Die härtesten Konkurrenzkämpfe im BVB-Kader im Check
Von Simon Zimmermann
Der BVB startet mit Lucien Favre einen neuen Anlauf. Der Schweizer dürfte seinen Kader zum Großteil bereits beisammen haben. Nur bei einem immer wahrscheinlicher werdenden Sancho-Abgang würde Dortmund noch einmal reagieren. Der Konkurrenzkampf im Team ist schon jetzt entfacht. Wir blicken auf die spannendsten Kämpfe um einen Stammplatz und wagen eine Prognose.
Der BVB hat die Vorbereitung auf die neue Spielzeit aufgenommen. Mit dabei im Team von Lucien Favre sind auch drei Youngster aus dem eigenen Nachwuchs. Youssoufa Moukoko soll Schritt für Schritt auf sein Profi-Debüt vorbereitet werden, dazu sollen sich auch Ansgar Knauff und Nnamdi Collins bei der ersten Mannschaft präsentieren. Das Trio darf mit ins Trainingslager nach Bad Ragaz (Schweiz) vom 10. bis 17. August reisen.
Während Moukoko dauerhaft bei den Profis bleiben soll, bekommen Knauf und Collins zunächst die Chance in der Vorbereitung. Ob sie danach weiter zum Profi-Kader gehören, bleibt abzuwarten.
Der Konkurrenzkampf in Schwarz-Gelb dürfte auch so wieder groß sein. Zum Start der Vorbereitung blicken wir auf die umkämpftesten Plätze in der BVB-Startelf - ausgehend vom bewährten 3-4-3-System aus der Vor-Saison. Mit Jadon Sancho droht dabei noch ein prominenter Abgang. Geht der Wechsel zu Manchester United noch vor dem Trainingslager über die Bühne, dürfte das den Kampf um den freien Platz in der Offensive noch einmal kräftig einheizen.
Diese Startelf-Plätze sind beim BVB besonders umkämpft
Rechter Innenverteidiger
Verteidigt der BVB weiter in einer Dreierkette, dürften zwei der drei Stammplätze bereits an Mats Hummels und Dan-Axel Zagadou vergeben sein. Während Hummels in der Mitte den Abwehrchef gibt, hat sich der junge Franzose auf der linken Innenverteidiger-Position bewährt. Da der 21-Jährige der einzige Linksfuß unter den Abwehrspielern ist, hat er einen weiteren klaren Vorteil.
Doch wer verteidigt neben dem Duo in der Dreierkette?
Die Kandidaten: Manuel Akanji, Lukasz Piszczek, Emre Can
1. Manuel Akanji
Der 25-jährige Schweizer durchlebt beim BVB ein Auf und Ab. Als Akanji im Winter 2018 für 21,5 Millionen Euro aus Basel verpflichtet wurde, gab's auf Anhieb einen Stammplatz. In Dortmund hoffte man darauf, den Innenverteidiger der Zukunft gefunden zu haben. Akanji selbst träumte bereits von der Premier League.
Doch die Leistungen schwankten enorm. In der vergangenen Spielzeit hielt Favre zwar lange an seinem Landsmann fest, Mitte Februar musste er aber aus der Startelf weichen. Das Potenzial bei Akanji ist fraglos da, der Schweizer leistet sich aber zu viele einfache Fehler.
Neue Saison, neues Glück? Gut möglich, dass sich der 25-Jährige mit einer guten Vorbereitung in der Gunst des Trainers wieder weit nach vorne spielen kann.
Stärken: Dynamik, Passspiel, Potenzial
Schwächen: Konzentration, Kopfball, Zweikampfverhalten teils zu inkonsequent
Prognose: Bekommt Akanji seine Konzentrationsmängel in den Griff und ist gut in Form, ist es sehr wahrscheinlich, dass Favre ihm vertraut. Stammplatzchance: 50 %
2. Lukasz Piszczek
Der ewige Lukasz hängt noch eine Saison in Schwarz-Gelb dran - seine elfte! Mit 35 Jahren gehört der Pole zu den erfahrensten Spielern im BVB-Kader. Die vergangene Spielzeit hat gezeigt: Auf Piszczek ist immer Verlass!
Stärken: Verlässlichkeit, Erfahrung, Flexibilität
Schwächen: Piszczek hat eigentlich keine signifikanten Schwächen, sein fortgeschrittenes Fußballer-Alter dürfte sich aber weiter bemerkbar machen
Prognose: Mit Piszczek hat Favre einen sehr verlässlichen Spieler, der mit seiner Erfahrung auch in der Kabine eine wichtige Funktion inne hat. Der Pole kann sowohl vor der Dreierkette auf dem rechten Flügel eingesetzt werden, als auch in der Innenverteidigung. Hier dürfte 20/21 seine Hauptposition liegen. Dass der 35-Jährige als Stammspieler weiter alle Spiele macht, ist aber eher unwahrscheinlich.
