Kruse-Transfer: So gelingt Union Berlin der Klassenerhalt auch im zweiten Jahr
Von Stefan Janssen
Union Berlin hat das Ziel, sich langfristig in der 1. Bundesliga zu etablieren. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Unioner in Sachen Kader einen klaren Plan, was das Interesse an Max Kruse belegt. So kann es gelingen, das generell schwierige zweite Jahr nach dem Aufstieg ebenfalls zu überstehen.
Der Name Max Kruse geht dieser Tage durch die Nachrichten, weil der ehemalige Nationalspieler einen neuen Verein sucht, vornehmlich wohl wieder in der Bundesliga. Bei Fenerbahce Istanbul hatte Kruse seinen Vertrag aufgrund fehlender Gehaltszahlungen gekündigt. Zuvor hatte der Stürmer mit sieben Toren und sieben Vorlagen in 20 Einsätzen in der Süper Lig bewiesen, dass er nach wie vor Klasse besitzt. Einige Bundesligisten sind deshalb hinter Kruse her.
Union Berlin ist dabei wohl nicht unbedingt der erste Verein, der einem in den Sinn kommt, wenn man über einen möglichen neuen Klub für Max Kruse nachdenkt. Sein Ex-Verein Werder Bremen ist da schon logischer. Für Union wäre die Verpflichtung ein echter Coup, vor allem aber wäre sie nachvollziehbar und folgt einer klaren Strategie, um auch das zweite Jahr in der Bundesliga mit dem Klassenerhalt zu überstehen.
Schon nach dem Aufstieg 2019 waren die Köpenicker ehrlich zu sich selbst und schwelgten nicht allzu lange in romantischen Vorstellungen, mit der Aufstiegsmannschaft und vielleicht zwei, drei Ergänzungen die Bundesliga anzugehen. Während so mancher Klub vielleicht sagt, die Spieler "haben es sich nach dem Aufstieg verdient", galt für Union nur: Gut genug für die 1. Bundesliga oder eben nicht.
Stammspieler Marcel Hartel zum Beispiel, der im Aufstiegsjahr 26 Mal in der 2. Bundesliga auf dem Rasen stand und auch in beiden Relegationsspielen gegen den VfB Stuttgart startete, wurde gesagt, er würde im Oberhaus wohl keine guten Chancen auf Einsätze haben und er ging zu Arminia Bielefeld, um den nächsten Aufstieg zu feiern. Neben Hartel gab es zwölf weitere Abgänge, zudem kamen zahlreiche neue Spieler.
Viel Erfahrung für den Klassenerhalt
Die Neuzugänge dabei waren fast ausschließlich Spieler, die in der 1. Bundesliga oder in der ersten Liga im Ausland bereits Erfahrung gesammelt hatten, teilweise viel Erfahrung: Marcus Ingvartsen und Sheraldo Becker spielten in Belgien beziehungsweise den Niederlanden, Anthony Ujah hatte bereits fünf Jahre Bundesliga auf dem Buckel, Neven Subotic und Christian Gentner noch viel mehr - und feierten jeweils zwei Deutsche Meisterschaften.
Das Alter spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle. Für die Eisernen ging es vor allem darum, Erfahrung und Klasse in die Mannschaft zu bringen, da störte es nicht, dass Gentner und Subotic die 30 bereits überschritten hatten. Der Plan ging auf: Union hielt souverän die Klasse.
Nun steht das zweite Jahr Bundesliga an und die Berliner scheinen zu wissen: Das wird noch schwieriger als das Erste. Aufsteiger spielen direkt nach dem großen Triumph häufig von Euphorie getragen eine Saison über ihrem Limit - bleibt das von den Verantwortlichen unbemerkt, folgt in Jahr zwei häufig der schnelle Absturz. Union soll das aber nicht passieren, das Interesse an Max Kruse beweist das.
Zwar hat Kruse betont, dass ihm das Finanzielle nicht das Wichtigste sei, doch bei Union würde er sicher einer der, wahrscheinlich sogar der Top-Verdiener sein. Doch sportlich würde er das Team natürlich nochmal deutlich weiterbringen, selbst wenn es nur kurzfristig für ein oder zwei Jahre ist. Ist das zweite Jahr erst einmal überstanden, sind wieder größere Schritte möglich, der FC Augsburg und der FSV Mainz sollten hier als positive Beispiele dienen.
Die Leistungen dieses besonderen Vereins Union Berlin auf und neben dem Platz imponieren und zeugen von Realismus und einem Plan, dauerhaft im Oberhaus bleiben zu wollen. Mit Spielern der Kategorie Kruse kann das ohne Zweifel gelingen.