Kölns Ausgleich gegen Werder: Torwartfehler oder klares Foul?

Die Szene, die zum Kölner Ausgleich führte, ist und bleibt strittig
Die Szene, die zum Kölner Ausgleich führte, ist und bleibt strittig / Lars Baron/Getty Images
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Werder Bremen verpasste zu Gast beim 1. FC Köln den ersten Lucky Punch im Kampf um den frühzeitigen Klassenerhalt. Der strittige 1:1-Ausgleich durch Jonas Hector führte dabei naturgemäß zu hitzigen Diskussionen noch weit nach Spielende. Die allgegenwärtige Frage: Torwartfehler von oder klares Foul an Jiri Pavlenka? Der Videobeweis kommt so oder so nicht makellos davon.


Beinahe hätte es geklappt, mit dem ersten Sieg des SVW im Kölner Rheinenergiestadion seit Dezember 2005. Glückliche Bremer hatten sich bereits auf eine entspannte Rückfahrt in die Hansestadt eingestellt, als ganz plötzlich der Ball vor Jonas Hector landete. Nach einem Luft-Zweikampf zwischen Werder-Schlussmann Jiri Pavlenka und Effzeh-Angreifer Emmanuel Dennis musste der einstige Nationalspieler den Ball lediglich ins leere Tor bugsieren.

Doch was war genau passiert? Minute 83, hohe Flanke aus dem Halbfeld, der Ball senkt sich auf Höhe des Fünfers, etwas weiter vorne. Pavlenka und Dennis steigen zum Ball hoch, prasseln aneinander und der Ball findet den Weg zu Hector. Werders Keeper fällt zu Boden und beschwert sich lautstark bei Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck. Denn Dennis trifft mit seinem rechten Arm den Arm des Torhüters und behindert ihn somit leicht bei der Ballannahme.

Foulspiel oder klares Foul? Diffuse Meinungen zwischen Köln und Werder

"Für mich war es kein Foul", erklärte Torschütze Hector bei Sky kurz und knapp. Mannschaftskollege Max Meyer sah das ähnlich und ergänzte: "Dennis ist in der besseren Position, er drückt den Torwart auch nicht weg." Für Effzeh-Coach Markus Gisdol legt die Aktion zumindest einmal Gesprächsstoff an den Tag, "aber niemand kann sich beschweren, dass dieses Tor gezählt hat". Zumal es "des Guten zu viel gewesen" wäre, wenn man aus Kölner Sicht nicht zumindest einen Punkt ergattert hätte.

"Das Unentschieden ist am Ende mehr verdient und der Fußball-Gott scheinbar doch noch da. "

Markus Gisdol via BILD

Die Bremer Seite sieht das natürlich gänzlich anders. "Dennis drückt den Arm von Pavlenka weg - und ein Torwart braucht beide Arme, um einen Ball zu fangen. Deshalb ist es ein klares Foul", begründete Cheftrainer Florian Kohfeldt seinen Unmut.

Florian Kohfeldt
Werder-Coach Florian Kohfeldt (38) fühlte sich vom Videobeweis mal wieder hintergangen / Lars Baron/Getty Images

Am ärgerlichsten erscheint dabei - mal wieder - die Art und Weise, wie der Videobeweis mit der Situation umging. Demnach sei der Treffer lediglich auf Handspiel überprüft worden. Selbiges verriet auch die VAR-Anzeige bei Sky. Auf ein potenzielles Foulspiel wurde gar nicht erst geschaut. Und das, obwohl ein jedes Tor auf alle möglichen Verstöße gecheckt werden sollte.

Für Kohfeldt ist und bleibt somit klar: "Der VAR hätte eingreifen müssen" - und Jöllenbeck sich die Situation zumindest einmal anschauen müssen. Wenn der Schiri es dann immer noch beim Tor belässt, dann ist das eben so.

Kein Foulspiel - VAR dennoch fahrlässig

Denn einen Tag nach der strittigen Aktion dürften sich die emotional bedingten Gemüter des Bremer (Fan-)Lagers neutralisiert haben. Die Schreie pro "Foulspiel" haben sich minimiert. Schaut man ganz neutral auf die Szene, so muss man anerkennen, dass die Armbewegung von Dennis keinesfalls unnatürlich ist. Zudem möchte er Pavlenka nicht absichtlich behindern, sondern lediglich den Kopfball gewinnen.

Da Pavlenka den Ball einfach nicht frühzeitig klären bzw. kontrollieren kann, gewinnt er keine Kontrolle über den Ball. Seit 2012 hat der Torwart keine Sonderrechte mehr im Zweikampf - nicht einmal im Fünfmeterraum. Die ernüchternde Erkenntnis aus Bremer Sicht: Pavlas kommt schlicht zu spät und kann sich nicht adäquat durchsetzen.

Über ein potenzielles Foulspiel muss somit - aus Werder-Sicht - nicht mehr gesprochen werden. Wohl aber über die allgemeine Konstanz und Gleichgültigkeit des VAR. Denn hier nur ein Handspiel zu prüfen, ist fahrlässig.