Kommentar: Herr Terzic, diese Spielanlage ist den Ambitionen des BVB unwürdig!
Von Yannik Möller
Auch gegen den VfB Stuttgart wählte Edin Terzic eine sehr defensive, abwartende Herangehensweise. Eine solche Spielanlage, wie sie auch schon gegen Bayer Leverkusen im Fokus stand, passt aber nicht mit den Ambitionen und den Idealen des BVB überein. Ein Kommentar.
Rechnet man die letzten zwei Spiele von Borussia Dortmund zusammen, so wurden insgesamt sechs Schüsse auf das gegnerische Tor abgegeben. Zwei beim 1:1-Remis gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Sonntag und vier bei der 0:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart am Mittwochabend beim Ausscheiden aus dem DFB-Pokal.
Das ist nur ein Teil gleich diverser Statistiken, die deutlich machen, wie defensiv und abwartend die Mannschaft von Edin Terzic in diesen zwei Partien agierte. Passender wäre wohl eher: Wie ängstlich und fernab eigener Ambitionen sie aufspielte.
Dabei hat sich Schwarz-Gelb aber nicht unabhängig vom Spielplan des Cheftrainers in die eigene Hälfte drängen lassen. Gegen den VfB war der Plan von Terzic klar zu erkennen. Dortmund verteidigte in einem tiefen 5-4-1-Block, in dem selbst das Mittelfeld phasenweise nur ein paar Meter vor dem eigenen Strafraum platziert war. Im Optimalfall wären durch die enge Staffelung einige Balleroberungen herausgesprungen, die dann über schnelle Spieler im Umschaltspiel in Torchancen umgemünzt worden wären.
Der Terzic-Plan scheiterte mit Ansage - und ist dem Selbstverständnis des BVB auch total fremd
Ein Plan, der mit Ansage scheiterte. Vorsichtig formuliert: Die Spieler, die beim BVB spielen, sind es nicht unbedingt gewohnt, sich taktische Herangehensweisen zu eigen zu machen, die im Normalfall eher von verunsicherten Abstiegskandidaten genutzt werden - oder eben von Teams, die sich seit Jahren und als klare Spielphilosophie auf das Kontern durch lange Bälle verstehen.
Das ist aber nicht der BVB, der mit Meisterschaftsambitionen und der Hoffnung auf einen Pokalgewinn in die Saison gestartet ist!
Dieser BVB spielt möglichst dominant, mit viel Ballbesitz, einem beeindruckenden Tempo, Freude machendem Spielwitz, einer großen Portion an individueller Qualität. Kurzum: Mit einem Offensivspiel, das die Zuschauer seit Jahren ins Stadion holt.
Nun muss Dortmund gegen ein zurzeit sehr starkes Leverkusen und gegen überraschend gute Schwaben nicht über die vollen 90 Minuten das Heft des Handelns in der Hand haben. Darum geht es gar nicht. Sich in einzelnen Phasen auch einmal zurückzuziehen, das ist gar nicht das Problem. Der viel zu große Fokus auf den Gegner, das Einstellen auf die gegnerische Mannschaft, anstatt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und mit breiter Brust in ein solches Spiel zu gehen: Das ist es, was Terzic zurzeit vermissen lässt.
Man kann doch auch nicht davon ausgehen, dass die noch immer starke Mannschaft des BVB mit einer solchen Spielanlage völlig einverstanden ist. Wer wechselt denn zu diesem großen Verein, um sich tief in der eigenen Hälfte zu verkriechen und zu hoffen, dass irgendwann mal ein langer Ball durch die gegnerische Abwehrreihe rutscht? Niemand. Absolut niemand.
Terzic wird die Unterstützung erst dann wieder auf seine Seite bekommen, wenn er sich endlich auf die Stärken von Dortmund besinnt. Dann muss er aber auch dafür sorgen, dass klare Strukturen und eine gute Absicherung vorhanden sind. Daran ist er bislang ebenfalls gescheitert. Sich trotzdem von den Ambitionen abzuwenden, die der BVB in jedem einzelnen Spiel haben sollte, ist gänzlich der falsche Weg.
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