Stammplatzchance: 15 %
3. Emre Can
Zunächst per Leihe, später für 25 Millionen Euro fest, verpflichtete der BVB in Emre Can den viel verschrienen Mentalitätsspieler. Der 25-fache deutsche Nationalspieler kann dabei sowohl im zentralen Mittelfeld als auch in der Dreierkette eingesetzt werden. Noch schein völlig offen, wie Favre mit dem 26-Jährigen plant. Gut möglich, dass Can auch in der kommenden Saison für beide Aufgaben eingeplant ist - zumal mit Jude Bellingham ein weiteres Talent für die Zentrale verpflichtet wurde.
Stärken: Mentalität, aggressives Zweikampfverhalten, Tackling
Schwächen: teils technische Defizite, manchmal zu ungestüm, Stellungsspiel
Prognose: Can kämpft insbesondere mit Akanji um den Platz als Nummer eins auf der Position des rechten Innenverteidigers. Daneben ist er aber auch eine Option auf den Platz im zentralen Mittelfeld. So oder so: Can dürfte einen Großteil der Spiele in der Startelf bestreiten.
Stammplatzchance: 35 % (als rechter Innenverteidiger)
Zentrales Mittelfeld
Wenn Axel Witsel fit ist, dürfte der Belgier als Stratege im zentralen Mittelfeld gesetzt sein. Der Platz daneben ist dagegen vakant.
Die Kandidaten: Emre Can, Thomas Delaney, Jude Bellingham, Mo Dahoud, Tobias Raschl und Julian Brandt als offensive Variante.
4. Emre Can
Siehe oben
Stammplatzchance: 40 % (als zentraler Mittelfeldspieler)
5. Thomas Delaney
Ein ähnlicher Spielertyp wie Can ist auch der Däne. Robustheit im Zweikampf und ein großer Wille zeichnen Delaney aus. Häufig wird der 28-Jährige aber unterschätzt. Gerade offensiv kann er als Box-to-Box-Spieler ein Faktor sein, hat das zuletzt aber nur selten gezeigt. Trotz der Berichte, wonach der BVB Delaney verkaufen könnte, ist die Chance nicht klein, dass er in der neuen Saison ein wichtiger Faktor wird.
Stärken: Kopfball, Zweikampf, Ballgewinne
Schwächen: Könnte noch ballsicherer spielen
Prognose: Sollte Favre neben Witsel auf einen kampfstarken Mittelfeldpartner setzen, könnte Delaney gefragt sein, duelliert sich dabei aber vor allem mit Emre Can. Das wahrscheinlichste Szenario: Delaney wird ein wichtiger Rollen-, aber kein unumstrittener Stammspieler.
Stammplatzchance: 20 %
6. Jude Bellingham
Mit dem Transfer des erst 17-jährigen Jude Bellingham sorgte der BVB für Aufsehen. Das neue Borussia-Juwel sieht sich selbst am liebsten in der Rolle als Box-to-Box-Spieler - also prädestiniert, um an der Seite von Axel Witsel zu spielen. Allerdings sollte man gerade zu Beginn die Erwartungen nicht zu hoch schrauben - schließlich ist Bellingham immer noch erst 17!
Stärken: Guter Allrounder, defensiv schon sehr robust
Schwächen: Kann sich überall noch verbessern
Prognose: Bellingham soll sich beim BVB ähnlich entwickeln wie Jadon Sancho. Doch auch sein Landsmann brauchte in Dortmund eine Anlaufzeit. Ähnliches sollte man auch vom 17-Jährigen erwarten. Seine Chancen wird er in jedem Fall bekommen.
Stammplatzchance: 19 %
7. Julian Brandt
Schwer, die erste Spielzeit von Julian Brandt beim BVB zusammenzufassen. Überragende Auftritte wechselten sich mit einigen schwachen Spielen und haarsträubenden Fehlern ab. Bestes Beispiel: Das Heimspiel gegen RB Leipzig, als er zunächst ein Tor in Weltklasse-Manier erzielte und dann einen Werner-Treffer mit einem missglückten Rückpasse einleitete.
Stärken: Passspiel, Übersicht, Technik, Konterspiel
Schwächen: Abschluss, Konstanz
Prognose: Sollte Favre eine offensive Ausrichtung wählen, ist Brandt neben Witsel die erste Wahl. Zumal er im letzten Jahr dort seine besten Spiele gemacht hat. Doch gerade bei einem Sancho-Abgang wäre Brandt auch eine wichtige Option eins weiter vorne.
