Köln wegen Sparzwang in der Krise? Keller reagiert auf Transfer-Kritik
- Keller geht auf Kritik auf der Mitgliederversammlung ein
- Kaderplanung für den FC-Sportchef ein "Drahtseilakt"
- Keller sicher: Vertrauen in Trainer und Mannschaft führt zum Erfolg
Von Yannik Möller
Angesichts des schlechten Saisonstarts des 1. FC Köln musste sich Christian Keller bei der Mitgliederversammlung viel Kritik bezüglich der Transfer-Strategie anhören. Anschließend reagierte er auf die Vorwürfe.
Mit lediglich einem einzigen Pünktchen aus den ersten fünf Partien steht der 1. FC Köln auf dem Relegationsplatz. Nur das Torverhältnis sorgt aktuell dafür, dass man nicht einen der zwei direkten Abstiegsplätze belegt.
Steffen Baumgart genießt bei den allermeisten Fans aber weiterhin viel Vertrauen, sodass sich die Kritik an diesem Fehlstart vermehrt auch an Christian Keller und dessen Transfer-Strategie richtet. So geschehen auch bei der Mitgliederversammlung am Mittwochabend. Der Hauptkritikpunkt: Mit den Abgängen etwa von Jonas Hector und Ellyes Skhiri habe man viel Qualität verloren, während es vernünftige Gewinne zu verzeichnen gab - und trotzdem wurde kaum in den Kader investiert.
Somit wurde Keller teilweise im direkten Zusammenhang mit dem sich früh in der Saison abzeichnenden Abstiegskampf genannt.
Keller erklärt die Kölner Transfer-Strategie: Ein "Drahtseilakt" zwischen finanzieller Gesundheit und sportlichen Ambitionen
Der Sport-Geschäftsführer des Effzeh reagierte anschließend auf diese kritischen Wortbeiträge. Dabei zeigte er sich aber nicht gereizt oder persönlich angegriffen. Stattdessen erklärte er die Hintergründe hinter dieser Transfer-Strategie (Stimmen via geissblog.koeln).
Zum angeblichen Kaputtsparen des Klubs sagte er: "Es ist total wichtig, dass wir den Kader-Etat massiv reduziert haben. Die Überlebensfähigkeit wäre akut gefährdet gewesen. Das ist keine Polemik, das sind nackte Fakten." Der Etat wurde demnach um etwa 25 Prozent, umgerechnet 15 Millionen Euro, reduziert. Die Gewinne entsprachen jedoch 12,4 Millionen Euro - sodass dieses Plus ohne die Einsparungen überhaupt nicht möglich gewesen wäre.
Alternativen, so Keller weiter, hätte es nur zwei gegeben: Entweder ein Investoreneinstieg, oder sich mit Blick auf die Zukunft verschulden. Beispielsweise mit dem Vorziehen von Sponsorengeldern. Insbesondere zum Investoreneinstieg stellte er klar: "Wir sind uns alle einig, dass der FC das nicht machen möchte."
Grundsätzlich könne man über die Prioritäten gerne streiten, führte Keller weiter aus, ehe er betonte: "Wir sagen aber: Wir können das nicht weitermachen - weil unsere größte Aufgabe nicht ein möglichst guter Tabellenplatz im Hier und Jetzt ist, sondern die Überlebensfähigkeit des 1. FC Köln zu sichern."
Somit muss also nicht nur der Etat gesenkt, sondern auch die Ausgaben für neue Spieler möglichst niedrig gehalten werden. "Wir kaufen nicht im höchsten Regal ein", stellte der Köln-Manager entsprechend fest.
Daher mangele es etwa an Erfahrung im Kader, was zu weniger Konstanz in den Ergebnissen führt. "Ich weiß aber, weil ich die Mannschaft und das Trainerteam jeden Tag sehe: Die identifizieren sich zu 100 Prozent mit dem FC und geben ihr Bestes für diesen Club", nahm er die Trainer und Spieler in Schutz. Er forderte mehr Zuversicht ein: "Wir müssen dieser Mannschaft und diesem Trainerteam Vertrauen schenken. Im Fußball wird sehr schnell hinterfragt, in den seltensten Fällen ist das erfolgreich. Wenn man Vertrauen gibt, wird das zurückgezahlt."
Die grundsätzliche Mischung aus der Notwendigkeit, den Verein finanziell gesund zu halten, andererseits aber auch sportlich so erfolgreich wie möglich zu sein, bezeichnete Keller als einen "Drahtseilakt". "Wir werden das hinkriegen, wenn wir zusammenhalten und zusammen agieren. Dann ist die Wahrscheinlichkeit immens hoch, dass wir es diese Saison wieder hinkriegen", so der 44-Jährige weiter, der damit den eingeschlagenen Kurs verteidigte.
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