Kommentar: Schiri-Wut von Terzic lenkt - mal wieder - nur ab
- BVB-Trainer sah beim 1:1 in Leverkusen einen "klaren Elfmeter" für Adeyemi
- Terzic lobte seine Mannschaft und befand: "Es war viel mehr drin"
- Brandt-Aussagen zeigen: Terzic ist auf dem Holzweg
Von Simon Zimmermann
Edin Terzic war wütend, richtig wütend. Seiner Meinung nach wurde dem BVB in Leverkusen ein "klarer Elfmeter" verwehrt. Am Ende musste sich Dortmund mit einem Punkt zufrieden geben, obwohl "viel mehr drin" gewesen wäre. Ein Blick auf das Spiel und die Szene um Karim Adeyemi, die der BVB-Coach exklusiv hat.
"Am Sonntag haben wir die Möglichkeit zu prüfen, ob die Leverkusener dann wirklich nicht zu schlagen sind. Die letzten Jahre hat das immer ganz gut geklappt." BVB-Boss Hans-Joachim Watzke schickte vor dem Topspiel in Leverkusen eine Kampfansage in Richtung des ungeschlagenen Spitzenreiters.
Nach dem 1:1 am Sonntagabend muss auch Watzke anerkennen: Dieses Jahr hat es nicht ganz so gut geklappt.
Für Trainer Edin Terzic lag das am Schiedsrichter. Wutentbrannt schritt er nach Spielschluss auf Daniel Siebert zu uns stellte ihn zur Rede. "Da gibt es für mich keine zwei Meinungen: Es ist ein klarer Kontakt, ein klarer Elfmeter", bewertete Terzic im Anschluss bei DAZN die Szene, als Karim Adeyemi im Bayer-Sechzehner zu Fall kam. Hätte Siebert auf Strafstoß entschieden, wäre Schwarzgelb mutmaßlich mit 2:0 in Führung gegangen. Und hätte das Spiel mutmaßlich gewonnen.
Terzic ging sogar soweit, dass er Siebert unterstellte, keinen Elfmeter gepfiffen zu haben, weil es um Adeyemi ging. Dazu holte er noch weiter aus und echauffierte sich über Elfer-Pfiffe gegen den BVB aus der jüngeren Vergangenheit.
"War viel mehr drin" - Terzic-Fazit kann nur verwundern
Das Beste kommt aber bekanntlich zum Schluss. "Die Jungs haben es herausragend gut gemacht und wir nehmen den Punkt mit. Trotzdem ärgert es uns, weil heute viel mehr drin war", lautete sein Fazit zum Spiel.
Ein Fazit, das Terzic exklusiv haben dürfte. Die nackten Zahlen: Leverkusen hatte knapp 70 Prozent Ballbesitz. Hat mehr als doppelt so viele Pässe gespielt wie der BVB. Hatte 23 zu sechs Torschüsse und 16 zu eins Ecken.
Allein mit diesen Statistiken sollte man einen guten Eindruck haben, wie dieses Spiel in der BayArena verlief. Dortmund ging früh durch Ryerson (5.) in Führung und parkte dann den sprichwörtlichen Bus. Das taten sie aufopferungsvoll und überwiegend gut, sodass sich Leverkusen lange die Zähne ausbiss. Dass sich die Offensiv-Qualität der Werkself aber im Verlauf des Spiels in Torchancen ausdrückte und zumindest im Ausgleichstreffer, durfte selbst Terzic nicht überrascht haben.
Brandt sagt das, was alle gesehen haben (außer Terzic)
Julian Brandt brachte es nach dem Spiel auf den Punkt (via WAZ): "Auf dem Feld habe ich mich natürlich auch beschwert. Wenn wir uns jetzt darauf einigen, dass es ein Elfmeter war, ärgere ich mich natürlich darüber. Ich fände es aber fatal, sich nur auf diese Szene zu stürzen", erklärte er zunächst zur Elfmeterszene.
Und fügte vielsagend hinzu: "Es gab vielleicht 16 Ecken für die Leverkusener, dazu viele Chancen und Abschlüsse. Ja, es gab die Elfmeter-Szene, aber im Großen und Ganzen hat es Leverkusen deutlich mehr verdient, das Spiel zu gewinnen, als wir." Damit widerspricht er klar und eindeutig der (öffentlichen) Einschätzung seines Trainers.
Eigentlich hatte auch jeder gesehen, dass Bayer 04 das dominante Team war. "Dortmund hat den Anspruch, vorne mitzuspielen und wenn die schon hierherkommen und nur hintendrinstehen, dann zeigt das, was für einen Respekt sie vor uns haben", meinte Bayers Granit Xhaka nach dem Spiel.
Aus Dortmunder Sicht zeigte der Auftritt in Leverkusen aber auch die Fortsetzung des Saison-Trends. Spielerisch geht meist nicht all zu viel bei der Borussia. Die Mannschaft kommt über Einsatz, Willen und die viel verschriene Mentalität. Vereinzelte Highlight-Siege wie im San Siro dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der BVB 23/24 bislang nicht die spielerische Qualität hat, um mit Teams wie Leverkusen oder Bayern mitzuhalten. Dennoch versucht Terzic öffentlich immer wieder die Auftritte seiner Mannschaft in ein glanzvolleres Licht zu rücken. In Leverkusen nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Das kann man dem BVB-Coach als Rückendeckung für sein Team auslegen. Oder aber als Verschließung vor der Realität.
So oder so: Die Meisterschaft wird damit ein Traum bleiben. Und vielleicht ist in Wirklichkeit genau das, was Edin Terzic so aufregt.
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