Kommentar: Elfer-Wut darf nicht von BVB-Problemen ablenken

Nach dem 1:1 gegen die PSV Eindhoven stand beim BVB vor allem der höchst umstrittene Elfmeter zum Ausgleich im Fokus. Diese Fehlentscheidung sollte aber nicht von den eigentlichen Problemen der Borussia ablenken. Ein Kommentar.
Edin Terzic nach dem Remis gegen Eindhoven
Edin Terzic nach dem Remis gegen Eindhoven / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
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Das Positive vorweg: Borussia Dortmund hat mit dem 1:1 bei der PSV Eindhoven eine grundsätzlich solide Ausgangslage für das Rückspiel erreicht. Vor heimischem Publikum hat der BVB im Rückspiel in drei Wochen alle Trümpfe in der Hand, das Duell für sich zu entscheiden.

Leider war es das im Grunde auch schon mit dem Positiven, denn abseits des Ergebnisses gab es am Dienstagabend im Eindhovener Philips-Stadion wenig bis nichts, das man auf Seiten der Schwarzgelben positiv hervorheben konnte.

Nach der Partie war man im Dortmunder Lager zurecht sauer - ein bisschen auf sich selbst, vor allem aber auf Schiedsrichter Srdjan Jovanovic, der der PSV einen höchst umstrittenen Elfmeter zugesprochen hatte. Wer weiß, ob der BVB ohne diese Fehlentscheidung nicht sogar mit einem Auswärtssieg im Gepäck zurück nach Dortmund gefahren wäre.


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Vorab: Der Ärger ist absolut verständlich, solche Fehler dürfen auf diesem Niveau - erst recht in Zeiten des VAR - nicht mehr passieren.

Die Dortmunder täten aber gut daran, sich nicht auf den Schiedsrichter einzuschießen, sondern sich vor allem an die eigene Nase zu packen. Sagen wir, wie es ist: Die Leistung in Eindhoven war über weite Strecken ernüchternd; dass es sich um ein wichtiges K.o.-Spiel handelte, konnte man den wenigsten Akteuren im schwarzgelben Dress ansehen.

Dazu war der BVB mal wieder nicht in der Lage, Spielkontrolle und Dominanz zu übernehmen - sobald die PSV etwas intensiver presste, geriet die Terzic-Truppe unter Druck. Ein mittlerweile altbekanntes Problem. Das kann und darf nicht der Anspruch von Borussia Dortmund sein.

Terzic monierte nach Abpfiff, dass man es nach der Führung nicht geschafft habe, "den Druck aufrecht zu erhalten", wodurch sein Team "sehr viel hinterherlaufen" musste. Das hat der BVB-Coach messerscharf erkannt - dagegen unternommen hat er aber nichts. Im Gegenteil: Mit seinen Wechseln hat Terzic dazu beigetragen, dass die PSV das dominante Team bleiben durfte.

Konnte man den Wechsel von Marco Reus zu Julian Brandt noch verstehen, durfte man sich beim zweiten Wechsel an den Kopf packen: Der an diesem Abend völlig indisponierte Jadon Sancho wurde zurecht (aber zu spät) rausgenommen - doch anstatt mit Jamie Bynoe-Gittens einen dynamischen, unbeschwerten Offensivspieler reinzubringen, der für Entlastung hätte sorgen können, kam Marius Wolf. Arbeitseifer statt fußballerischer Klasse und Tempo - Terzic wollte augenscheinlich gar nicht, dass sein Team die Kontrolle und Torgefahr zurück erlangt, stattdessen irgendwie das Ergebnis über die Zeit retten. Dass in der Schlussphase Salih Özcan (statt Bynoe-Gittens) für Donyell Malen kam, war die nächste komische Entscheidung.

Denn bei aller Liebe: Genau diese Einstellung passt nicht zu Borussia Dortmund!

Schon Ex-BVB-Trainer Jürgen Klopp sagte in einem Werbespot: "Ich glaube nicht daran, dass die Angst vorm Verlieren, dich eher zum Sieger macht als die Lust auf Gewinnen. Und die Lust auf Gewinnen ist das, um was es geht. Das weckt die Gier in dir. Das macht dich aus. Das lässt dich leicht laufen. Das lässt dich über deine eigentlichen Möglichkeiten hinauswachsen. Das macht dich besonders stark. Und diese Lust auf Gewinnen, die tobt in mir!"

Dieses Mantra zeichnet Klopp aus. Dieses Mantra hat jahrelang den BVB ausgezeichnet. Aber dieses Mantra ist unter Terzic zuletzt völlig abhanden gekommen. Borussia Dortmund ist mittlerweile nur noch dann in der Lage, einen stabilen Auftritt hinzulegen, wenn der Gegner es zulässt - aus eigener Kraft schaffen es die Schwarzgelben dagegen kaum noch. Selbst in einem K.o.-Spiel, selbst gegen einen Gegner, der individuell auf jeder Position unterlegen ist - doch die PSV strahlte am Dienstagabend den Mut aus, gewinnen zu wollen. Der BVB nicht. Und deswegen war das Remis für die Niederländer absolut verdient.

Da ist es am Ende des Abends auch müßig, über die Fehlentscheidung des Schiedsrichters zu diskutieren. Ändert Borussia Dortmund, ändert Edin Terzic diese Herangehensweise nicht, wird man in Zukunft noch viele weitere Spiele hergeben, bei denen nicht eine Fehlentscheidung schuld war.


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