Köpenick hat einen neuen Fußballgott: Kruse liefert auch mit Fitness-Defiziten
Von Guido Müller
Defizite im Fitness-Bereich hatte Union-Trainer Urs Fischer seinem diesjährigen Königstransfer Max Kruse noch vor dem Spieler der Eisernen gegen Arminia Bielefeld (5:0) attestiert. Nach dem Kantersieg der Hauptstädter gegen den Aufsteiger muss man sagen: wohl dem, der einen solch "unfitten" Spieler in seinen Reihen weiß.
Denn Max Kruse wurde gegen die Ostwestfalen zum absoluten Matchwinner. Ein Tor selbst erzielt, zwei weitere Treffer der Kollegen direkt vorbereitet. Dazu war er auch beim Büchsenöffner, dem Tor von Keita Endo zur frühen Führung der Unioner in der vierten Spielminute, maßgeblich beteiligt. Kruse gab nämlich den entscheidenden vorletzten Pass auf den ebenfalls sehr starken Sheraldo Becker, der dann dem Japaner maßgerecht auflegte.
Elfmeter-Rekord eingestellt
Nach sieben Spieltagen kann der 32-jährige frühere Nationalspieler auf eine beeindruckende Bilanz verweisen: acht Scorerpunkte (3 Treffer, 5 Vorlagen) sind mehr als ordentlich. Dazu stellte der gebürtige Reinbeker (bei Hamburg) auch noch einen Uralt-Rekord der Bundesliga ein: gegen Arminia verwandelte der Offensivspieler seinen 16. Elfmeter in Folge. Das war vorher nur dem Bochumer Hans-Joachim Abel (in den Siebzigerjahren) gelungen.
Womit auch schon ein weiterer großer Pluspunkt Kruses (neben seinem unbestrittenen fußballerischen Talent) genannt ist: die Abgezocktheit. Und die scheint sich immer mehr auf sein neues Team zu übertragen. Mit Union ist in diesem Jahr wohl zu rechnen. Kein Wunder, dass die Berliner Zeitung Kruses Verpflichtung schon mit einem "Jackpot" vergleicht.
Da geraten Kruses periodische außersportliche Eskapaden (wie eine Tüte mit mehreren Tausend Euro Pokergewinn im Taxi liegen zu lassen oder sich via Instagram-Post über Knöllchen für zu schnelles Fahren aufzuregen) gerne mal in den Hintergrund. Im Klub jedenfalls nehmen sie ihn, wie er nun mal ist.
Fischer: "Dann gibt es noch einen Max privat!"
Sein Trainer fasst es pragmatisch zusammen: "In erster Linie geht es um Leistung auf dem Feld. Dann gibt es noch einen Max privat, der äußert sich manchmal vielleicht ein bisschen anders, als ich das tun würde.“ Aber wenn er regelmäßig trifft und vorbereitet - was soll man noch sagen? Auch die Mitspieler sind von ihrem neuen Kollegen voll überzeugt.
"Er ist ein Supertyp!"
"Wir akzeptieren jeden, wie er ist. Max Kruse ist ein sehr positiver Typ. Es macht viel Spaß mit ihm", lobt Mannschaftskapitän Christopher Trimmel seinen neuen Kollegen. Für Grischa Prömel sei Kruse "auch in der Kabine eine Riesen-Verstärkung. Er ist ein Supertyp!".
Am Ende sei es, so Coach Fischer, "ein Geben und Nehmen. Beide profitieren im Moment voneinander." Da kommt es auf "Nebensächlichkeiten" wie den Fitness-Zustand wirklich nicht mehr an.