Kracher in der Allianz-Arena - Vorschau zu Bayern gegen Frankfurt
Von Helene Altgelt
Erst vor zwei Wochen traf Eintracht Frankfurt im Spitzenspiel auf den VfL Wolfsburg. Dort unterlagen die Adlerträgerinnen in einem spektakulären Spiel mit 2:4. Jetzt folgt der nächste Kracher: Bayern München empfängt die SGE am Samstag um 18 Uhr in der Allianz Arena (Infos zur Übertragung hier). Für den amtierenden Meister ist es das erste Frauen-Bundesliga-Spiel überhaupt im großen Stadion.
So läuft die Saison bisher: Beide Teams mit Punktverlusten
Eine weiße Weste haben beide Teams vor dem vierten Spieltag nicht mehr. Sowohl Bayern als auch Frankfurt grämten sich nach dem Auftakt in die Saison: Die Münchnerinnen kamen im Freiburger Dreisamstadion nach einer hektischen Schlussphase nicht über ein 2:2 hinaus, Frankfurt kassierte in Essen eine 0:2-Schlappe.
Das hat bei beiden Teams wohl verschiedene Gründe. Frankfurt hatte mit der Champions-League-Qualifikation einen anstrengenden Saisonstart. Der hatte aber auch gute Seiten: Der Sieg im Elfmeterschießen gegen Juventus Turin war ein Meilenstein in der Eintracht-Geschichte.
Das sagte auch Sophia Kleinherne im 90min-Interview: "Durch das Weiterkommen haben wir uns viel Respekt vor anderen Mannschaften verschafft", erklärte sie. "Es fühlt sich sehr gut, so einen großen Namen bei Seite geschoben zu haben, weil Juventus Turin nicht irgendein Team ist, sondern wirklich einen Namen im Frauenfußball hat und erfahrenerer in der Champions League ist, als wir es sind."
Aber das Miniturnier in der Champions-League-Quali kostete wohl auch einige Körner. Bayern dagegen hat im Sommer einen kleinen Umbruch vollzogen und viele neue Spielerinnen verpflichtet, sodass gegen Freiburg noch nicht jedes Rädchen griff.
Auf das Unentschieden zu Beginn folgten zwei unspektakuläre Pflichtsiege gegen Köln und Essen. FCB-Trainer Alexander Straus sieht daher noch Luft nach oben: "Wir sind stabil, aber wir glänzen nicht", sagte der Norweger. "Wir hatten die Kontrolle, aber wir haben noch das Potential, ein oder zwei Level höher zu spielen."
Rein punktemäßig steht der Meister zumindest nicht schlecht da, rangiert auf dem dritten Platz hinter Wolfsburg und Hoffenheim. Frankfurt droht bei einer Niederlage hingegen schon den Anschluss an die internationalen Plätze zu verpassen. Denn auf die Auftakt-Niederlage folgte mit Wolfsburg eine weitere harte Nuss. Die Eintracht schlug sich im Deutsche-Bank-Park zwar nicht schlecht, aber für Punkte reichte es nicht.
So war das 3:1 gegen Leipzig am dritten Spieltag der bisher einzige Sieg. Mit dem 5:0-Sieg gegen Sparta Prag in der Champions-League-Qualifikation war Frankfurt zudem unter der Woche beschäftigt. Der Kantersieg könnte Selbstvertrauen geben, aber die Frankfurterinnen könnten ihre Beine nach kräftezehrenden Wochen bereits etwas spüren.
Letzte Saison: Zwei knappe Duelle
Bayern geht wegen der Dreifachbelastung der Gegnerinnen wohl als Favorit in die Partie. Auch der Heimvorteil könnte eine Rolle spielen. 17.000 Karten sind Stand jetzt bereits für die Bundesliga-Premiere in der Allianz Arena verkauft. "Das macht einfach Spaß und ist dann ein Highlight-Spiel", freut sich Stürmerin Lea Schüller.
Bisher spielte der FCB nur drei Partien in der Champions League in der großen Arena. An diese Spiele haben die Münchnerinnen überwiegend gute Erinnerungen: Gegen Paris verloren sie mit 1:2, aber Arsenal und den späteren Champions-League-Sieger Barcelona konnte die Elf von Alexander Straus vor großer Kulisse besiegen.
Weniger groß war die Kulisse im Februar letzten Jahres, aber die Stimmung am Bayern-Campus war nach 90 Minuten gut: Das Rückspiel gegen Frankfurt konnte München mit 2:1 für sich entscheiden. Ein extrem wichtiger Sieg, mit dem Bayern in der Tabelle an den Gegnerinnen vorbeiziehen konnte und den Druck auf Wolfsburg aufrechterhielt.
Das Hinspiel damals war extrem knapp gewesen: Vor 23.200 Zuschauern trennten sich beide Teams in Frankfurt mit einem torlosen Unentschieden. Es war ein 0:0 der besseren Sorte, mit viel Tempo und reichlich Chancen auf beiden Seiten. Die Adlerträgerinnen spielten stark und mutig auf, hatten sogar die besseren Chancen Daran will das Team von Niko Arnautis in München anknüpfen.
Team-News und voraussichtliche Aufstellungen
Bayern: Harder und Lohmann fehlen
Bayern musste in den letzten Tagen gleich zwei bittere Verletzungen hinnehmen. Das Verletzungspech der letzten Spielzeiten scheint sich weiter fortzusetzen. Sydney Lohmann zog sich gegen den 1. FC Köln eine Sprunggelenksverletzung zu und wird mehrere Wochen fehlen. Und Offensiv-Star Pernille Harder, die sich nach ihrem Wechsel im Sommer bereits hervorragend eingefügt hatte, muss wegen einer Innenband-Verletzung mehrere Wochen, wenn nicht Monate, pausieren.
