Konzentration, Disziplin und Haaland: Die Schlüssel zum BVB-Sieg über Sevilla
Von Florian Bajus
In der Bundesliga strauchelte der BVB zuletzt, in der Champions League präsentierte die Mannschaft von Edin Terzic am Mittwochabend allerdings ein völlig anderes Gesicht. Beim 3:2-Erfolg über den FC Sevilla lieferten die Dortmunder ihren besten Auftritt der vergangenen Wochen und bestachen in erster Linie mit einer sehr guten Defensivarbeit.
Nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Bundesligaspielen dürfte der BVB eigentlich nicht mit allzu viel Selbstvertrauen zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Sevilla angereist sein - doch die jüngsten Resultate ließ sich Schwarz-Gelb zu keinem Zeitpunkt der Partie anmerken. Vielmehr blieb die Mannschaft auch nach dem unglücklichen Tor zum 0:1 durch Suso in Minute sieben konzentriert, zog ihren Matchplan mit höchster Disziplin durch und darf sich mit einem verdienten Sieg im Gepäck wieder auf den Weg nach Deutschland machen.
Der BVB zieht Sevilla den Zahn
Die 4-3-3-Formation wandelte sich gegen den Ball in ein flaches 4-5-1 um, welches vor allem eines verhindern sollte: Dass die von Julen Lopetegui trainierten Gastgeber in ihr sehr gutes Kombinationsspiel kommen und die Abwehrketten auseinanderziehen. Insbesondere die Halbräume wurden von den beiden Achtern Jude Bellingham und Mahmoud Dahoud sehr gut verteidigt, weshalb Sevilla in den meisten Fällen nur der Pass auf die Außenbahn blieb.
Zwar kreierten die Andalusier Breite, doch weil sowohl der Flügelspieler als auch der unterstützende Außenverteidiger gedoppelt wurden, da Marco Reus und Jadon Sancho den Außenverteidigern Mateu Morey und Raphael Guerreiro konsequent Unterstützung angeboten haben und notfalls auch einer der Achter zur Hilfe eilte, gelangen sie nur selten in aussichtsreiche Positionen, um den Ball entweder hoch in den Strafraum zu schlagen oder sich in den Sechzehner zu spielen.
Selbst wenn es brenzlig wurde, stand mindestens einer, wenn nicht sogar drei Dortmunder - je nachdem, ob Manuel Akanji und Mats Hummels in Strafraumnähe zur Unterstützung herausrückten oder nicht - im Weg und blockten den Ball zum Einwurf respektive zur Ecke. Genau mit dieser Robustheit, Konzentration und Konsequenz in der Defensive zieht man dem spielfreudigen Tabellenvierten der Primera Division den Zahn - insbesondere dann, wenn das Umschaltspiel gelingt.
Haaland macht wieder einmal den Unterschied
Auf dem Weg nach vorne war allen voran Erling Haaland neben den Umschaltspielern in der Mittelfeldzentrale ein entscheidender Faktor. Der Norweger machte als Zielspieler die Bälle fest oder drehte nach der Annahme auf, während seine Mannschaftskollegen nachrückten. Das Ziel: So schnell und mit so wenigen Kontakten wie möglich in den Strafraum eindringen und sich in Abschlusspositionen bringen.
Das gelang beispielsweise beim Tor zum 2:1, als Haaland nach der Ballannahme aufdrehte, den Ball clever auf Sancho ablegte und zwischen den Innenverteidigern in den Sechzehner eindrang. Mit dem ersten Ballkonktakt spitzelte Sancho den Ball zurück zum Norweger, der Sevilla-Keeper Bono überwand und sein 17. Tor im 13. Champions-League-Spiel erzielte.
Doch schon beim Ausgleich spielte Haaland, der obendrein das dritte Dortmunder Tor erzielte und somit im dritten Champions-League-Spiel in Folge doppelt traf, eine wichtige Rolle. Wie bereits beim Führungstor im Bundesliga-Auswärtsspiel bei RB Leipzig (3:1) Anfang Januar behauptete sich der 20-Jährige bei einem Einwurf gegen mehrere Gegenspieler und kreierte durch das raumorientierte Pressing Sevillas ballferne Räume, die einladend für eine Spielverlagerung sind. Haaland bediente Dahoud, der sich mit einem cleveren Haken in eine gute Abschlussposition brachte und den Ball aus der zweiten Reihe ansehnlich im Tor unterbrachte.
Hat Terzic ein Erfolgsrezept gefunden?
Eine solch konzentrierte Leistung im Defensiv- und Umschaltspiel kann der Mannschaft im Kampf um die Champions-League-Plätze enorm helfen. In der Bundesliga wissen nur wenige Mannschaften etwas mit dem Ball anzufangen, besonders der Großteil der Teams aus der unteren Tabellenhälfte spielt reaktionären Fußball. Überlässt der BVB trotz seiner Favoritenrolle dem Gegner das Kommando, kann die Mannschaft ihr Tempo ausspielen und sich ähnlich schnell in den Strafraum kombinieren wie am Mittwochabend. Nichtsdestotrotz wird Terzic Lösungen gegen tief stehende Gegner finden müssen - denn nicht jede Mannschaft dürfte sich darauf einlassen, gegen Dortmund das Spiel zu machen.