingenommen.
Der Trend geht zur Aufblähung - was sich etwa an dem neuen Vorzeigeturnier der UEFA, der Nations League, zeigt. Die verteilt sich auf mehrere Länderspielpausen und sorgt für eine deutlich höhere Anzahl an Pflichtspielen. Verständlich, dass die Ligen keine extrem lange Pause einräumen wollen und die Nations League so aufgesplittert wurde - aber das aktuelle Modell ist wenig besser.
Beim Blick auf den Kalender fällt auf, dass vor allem die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren ausbaufähig scheint. FIFA, UEFA, DFB, Klubs und Nationalteams - sie alle vertreten unterschiedliche, oft wenig kompatible Interessen. Viel der Planung geschieht eher kurzfristig - das zeigt sich etwa daran, dass die Spieltage der Frauen-Bundesliga, zum Missfallen der Fans, meist erst ca. zwei oder drei Wochen im Vorhinein terminiert werden. Die Länderspielpausen dagegen stehen deutlich länger fest.
Zersplitterung für große wie kleine Klubs ungünstig
So muss die Liga öfter nur reagieren, statt zu agieren. Das geht zu Kosten der Klubs - ob klein oder groß. Vereine wie Bremen oder Essen haben eher wenige Nationalspielerinnen und müssen sich überlegen, wie ihre Elf auch in den Pausen im Wettbewerbsrhythmus bleibt. Testspiele gegen Zweitligagegner sind da ein oft genutztes Mittel, aber keine 1A-Lösung.
Immerhin bleiben sie dabei halbwegs eingespielt, was Wolfsburg, Bayern und Co. nicht von sich behaupten können. Sie haben nach den langen Länderspielpausen oft wenig Zeit, um wieder in das Training einzusteigen und sich vorzubereiten. Die Pausen nützen also niemandem, sondern schaden den einzelnen Klubs und auch der Liga generell: Gerade für neuere Fans ist das Gewirr des Spielplans höchst unübersichtlich.
Zu den Länderspielpausen hinzu kommen weitere kuriose Terminierungen. Das Champions-League-Halbfinale beispielsweise findet nicht unter der Woche statt, sondern an zwei Wochenenden. Dort müssen die Ligen also pausieren oder Nachholspiele ansetzen - Deutschland betrifft das dieses Jahr nicht, ansonsten aber schon. Die Wochenendspiele in der Champions League mögen ein Versuch sein, die harten "englischen Wochen" etwas zu entzerren, oder auch für mehr Zuschauerinteresse zu sorgen. Zu einem guten Rhythmus in den Ligen tragen sie aber auch nicht bei.
Konflikte zwischen Klubs, Nationalteams und Verbänden schon länger ein Thema
Die Interessenkonflikte zwischen den Klubs, Nationalteams und Verbänden sind dabei schon länger ein Thema. Aktuell findet noch ein Prozess der Austarierung statt: Was geht vor, Rhythmus oder Belastungssteuerung? Wer behält die Oberhand und darf zuerst reservieren? Bei vielen Konflikten rund um den Spielplan geht es für die verschiedenen Seiten daher auch darum, ein Zeichen zu setzen.
Das zeigte sich etwa letztes Jahr, als Bayern München sich mit dem DFB stritt. Der Meister wollte die Spielerinnen erst später an den DFB abstellen als gefordert - der Verband sprach verärgert von einem "Wortbruch". Das lag auch an der FIFA, die erst spät - wieder das Problem der kurzfristigen Planung - die Fristen für die Abstellung bekannt gab. Zunächst sollten die Spielerinnen erst zehn Tage vor Beginn der WM zu ihren Nationalteams anreisen. Angesichts der Zeitverschiebung und der nötigen Vorbereitung eine fragwürdige Entscheidung.
Auch die amerikanische Liga NWSL, die einen komplett anderen Rhythmus als die europäischen Ligen hat und im Frühling startet, geriet mit der FIFA aneinander. Auch die amerikanischen Klubs wollten ihre Spielerinnen nämlich nicht früher als unbedingt notwendig für die WM abgeben. In früheren Jahren hatte es noch Kompromisse gegeben, jetzt wollte die Liga Standfestigkeit demonstrieren.
Der Spielplan sorgt also nicht nur in der Frauen-Bundesliga für Ärger. Was zunächst der geringen Anzahl an Teams sowohl kurzfristiger Planung mit ausbaufähiger Kommunikation geschuldet ist, offenbart daher auch ein größeres Thema. Wer sich im schwelenden Machtsstreit um die Terminierungen durchsetzt - Ligen, Klubs, FIFA und UEFA, oder die Nationalteams - ist noch nicht gesagt.
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