Kommentar: Gladbach muss aufwachen: Ein schleichender Trend hin zum Abstieg?
Von Yannik Möller
Der Ärger war bei den Spielern und Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach nach dem Aus im DFB-Pokal auch deshalb so groß, weil dieser Wettbewerb die Möglichkeit bot, eine äußerst graue Saison noch etwas farbig anzumalen.
Roland Virkus ärgerte sich besonders. Immerhin sei der Pokal eine Chance gewesen, doch noch "eine ordentliche Saison zu spielen". Und dieses einzelne Statement sagt schon so viel darüber aus, wie blind die Borussia zurzeit in einen schleichenden Abstieg wankt.
Erfolg im Pokal als Ablenkung: Gladbach darf die Augen vor der Realität nicht verschließen
Nein, selbst ein Einzug ins Pokalfinale und womöglich gar der Titelgewinn hätten diese Saison der Fohlenelf nicht ausdrücklich besser gemacht. Natürlich wäre das ein absolutes Highlight-Szenario gewesen. Allerdings hätte es auch nur darüber hinweggetäuscht, dass sich der Verein über die letzten Jahre - Stück für Stück und langsam - auf den Abgrund hinzubewegt.
Der Abgrund ist natürlich ein Versinken im Abstiegskampf - womöglich sogar mit dem ganz bitteren Ende. Wer über die letzten vier, fünf Jahre mal den FC Schalke ein wenig beobachtet hat, der weiß, wie sich ein solcher Absturz anbahnt und wie schlimm es wird, wenn nicht rechtzeitig auf die Notbremse getreten wird.
Wie die Rheinische Post statistisch hervorhob, kann dieser schleichende Abstieg auch an den reinen Zahlen festgemacht werden.
Die aktuelle Saison stellt demnach nicht nur eine der schwächsten Spielzeiten der gesamten Vereinshistorie dar. Es droht bislang auch die vierte Saison hintereinander zu werden, in der weniger Punkte geholt werden, als im Vorjahr.
Diesen Fall gab es demnach bislang nur ein einziges Mal in der ebenso langen wie tollen Geschichte dieses Klubs: Und zwar ausgehend vom Pokalsieg 1995 bis hin zum Jahr 1999 - dem Jahr des ersten Abstiegs.
Virkus poltert am lautesten - muss sich aber längst auch selbst hinterfragen
Allerspätestens jetzt, nach dem Aus in Saarbrücken, müssen also die Alarmglocken schrillen. In der bisherigen Amtszeit von Virkus hat es weder mit Adi Hütter noch mit Daniel Farke funktioniert, eine Kehrtwende zu erreichen. Und auch Gerardo Seoane kann weder nachhaltig spielerische Fortschritte vorweisen, noch einen guten Punkteschnitt.
Dementsprechend muss sich so langsam aber sicher auch der Fokus auf Virkus selbst richten, der als Sportdirektor begonnen hatte und inzwischen als Sportgeschäftsführer tätig ist. Zumindest nach außen macht er bislang nicht den Eindruck, als könnte er den Fohlen-Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Dass er meint, die Saison hätte mit einem erfolgreichen Run im DFB-Pokal kaschiert werden können, sollte ein Warnschuss sein. Gladbach sollte sich nicht selbst belügen, das hat schon Schalke als Traditionsverein aus dem Westen in den Ruin getrieben - und in die 2. Bundesliga.
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