Kramer und Neuhaus eröffnen neuen Podcast: "Bei der EM haben wir beide null Minuten gespielt!"
Von Christian Gaul
In der Pilot-Folge des Unibet Fohlenpodcast – Warm-Up stellten sich Christoph Kramer und Florian Neuhaus den Fragen von Torsten Knippertz. Dabei sprachen die drei über die EURO 2020, den neuen Trainer Adi Hütter und den Auftakt der Borussia im DFB-Pokal.
Wir haben für euch große Passagen verschriftlicht. Das komplette Podcast-Interview findet ihr: hier
Die Borussia ruft mit dem Unibet Fohlenpodcast – Warm-Up ein neues Format ins Leben, bei dem vor jedem Spieltag der kommenden Saison jeweils zwei Gladbacher Profis im Gespräch mit Tausendsassa Torsten Knippertz zu Wort kommen werden.
In der Pilotfolge durfte man Christoph Kramer und Florian Neuhaus bei einem sehr lockeren Austausch zuhören. Doch hält dieser abermalige Medienauftritt nicht besonders den umtriebigen Kramer von seiner Arbeit als Fußballer ab?
"Du wirst es niemals allen Kritikern recht machen können. Wenn wir - hoffentlich nie - ein paarmal hintereinander verlieren, dann wird es auf jeden Fall welche geben, die sagen: 'Der kann sich ja gar nicht auf Fußball konzentrieren, der macht so viel Podcast'. Aber ich sage euch: 20 Minuten in der Woche, wo man ja auch über Fußball redet, ist nicht zu viel des Guten. Wenn du probierst, es allen rechtzumachen, dann verlierst du dich irgendwann selbst", gab sich der Weltmeister im Bezug auf mögliche Kritik gewohnt entspannt.
Zuerst widmete man sich dem Thema EURO 2020. TV-Experte Kramer und Nationalspieler Neuhaus bekleideten während des Turniers zwar unterschiedliche Rollen, doch eine Gemeinsamkeit gab es mindestens.
Die EURO 2020 und der Eriksen-Vorfall
"Gespielt haben wir beide null Minuten", schmunzelte Kramer in Richtung Neuhaus in das Mikrofon. Tatsächlich haben die beiden Kollegen ihre bekannt gute Beziehung jedoch auch während der EM gepflegt.
"Wir hatten regelmäßigen Kontakt. Auch viel über die anderen Spiele diskutiert. Wir sprechen allgemein gerne über Fußball. Ich finde es schön, dass wir oft unterschiedliche Meinungen haben, aber die dann auch begründen können", beschrieb Neuhaus seinen Draht zu Kramer.
Auch wenn der aktuelle Gladbacher Nationalspieler schon nach dem Achtelfinale die Heimreise antreten musste, verfolgte er die EM natürlich bis zum Ende.
"Ich denke, Italien hat verdient gewonnen. Ich will aber auch die Dänen hervorheben. Ich hatte gegen sie ja das Testspiel kurz vor der EM, da fand ich sie schon sehr stark. Es wurde natürlich alles von dem Eriksen-Vorfall überschattet, bei dem zum Glück alles gutgegangen ist. Aber sie haben eine super Mannschaft und einen guten Ansatz gehabt. Im Halbfinale wäre auch mehr drin gewesen. Wir haben alle die Elfmeter-Situation gesehen. Ich glaube, wir sind uns einig, dass man da keinen Elfmeter geben darf", spielte Neuhaus auf den Freiflug von Raheem Sterling an, der die Engländer ins Finale brachte.
Der angesprochene Vorfall mit Christian Eriksen, der im ersten Gruppenspiel der Dänen auf dem Platz zusammenbrach, nahm verständlicherweise auch Kramer sichtlich mit.
"Dieser Moment hat mich richtig krass aus der Bahn geworfen. Diese Bilder sind bei mir hängen geblieben. Ich hatte zu dieser Zeit meine zweite Impfung bekommen und meine Laufpläne absolviert. Ich habe dann tatsächlich mein Herz untersuchen lassen. Es beeinträchtigt mich auch weiter, weil ich da einfach Angst vor habe. Mich hat es sehr schockiert", so der Weltmeister von 2014.
