Kommentar: Bentaleb hat keine Zukunft auf Schalke - auch Rudy muss noch gehen

Nabil Bentaleb steht noch immer vor einer offenen S04-Zukunft
Nabil Bentaleb steht noch immer vor einer offenen S04-Zukunft / James Williamson - AMA/Getty Images
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Auf Schalke wird derzeit mit den zurückgekehrten Leihspielern gekuschelt: Sie werden gelobt, als "Neuzugänge" angesehen und der ein oder andere womöglich sogar in die Mannschaft re-integriert. Bislang ist Nabil Bentaleb außen vor - könnte auch er die Chance auf eine Neubeurteilung bekommen?

Dass Vereinsverantwortliche über ihre Leihspieler lästern, sie abschreiben und eingestehen, dass sie keine Rolle mehr für die Mannschaft spielen und dementsprechend abgegeben werden sollen, ist keineswegs der übliche Ablauf im Fußballgeschäft. Spieler, die von ihren Leihklubs zurückkehren, werden grundsätzlich immer als gern gesehene Rückkehrer betitelt, die natürlich wieder eine Chance erhalten - so selbstverständlich, wie viele Trainer und Manager das gerne klingen lassen, ist es selbstredend aber nun doch nicht.

Das S04-Kaderteam: Rene Grotus, Jochen Schneider und Michael Reschke
Das S04-Kaderteam: Rene Grotus, Jochen Schneider und Michael Reschke / TF-Images/Getty Images

Beim FC Schalke 04 läuft dieser Vorgang zurzeit ebenfalls ab, wenn nicht sogar auf einer noch höheren Stufe: Nachdem Sportvorstand Jochen Schneider schon vor einigen Wochen sehr überzeugt von Mark Uth und Sebastian Rudy sprach, schließlich seien sie "gestandene Bundesliga-Spieler", wiederholte er sein Mantra vor einigen Tagen erneut.

"Sebastian [Rudy] hat in der vergangenen Saison erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welch hervorragender Fußballer er ist", schwärmte Schneider gegenüber der Bild. Ein so dickes Auftragen ist in der Regel eher ein Zeichen, dass ein Abschied bevorsteht oder er zumindest anvisiert ist.

Schalke-Rückkehrer vor neuer Chance? Bentaleb bislang außen vor

Was aber ist mit Nabil Bentaleb? Während auch ein Mark Uth wieder in die S04-Offensive eingegliedert werden soll, Hamza Mendyl sogar überraschenderweise doch noch den Linksverteidiger-Backup zu Bastian Oczipka geben könnte und auch Steven Skrzybski eine Chance in der Vorbereitung erhält, halten sich Schneider und auch Trainer David Wagner bedeckt, was die Zukunft des 25-jährigen Algeriers betrifft.

Bislang war der Plan klar: Schalke wollte sich von Bentaleb trennen. Zu viel war vorgefallen in den letzten Jahren. Von Disziplinlosigkeiten bis hin zum im Team spürbaren Egoismus war die Rede, während der eigentlich sehr feine Fußballer zu selten auf dem Platz zeigen konnte, welchen Stellenwert er eigentlich bekleiden könnte.

Nabil Bentaleb trainierte auf Schalke nur noch mit der U23
Nabil Bentaleb trainierte auf Schalke nur noch mit der U23 / TF-Images/Getty Images

Fakt ist: Wie auch Rudy (etwa sechs Millionen Euro) gehört der zuletzt an Newcastle United verliehene Mittelfeldspieler zu den absoluten Top-Verdienern bei Königsblau. Um die fünf Millionen Euro soll er jährlich verdienen - für S04 in der aktuellen Situation viel zu viel, als dass ein Verbleib finanziell gerechtfertigt wäre.

Dementsprechend logisch wäre allerdings auch eine Trennung von Rudy. Der bekommt in letzter Zeit aber gefühlt täglich versichert, wie sehr ihn Schalke doch benötigt. Wagner bezeichnete ihn beim gestrigen Trainingsauftakt als "richtig feinen Fußballer", als einen "schlauen Spieler". Der Coach weiter: "Er ist kein Trottel, wir keine Arschlöcher - ein Neu-Start ist definitiv möglich."

Möglich heißt zwar nicht gesichert oder ihm garantiert, aber so dick wie die S04-Verantwortlichen gegenüber dem 30-Jährigen auftragen, der eigentlich nicht einmal zum anvisierten Spielstil passt und noch zwölf Millionen Euro an Gehalt kosten würde, fragt man sich unweigerlich, ob nicht auch Bentaleb eine Zukunft in der Mannschaft haben kann.

Bentaleb hat keine Zukunft mehr auf Schalke - ebenso wenig wie der umschwärmte Rudy

Die Antwort ist nein. Kurz, aber fußballerisch doch schmerzhaft, nein.

Wie bereits erwähnt: Zwischen dem Verein und ihm ist zu viel vorgefallen, das Tischtuch ist zerschnitten. Schon im letzten Sommer hätten Wagner und Schneider ihm eine neue Chance geben können, was sie nicht taten. Die Leistungen, die er in Newcastle aufgeboten hat, waren ebenfalls nicht so atemberaubend gut, dass sie es sich - immer mit der wirtschaftlichen Lage vor Augen - noch einmal anders überlegt haben könnten.

Bentaleb stand in Newcastle zunächst vor einem Verbleib
Bentaleb stand in Newcastle zunächst vor einem Verbleib / James Williamson - AMA/Getty Images

Allerdings ist sein Verbleib bei den Magpies deutlich unwahrscheinlicher geworden, da die finanzielle Übernahme des Klubs gescheitert ist. Somit wird sich der Klub aus der Premier League zunächst ordnen müssen: Das Budget muss stehen und die Situation im Kader genau bewertet werden. Bis dato war anzunehmen, dass Newcastle Bentaleb gerne halten würde - zwar unter der Kaufoption von zehn Millionen Euro, aber ein Verbleib schien das Ziel zu sein. Auch das steht nun auf der Kippe.

Mit Schalkes bestehendem Ziel, eine endgültige Trennung und somit einen Schlussstrich in dieser Sommerpause zu erreichen, muss allerdings erneut der Vergleich zu Rudy gezogen werden. Der deutsche Nationalspieler bekommt zwar viel Lob und deutliche Worte, doch schlussendlich wird auch bei ihm ein Abnehmer gesucht - alles andere wäre nicht zu verantworten.

Wieder auf Schalke: Sebastian Rudy beim Trainingsauftakt des S04
Wieder auf Schalke: Sebastian Rudy beim Trainingsauftakt des S04 / DeFodi Images/Getty Images

Das einzusparende Gehalt steht eindeutig im Fokus, so auch bei Bentaleb. Beide können sportlich nicht rechtfertigen, was sie dem klammen Schalke kosten würden. Die Lobeshymnen bekommt Rudy wohl nur aus dem Grund, dass er bereits wieder in Gelsenkirchen ist und trainiert. Sobald der Algerier am 12. August ins Training einsteigt (sollte bis dahin keine Zukunftslösung gefunden sein), wird es derartige Sätze auch zu ihm geben. Was im Hintergrund passiert, welche Pläne geschmiedet, beibehalten oder verworfen werden, ist und bleibt im Tagesgeschäft Fußball etwas ganz anderes.