Damit fehlen dem Trainer gleich zwei wertvolle Optionen im Mittelfeld. Aber Bayern ist diese Saison besser auf Verletzungen vorbereitet, hat an der Kaderbreite gearbeitet. So sagte auch Alexander Straus zu den Ausfällen: "Bei dem Level an Spielerinnen, die wir haben, sollte es keine so große Rolle spielen." Lohmann kam zuletzt von der Bank, für Harder könnte Lina Magull von Beginn an spielen.
Neben dem Mittelfeld ist auch die Außenverteidigung von Verletzungen betroffen. Carolin Simon hat sich bereits vor der WM einen Kreuzbandriss zugezogen und wird lange fehlen. Tuva Hansen fehlte zuletzt wegen Krankheit im Training fehlte. Ob die Norwegerin gegen Frankfurt eine Option ist, bleibt noch offen.
Die voraussichtliche Aufstellung von Bayern München:
Maria Luisa Grohs - Giulia Gwinn, Magdalena Eriksson, Glódís Perla Viggósdóttir, Katharina Naschenweng - Sarah Zadrazil, Georgia Stanway - Linda Dallmann, Lina Magull, Klara Bühl - Lea Schüller
Frankfurt: Rotation oder Stammelf nach Doppelbelastung?
Bei Frankfurt ist die Lage etwas entspannter. Bis auf Anna Aehling und Jonna Brengel kann Niko Arnautis aus dem Vollen schöpfen. Die Frage ist aber, ob der Frankfurt-Trainer nach dem überzeugenden 5:0 unter der Woche rotiert oder wieder die gleiche Elf von Beginn an spielen lässt. Da es sich um eins der wichtigsten Spiele der Saison handelt, scheint Letzteres wahrscheinlicher. Mit großen Veränderungen ist nicht zu rechnen.
Die voraussichtliche Aufstellung von Eintracht Frankfurt:
Stina Johannes - Pia-Sophie Wolter, Sara Doorsoun, Sophia Kleinherne, Verena Hanshaw - Tanja Pawollek, Barbara Dunst, Géraldine Reuteler - Nicole Anyomi, Laura Freigang, Lara Prasnikar
Spielstil der beiden Teams
Unter Alexander Straus, der seit dem letzten Sommer im Amt ist, ist die Devise klar: Bayern will den Ball haben und weniger flügellastig als unter Vorgänger Jens Scheuer angreifen. Stattdessen will Straus den Ball kontrolliert zirkulieren lassen, und sich durch die Halbräume und mithilfe von Überzahlsituationen nach vorne spielen.
Wie gut das im Mittelfeld gelingt, wird also eine entscheidende Frage beim Spitzenspiel sein. Frankfurt dagegen setzt gegen die Topteams meist auf direkte Angriffe. Am besten ist die Eintracht, wenn sie die Schnelligkeit ihrer Stürmerinnen ausspielen kann und dafür auch genügend Räume findet.
Die Schlüsselduelle auf dem Platz
Tanja Pawollek vs. Lina Magull
Bayern will durch das Mittelfeld spielen, und da ist besonders die Nummer 10 entscheidend. In den ersten Spielen der Saison nahm Pernille Harder diese Rolle ein, nach deren Verletzung wird vermutlich Lina Magull sie ersetzen. Magull ist ein anderer Spielertyp als Harder: Eine feine Technikerin, aber mit etwas weniger Durchsetzungsfähigkeit in den Zweikämpfen.
Wie viel Einfluss Magull auf das Spiel nehmen kann, gerade mit ihren starken Steilpässen, wird daher wichtig. Mit Tanja Pawollek hat Eintracht Frankfurt eine solide Spielerin im defensiven Mittelfeld, die dort viel abräumt. Am Samstag könnte es also zu einigen interessanten Duellen zwischen den beiden kommen.
Laura Freigang vs. Magdalena Eriksson
Laura Freigang ist on fire: Beim 5:0-Sieg gegen Sparta Prag steuerte sie drei Tore bei und gehört sicher zu den Gewinnerinnen des Saisonstarts. Kann sie diese Serie auch gegen Bayern fortsetzen? Freigang ist oft bei der Eintracht für die wichtigen Tore verantwortlich, ob aus dem Spiel oder auch per Elfmeter.
Für Bayern ist schon einiges gewonnen, wenn sie Freigang aus dem Spiel nehmen können. Wenn auch nicht alles: Auch Lara Prasnikar ist extrem torgefährlich, und oft kann die Slowenin die Lücken nutzen, die Freigang reißt. Bayerns Innenverteidigung wurde vor der Saison neu aufgestellt, an der Seite von Kapitänin Glodis Viggosdottir spielt nun der Neuzugang aus Chelsea, Magdalena Eriksson. Das Spitzenspiel wird der erste wirkliche Härtetest.
Verena Hanshaw vs. Klara Bühl
Wer gegen Klara Bühl antritt, muss hellwach sein. Bühl kann auf dem Flügel für viel Wirbel sorgen, und nach der Rückkehr von Giulia Gwinn ist nun auf der rechten Seite ein Duo unterwegs, das sich schon sehr lange kennt. Die Frankfurter Defensive um Verena Hanshaw, die bisher noch etwas unter ihrer Topform blieb, wird die Flanken und Dribblings der beiden konzentriert im Kollektiv verteidigen. Es stehen also einige interessante Duelle an - und hoffentlich auch ein spannendes Spitzenspiel.