Doch mittlerweile sei man froh, dass es Eriksen wieder besser geht und man sich nun auf die kommenden Aufgaben konzentrieren kann.
Hütter als Glücksfall - auf dem Betze soll es rund gehen
Mit Adi Hütter bekamen die beiden Mittelfeld-Kollegen einen neuen Trainer. Dass dieser einen eher selten gewordenen Ansatz bemüht, kommt Kramer und Neuhaus scheinbar entgegen.
"Heutzutage ist es modern, dass Trainer dem Verein ihre Philosophie aufdrücken. Ich finde es bei Adi Hütter sehr angenehm, dass er sich anschaut, was er vorfindet und dementsprechend spielen lässt. Das ist etwas, was in meinen Augen selten geworden ist", beschrieb Kramer die zur Rarität gewordene Fähigkeit Hütters.
"Ich sehe das auch als sehr positiven Ansatz. Weil wir ja auch schon eine gewisse Qualität in der Mannschaft habe, um aufzuzeigen, wie man unsere jeweiligen Stärken am besten auf den Platz bringt", pflichtete auch Neuhaus bei.
Die Tage und Wochen der Vorbereitung verliefen für beide sehr angenehm, jetzt freut man sich auf den baldigen Beginn des echten Wettkampfes.
"Ich bin ja verspätet eingestiegen nach meinem Urlaub. Aber als ich die ersten Tage hier war, habe ich wieder diese Vorfreude gespürt. Ich war sofort wieder voll drin im Training - nach den obligatorischen Tests, die einfach dazugehören, obwohl man natürlich so schnell wie möglich an den Ball will. Als Fußballer ist man aber immer froh, wenn die Vorbereitung vorbei ist und es wieder um Pflichtspiele geht", gab Neuhaus zu Protokoll.
"Gerade nach so einer EM kribbeln die Füße. Man freut sich, dass es wieder los geht. Es ist immer wieder verrückt, das man am Ende einer Saison völlig ausgelaugt ist und so gar keinen Bock mehr auf Fußball hat. Doch nur zwei Wochen später denkt man sich, dass es jetzt aber bald mal wieder losgehen könnte. Da falle ich immer wieder auf mich selbst rein, das ging mir schon mit 20 so", reflektierte Kramer.
Dass man am kommenden Montag gleich gegen den Traditionsverein aus Kaiserslautern in dessen Stadion auf dem Betzenberg gefordert sein wird, ist für die beiden Profis ein wünschenswertes Szenario.
"Montagabend, DFB-Pokal gegen Kaiserslautern auf dem Betzenberg - da ist man direkt richtig drin in der Saison. Wir können uns in keinem Fall damit beschäftigen, dass der FCK noch kein Tor in der Liga geschossen hat", wollte Kramer nichts von einem schlechten Start des Gegners in der 3.Liga hören.
"Das ist ein sehr spannendes Los, ich spiele sehr gerne dort. Ich glaube, dass wir der Favorit sind. Wir wollen dieses Spiel gewinnen", freute sich auch Neuhaus auf das Duell.
Dabei werden aufgrund der verschärften Covid-Regelungen zwar nur 5.000 - statt der ursprünglich erwarteten 20.000 - Zuschauer im Stadion sein, doch auch diese Anzahl nehmen beide gerne mit.
"Fans sind unfassbar wichtig und verändern nochmal das Spiel. Wenn du Menschen siehst, die voll mitgehen, dann ist das einfach was anderes. Auch wenn nach einem schlechten Pass geraunt wird, ist es Feedback. Es passiert wieder was", zeigte sich Neuhaus voller Vorfreude.
Denn rückblickend fiel dem 24-Jährigen besonders ein Erlebnis ein, dass er gerne mit den eigenen Anhängern geteilt hätte.
"Wir stehen nach dem Spiel vor dem Tablet und schauen, was im anderen Stadion passiert. Dann pfeift der das Ding ab und wir können mit unseren Fans in Madrid feiern - das wäre ein Moment für die Ewigkeit gewesen", trauerte Neuhaus dem stillen Einzug ins Achtelfinale der Champions League in der letzten Saison nach.
Insgesamt dauerte das launige Gespräch ungefähr 30 Minuten. Für die kommende Saison ist angedacht, einen Rahmen von rund 20 Minuten anzupeilen.