Kommentar: Die Causa Kruse kennt nur Verlierer
Von Daniel Holfelder
Wie Trainer Niko Kovac nach dem Sieg in Frankfurt verkündete, wird Max Kruse nicht mehr für den VfL Wolfsburg auflaufen. Eine harte, aber nachvollziehbare Entscheidung. Dennoch drängt sich die Frage auf, warum sich der VfL nicht schon während der Transferperiode von Kruse getrennt hat. Ein Kommentar
Dass sich die Beziehung zwischen Disziplinfanatiker Kovac und Lebemann Kruse schwierig gestalten könnte, wussten die Wolfsburger Verantwortlichen (und ganz Fußballdeutschland) von Anfang an. Der 34-Jährige besitzt zweifellos Qualitäten, "die nicht viele in der Bundesliga haben", wie Kovac während der Saisonvorbereitung treffend feststellte. Allerdings sucht Kruses Hang zur Selbstdarstellung und sein stolz präsentiertes Hallodritum ebenfalls seinesgleichen.
Das Aus des Offensivmannes kommt daher wenig überraschend. Mit null Toren, null Vorlagen, einigen Kilos zu viel auf den Rippen und provokanten Äußerungen in den sozialen Medien sorgte Kruse zuletzt nur noch außerhalb des Platzes für Aufsehen. Angesichts eines bis 2023 datierten Vertrages stellt sich indes die Frage, wie es mit dem 14-fachen Nationalspieler beim VfL weitergeht.
Ein Ausschluss vom Profitraining ist dem Vernehmen nach nicht geplant und aus arbeitsrechtlicher Perspektive ohnehin kaum durchzusetzen. Ein Verkauf scheidet aufgrund des geschlossenen Transferfensters ebenfalls aus. Einzig eine Vertragsauflösung böte den Wölfen die Möglichkeit, das Kapitel Max Kruse rasch und geräuschlos zu schließen.
Aber selbst wenn sich die Niedersachsen mit dem Angreifer auf eine (natürlich kostspielige) Auflösung des Arbeitspapier einigen, bleibt der Zeitpunkt der Trennung fragwürdig. Das Kruse-Aus kommt deutlich zu spät und hätte erfolgen müssen, als das Transferfenster noch geöffnet war.
Die Causa Kruse kennt daher nur Verlierer: Auf der einen Seite den zunehmend unbeliebten Profi selbst, auf der anderen Seite die lange inkonsequenten VfL-Entscheidungsträger um Trainer Niko Kovac, Sportdirektor Marcel Schäfer und Geschäftsführer Jörg Schmadtke.