Stammplatzchance: 20% (als zentraler Mittelfeldspieler)
8. Mo Dahoud & Tobias Raschl
Das Duo hat praktisch keine Aussichten auf einen Stammplatz. Mo Dahoud kann sein durchaus vorhandenes Potenzial in Schwarz-Gelb einfach nicht konstant abrufen, Raschl dürfte sogar nur in der Reserve Spielpraxis bekommen. Angesichts der Konkurrenz, insbesondere mit dem Bellingham-Transfer, bleibt Dahoud nur die Joker-Rolle. Für Raschl wird's noch schwieriger auf Einsatzzeiten zu kommen.
Stammplatzchancen: 1 %
Offensives Mittelfeld
Im 3-4-3-System ließ Favre meist mit Mittelstürmer Haaland spielen, der weiterhin alternativlos gesetzt bleibt. Dahinter waren meist Sancho und Hazard am Werk. Beide wechselten zwischen der Rolle als Außenstürmer und verkappter Zehner. Während Sancho vor einem Abgang gen Manchester steht, hat Hazard weiter gute Karten auf einen Stammplatz. Doch trotz ordentlicher Statistiken dürfte man sich vom Belgier noch etwas mehr erwarten.
Mit Marco Reus könnte der Kapitän noch etwas länger ausfallen, weshalb er hier nicht aufgelistet wird.
Die Kandidaten (ohne Sancho): Thorgan Hazard, Julian Brandt, Gio Reyna, Marius Wolf, Sergio Gomez
9. Julian Brandt
Siehe oben
Stammplatzchancen: 60 % (als offensiver Mittelfeldspieler)
10. Thorgan Hazard
Sieben eigene Tore und starke 13 Vorlagen legte Thorgan Hazard in seinem Debüt-Jahr für Schwarz-Gelb in der Bundesliga auf. Zahlen, die nach einer starken Saison klingen. Im Schatten von Jadon Sancho taucht der 27-Jährige aber zu häufig ab. Dennoch dürfte er sehr gute Karten auf einen Stammplatz besitzen.
Stärken: Ballführung, arbeitet viel für das Team
Schwächen: taucht zu häufig ab, einfache Ballverluste
Prognose: Hazard hätte auch neben Sancho gute Karten - zumindest auf regelmäßige Startelf-Nominierungen. Ohne Sancho scheint der Belgier erst einmal gesetzt zu sein. Doch die Konkurrenz schläft nicht - gerade Gio Reyna drückt von hinten. Und wenn Favre mit Brandt weiter vorne plant, ist auch Hazards Platz in akuter Gefahr.
Stammplatzchancen: 60 %
11. Gio Reyna
Der 17-jährige US-Boy war so etwas wie die Entdeckung der Rückrunde. Ganz im Stil seiner Vorgänger überzeugt Reyna mit einer Mischung aus Unbekümmertheit, Technik und Dribbelstärke. Mit ihm könnte der BVB den Sancho-Nachfolger schon haben. Favre dürfte mit ihm aber noch nicht sofort als unumstrittenen Stammspieler planen. Zuzutrauen wäre es Reyna aber allemal.
Stärken: Dribbling, Technick
Schwächen: Robustheit
Prognose: Reyna wird 20/21 noch häufiger zum Einsatz kommen und auch von Beginn an ran dürften. Ob es direkt zu einem Stammplatz reicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Etwa, wen Dortmund als Sancho-Ersatz verpflichtet und wo Favre mit Brandt plant.
Stammplatzchancen: 40 %
12. Neuzugang X
Wenn Sancho geht, wird der BVB offensiv noch einmal nachlegen. Zuletzt gab es Spekulationen über Memphis Depay. Der Niederländer wäre mit einem Blick auf den Kader eine optimale Lösung, kann er doch sowohl über die Außen, als auch im Sturmzentrum agieren. Zudem ist er mit seinen 26 Jahren schon sehr erfahren, was der jungen Offensive gut tun könnte.
Stammplatzchancen: 40 % - Wer auch immer als Sancho-Nachfolger kommt, die Chancen stehen gut, dass er direkt eine wichtige Rolle im Team einnimmt.
13. Marius Wolf, Sergio Gomez
Das Duo hat keine Zukunft in Dortmund und soll abgegeben werden.
Stammplatzchancen: 0 %
So könnte die potenzielle BVB-Stammelf aussehen
Stand zu Beginn der Vorbereitung - ohne Jadon Sancho (Abgang wahrscheinlich) und ohne den weiter verletzten Marco Reus