Kritik von Seoane: Neuhaus-Elfmeter sorgt für Ärger in Gladbach
Von Yannik Möller
Florian Neuhaus war es, der in der Nachspielzeit den Elfmeter für Borussia Mönchengladbach zum 2:2 verwandeln und seiner Mannschaft somit zumindest noch einen Punkt retten konnte. Bis dato war es auf eine Niederlage gegen Werder Bremen hinausgelaufen, die - je nach Ausgang der weiteren Partien - den Druck für die letzten zwei Spieltage nochmal deutlich erhöht hätte.
Das Problem an diesem Treffer: Es hätte gar nicht Neuhaus sein dürfen. Die Reihenfolge der Elfmeterschützen der Fohlenelf ist dahingehend klar geregt. Julian Weigl ist der erste Schütze, dann folgt Tomas Cvancara.
"Ich habe mich gut gefühlt, habe mir den Ball genommen und ihn reingehauen", fasste Neuhaus seine Entscheidung kurz und knapp zusammen (via RP). Erst rund 20 Minuten zuvor war er eingewechselt worden, nachdem er von Gerardo Seoane mal wieder nicht in die Startelf berufen wurde.
"Ich wusste gleich, dass es Elfmeter geben wird, ich hatte gesehen, dass die Hand weit vom Körper weggestreckt war. Ich war mir dann sicher, dass ich mir den Ball nehmen würde. Vor dem Elfmeter habe ich kurz durchgeatmet, ich wollte ihn über das Standbein hoch reinschießen. Schön, dass der Torwart nicht drangekommen ist", so der 27-Jährige weiter.
Seoane mit deutlicher Kritik an Neuhaus - Virkus hingegen zeigt Verständnis
Seoane wollte diese Szene, die immerhin einen Punkt gerettet hatte, allerdings nicht einfach so stehen lassen. Nach dem Spiel kommentierte er die von Neuhaus torpedierte Reihenfolge der schützen sehr deutlich.
"Er hat sich da nicht an die Vorgaben gehalten. Die Verantwortlichen [Weigl und Cvancara] haben sich clever verhalten, um nicht einen Disput auf dem Platz anzufangen. Für Flo finde ich es positiv, dass er ihn reingemacht hat. Wenn er nicht verwandelt hätte, wäre es ungemütlich für ihn geworden", gab es die klare Kritik vom Cheftrainer der Borussia.
Durch diese Aussagen dürfte sich das offenbar angespannte Verhältnis zwischen Coach und Spieler nicht entspannen - im Gegenteil. Auch einige Fans hatten angesichts der deutlichen Worte beklagt, dass Seoane diese Kritik intern hätte ansprechen können.
Was besonders bemerkenswert war: Roland Virkus äußerte sich nahezu gegenteilig zu Seoane. "Dass ein Spieler, der nicht spielt, sauer ist, ist doch völlig normal. Deswegen: Er hat sich den Ball genommen, hat ihn reingemacht und gut ist", betonte der Gladbacher Sportgeschäftsführer. Virkus weiter: "Und das erwartet man von einem Spieler wie Florian Neuhaus - dass er den Ball dann reinmacht."
Während Virkus also eher um eine Entschärfung bemüht war, versteckte Seoane seine Kritik keineswegs. Ob das auch am unterkühlten Verhältnis zu Neuhaus liegt?
Neuhaus beklagt: Gladbach spielt "ganz schlechte Runde"
Der Mittelfeldspieler hingegen machte keinen Hehl daraus, weitere Hinweise auf die zurzeit schwierige Beziehung zum Coach zu geben. Auf die Frage, ob es mit Seoane zuletzt eine direkte Kommunikation angesichts der geringen Einsatzzeiten gegeben habe, antwortete er nach dem Spiel ebenso kurz wie deutlich: "Nein."
Es gehe aber auch nicht um ihn persönlich, schob Neuhaus nach. "Wir spielen eine ganz schlechte Runde, was jetzt passiert, ist egal, es geht nur darum, den Klub mit den Fans, mit den Mitarbeitern irgendwie in der Liga zu halten. Und dafür muss jeder alles tun und sich dem unterordnen", merkte er an.
Dazu ließ er auch noch selbst Kritik durchscheinen, was den Spielverlauf gegen Bremen angeht. Neuhaus bemängelte: "Wir machen das Tor, hatten Umschaltchancen, dann ziehen wir uns zurück, warum auch immer. Es wäre wichtig gewesen, dass wir draufbleiben."
Die Borussia habe dann "nicht so viele klare Abläufe vorne" gehabt, weswegen die Gastgeber "immer relativ leicht rausspielen" konnte. Mit angesichts der vergangenen Wochen überraschendem Selbstbewusstsein fasste Neuhaus zusammen: "Als ich auf dem Feld war, konnten wir besser Powerplay spielen, haben die drei Bremer Innenverteidiger mit drei Mann angelaufen."
Er fühle sich gut und fit, doch ob er in den letzten zwei Spielen wieder mehr Vertrauen geschenkt bekomme, entscheide nun einmal nicht er. Schnell wird klar: Das letzte Wort zwischen Neuhaus und Seoane scheint, insbesondere auf einen möglichen Abgang zur nächsten Saison, noch nicht gesprochen zu sein.
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